Von Irene Kobler und Flurina Meier
Wer kommt für die Kosten auf, wenn ich Spitex beziehen oder ins Pflegeheim eintreten muss? Welche Möglichkeiten habe ich, wenn das Geld nicht mehr reicht, um meinen Pflegeheimaufenthalt zu decken? Viele Betroffene und deren Angehörige finden sich in der Pflegefinanzierung nicht zurecht. Daher ist es umso wichtiger, dass Fachpersonen, die in Zukunft im Sozial- und Gesundheitswesen tätig sein werden, im Studium fundierte Kenntnisse über die Pflegefinanzierung erwerben. Zur Ergänzung unserer Lehrtätigkeit haben wir zusammen mit dem Departement Soziale Arbeit ein Erklärvideo für die Lehre und Weiterbildung erstellt, welches auch anderen Interessierten erste Einblicke in die Pflegefinanzierung geben kann.
Finanzierung der Pflege: Ein Blick auf die verschiedenen Quellen und ihre Bedeutung
Die Finanzierung von Pflegeleistungen wird durch verschiedene Quellen sichergestellt: die öffentliche Hand, die obligatorische Krankenversicherung und die Eigenmittel der Pflegebedürftigen. Je nachdem ob stationäre oder ambulante Leistungen in Anspruch genommen werden und abhängig vom Wohnkanton unterscheiden sich deren Beiträge an die Kosten. In der Pflegefinanzierung gibt es daher nicht nur ein Gesundheitssystem, sondern eher 26 Systeme. Für Personen, deren Altersvorsorge nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten respektive die Heimkosten zu finanzieren, spielen zudem Ergänzungsleistungen eine zentrale Rolle.
Erklärvideo zur Vermittlung der Pflegefinanzierung
Angehende Fachpersonen im Gesundheits- und Sozialwesen stehen vor der Herausforderung, die Vielschichtigkeit der Pflegefinanzierung und ihre widersprüchlichen Anreize zu verstehen, um Betroffenen bei Fragen weiterhelfen zu können. Um die Vermittlung dieser komplexen Thematik zu erleichtern, haben wir im Rahmen einer interdepartementalen Zusammenarbeit an der ZHAW ein Erklärvideo erstellt, welches anhand eines anschaulichen Fallbeispiels die wichtigsten Aspekte der Pflegefinanzierung verständlich erklärt. Wir gehen darin auf die verschiedenen Finanzierungsquellen ein, die in der Schweiz für Pflegeleistungen zur Verfügung stehen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Unterschiede zwischen der Finanzierung der Pflege zu Hause und derjenigen im Pflegeheim gelegt. Zudem wird aufgezeigt, wer Anspruch auf Ergänzungsleistungen hat und welche Rolle sie bei der Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs zur Pflege spielen.
Indem wir die Mechanismen der Pflegefinanzierung aufschlüsseln, möchten wir dazu beitragen, dass zukünftige Fachkräfte gut gerüstet sind, um die die Fragen ihrer Patient:innen und Klient:innen kompetent zu beantworten. Fundiertes Wissen rund um die Ergänzungsleistungen hilft zudem, besser zu verstehen, wie Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln unterstützt werden können.
Ein partizipativer Ansatz unterstützt ein zielgruppenorientiertes Produkt
Das Erklärvideo soll vor allem den Studierenden nützen. Daher wurde es mithilfe eines partizipativen Ansatzes entwickelt. Neben Expert:innen in den Bereichen Pflegefinanzierung Flurina Meier, Irene Kobler und Sozialversicherungsrecht Uwe Koch wurden Studierende aktiv in den Entstehungsprozess eingebunden. So war eine Pflege-Studentin Melanie Rotschi m Projektteam vertreten. Zudem wurde zu Beginn des Projektes ein Workshop mit ZHAW-Studierenden aus sozialen und gesundheitlichen Studiengängen durchgeführt, um die Bedürfnisse der Zielgruppe des Erklärvideos von Anfang an in die Entwicklung des Videos mit einzubeziehen.
Schauen Sie sich unser Erklärvideo an und vertiefen Sie Ihr Verständnis für die Pflegefinanzierung in der Schweiz. Denn je besser dieses Thema verstanden wird, desto besser können Sie selbst für sich oder Ihre Angehörigen entscheiden, wie Sie im Alter versorgt werden möchten und welche Entscheidungen es noch braucht um die kommende demografische Veränderung finanzieren zu können.
Das Projekt wurde finanziert durch AGe, dem Schwerpunkt zur angewandten Gerontologie der ZHAW.
Irene Kobler und Flurina Meier sind wissenschaftliche Mitarbeitende im Team Versorgungsforschung am WIG.
Melanie Rotschi studiert Pflege und ist wissenschaftliche Mitarbeitende im Team Management im Gesundheitswesen am WIG in Teilzeit.
Uwe Koch ist Dozent Bachelor und Weiterbildung im Bereich Sozialpolitik und Sozialversicherungen an der ZHAW Soziale Arbeit.