Von Yamilée Schwitter und Cassandra Waech
Das Thema der Herbsttagung der Universität Bern lautete «Flexibilisierung der Hochschulweiterbildung». Zu Beginn wurde als Erstes die Frage gestellt, was Flexibilität in der Weiterbildung genau bedeutet. Dafür wurde ein Blick über den Tellerrand in andere Branchen gewagt und Flexibilität beispielsweise anhand der bekannten Edelmöbelfirma «USM» erklärt, welche mit fixen, aber ausbaubaren Modulen arbeitet. Die Kunden können aufgrund der diversen Module sozusagen im Baukastensystem flexibel ein individuell zugeschnittenes Möbelstück zusammenstellen – und dies (falls gewünscht) auch nach Jahren um einzelne Module ergänzen. Echte Flexibilität setzt also Modularität voraus und findet in drei Dimensionen statt: Inhalt, Zeit und Raum.
Inhaltliche Flexibilität als zentraler Punkt
Flexibel sein bedeutet Wahlmöglichkeiten zu haben. Bei einem modularen Studienprogramm können die Teilnehmenden zugeschnitten auf ihre individuellen Bedürfnisse aus verschiedenen fixen Modulen auswählen. Die Inhalte sind ausbaubar in Tiefe oder Breite – eine Spezialisierung oder Ergänzung ist also möglich. Dies ist wichtig, weil die Lebensläufe der Teilnehmenden heute so individuell sind, wie die Teilnehmenden selbst – dafür benötigt es ein System, das dieser Vielfalt gerecht wird.
Zeitliche und räumliche Aspekte
Eine weitere Dimension ist die Zeit. Wie lange dauert eine Weiterbildung? Wann findet diese statt? Wie gut sind die Abfolgen der Lerneinheiten mit Beruf, Familie und Freizeit verein- und planbar? Ist die Möglichkeit da, zeitlich – und allenfalls auch finanziell – in einen ganzen MAS zu investieren, oder passt vorerst nur ein CAS in die persönliche Planung?
Auch die Dimension Raum findet heute immer mehr an Bedeutung. Wo findet die Weiterbildung statt? Gibt es virtuelle Räume, die ortsunabhängiges Lernen ermöglichen?
Entwicklung und Nachfrage von Flexibilität auf dem Markt
Die Erläuterungen der Dimensionen legen nahe, dass die Flexibilisierung in der Hochschulweiterbildung angekommen und nicht mehr weg zu denken ist. Es gibt aber Grenzen: Flexibilisierung hört dort auf, wo Beliebigkeit beginnt. Qualität wird in der Hochschulweiterbildung nach wie vor grossgeschrieben. So muss beispielweise für Arbeitnehmende die Anschlussfähigkeit, sprich das Anerkennen von Leistungen, stimmen und für die Arbeitgeber das Learning Outcome. Weiterbildungsabschlüsse müssen weiterhin kategorisier- und vergleichbar sein. Dabei verlassen sich die Arbeitgeber bei Hochschulweiterbildungsabschlüssen auf ein hohes Leistungsniveau gepaart mit hoher Wissenschaftlichkeit und Praxisnähe.
Und wo stehen wir derzeit?
Das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie hat mit seinen modularen CAS schon früh die Grundpfeiler für die Flexibilisierung gelegt. Schnell kann auf Veränderungen im Markt reagiert werden, etwa durch Ergänzung neuer Module oder Lerneinheiten. Davon profitieren auch die Teilnehmenden: Neben mehr Wahlmöglichkeiten ermöglicht es ihnen, auf veränderte Anforderungen im Job zu reagieren, indem sie beispielsweise einen ursprünglich gewählten CAS durch einen anderen ersetzen.
Die Kehrseite der Medaille: Viele Wahlmöglichkeiten bedeuten auch «die Qual der Wahl» und können überfordern. Da empfiehlt sich eine Studienberatung. Wichtig ist nicht nur, wohin die Weiterbildungsreise gehen soll, sondern auch woher man kommt, beziehungsweise was man mitbringt. Eine persönliche Beratung ermöglicht eine zugeschnittene Weiterbildung, die wirklich passt.
Echte Modularität bedeutet: Heute eine gute Wahlzusammensetzung als Basis schaffen, um in zukünftigen Jahren weiter darauf aufbauen zu können. Dies legt die Grundlage für lebenslanges Lernen und damit die Möglichkeit zur stetigen Kompetenzerweiterung, um dem Wandel der Zeit stets angemessen begegnen zu können.
Yamilée Schwitter und Cassandra Waech, sind Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und
Studienleitung MAS und CAS im Team Weiterbildung am WIG.