Von Thomas Egger und Prof. Dr. Marc Höglinger
Strukturierte Behandlungsprogramme, sogenannte Disease-Management-Programme (DMP), leisten einen wichtigen Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen und kosteneffizienten Versorgung chronisch kranker Patient:innen. Im Auftrag der SWICA untersucht das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (WIG) seit sechs Jahren das Diabetes-DMP von Medbase hinsichtlich Behandlungsqualität und Wirtschaftlichkeit. Die mittlerweile sechsjährige Begleitevaluation liefert wertvolle Erkenntnisse zu den langfristigen Effekten des DMPs – und diese fallen erfreulich positiv aus.
Nachhaltige Verbesserung der Behandlungsqualität und Wirtschaftlichkeit
Unsere Analyse der Abrechnungsdaten zeigt, dass sich die Guideline-Adhärenz der Diabetes-Behandlung substanziell verbessert hat. Dies umfasst die regelmässige Messung des HbA1c-Wertes, ein jährliches Lipidprofil, die Erfassung des Nephropathiestatus sowie eine zweijährliche Augenarztkontrolle. Seit der Einführung des DMPs im Jahr 2018 hat sich der Anteil der Patient:innen mit vollständiger Guideline-Adhärenz um fünf bis elf Prozentpunkte gegenüber der Kontrollgruppe, welche nicht in einem Managed-Care-Programm (Hausarzt- oder HMO-Modell) versichert sind, verbessert (Abbildung 1). Dieser positive Effekt zeigte sich unmittelbar nach der Einführung des DMPs und blieb danach stabil oder nahm leicht zu. Dies unterstreicht den nachhaltigen Effekt des DMPs auf die Versorgungsqualität der Diabetiker:innen, die in Medbase Praxen mit einem DMP behandelt werden. Bzgl. Hospitalisierungsrisiko zeigte sich dagegen kein Effekt.
Die Gesundheitskosten stiegen bei Patient:innen im DMP deutlich moderater als in der Kontrollgruppe. Ab dem dritten Jahr nach Einführung des DMPs lagen die jährlichen relativen Einsparungen bei etwa CHF 1’500 bis CHF 2’000 pro Patient:in. Im Jahr 2023 betrug der Spareffekt CHF 1’869 – das entspricht 12% der durchschnittlichen jährlichen Kosten der Kontrollgruppe (Abbildung 1).

Behandlungsqualität oder Datenqualität?
Die Behandlungsqualität wurde zusätzlich auch mittels Prozess- und Outcome-Daten der Medbase-Praxen evaluiert, wobei Kriterien der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED) betrachtet wurden. Die von der SGED definierten Zielwerte wurden insgesamt nicht erreicht. Im Jahr 2023 zeigten immerhin sieben der elf Kriterien Verbesserungen seit Einführung des DMPs. Die Resultate widerspiegeln derzeit jedoch eher Schwankungen in der Datenqualität und veränderte Einschlusskriterien, als tatsächliche Veränderungen in der Behandlungsqualität. Die systematische und korrekte Erfassung von Qualitätsdaten ist für Praxen eine grosse Herausforderung. Umso wichtiger sind Abrechnungsdaten als robuste und kontinuierlich verfügbare Ergänzung zur Qualitätsmessung.
Zusammenarbeit von Grundversorgern, Krankenversicherung und Forschung
Die kontinuierliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Medbase, SWICA und dem WIG zeigt, was möglich ist, wenn Versorger, Versicherer und Forschung an einem Strang ziehen: Eine Verbesserung der Behandlungsqualität zugunsten der Patient:innen und gleichzeitig gedämpftem Kostenwachstum. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse das Potenzial strukturierter Behandlungsprogramme und betonen die Bedeutung derer konsequenter Umsetzung und kontinuierlicher datenbasierter Weiterentwicklung.
Der detaillierte Bericht: https://doi.org/10.21256/zhaw-32830.
Thomas Egger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team Versorgungsforschung
Marc Höglinger ist Co-Leiter des Teams Versorgungsforschung