Social Media – ein grosses Thema bei den Millennials: Auf Plattformen wie beispielsweise Instagram zeigen sich User(innen) von ihrer besten Seite und laden verschiedenste Fotos auf ihr Profil. Sie wollen sich mitteilen und ihren Followern Einblicke in ihren Alltag geben. Sehr schnell entsteht der Drang, sich zu vergleichen: Wer hat die schönste Reise gemacht, die aufregendsten Sportaktivitäten durchgeführt, sich am schicksten gekleidet. Diesen Drang, sich ständig zu vergleichen, gibt es auch im Gesundheitswesen. Dabei passieren aber methodisch jede Menge unnötige Fehler. Einen davon wollen wir in diesem Blog beseitigen.
Das Problem der Vergleichbarkeit
Für mich ist Vergleichbarkeit, wenn ich etwas gegeneinander abwägen kann oder Übereinstimmungen und Unterschiede feststelle. Ich vergleiche auch gerne, um mich am Schluss des Tages für eine Variante zu entscheiden. Das hört sich doch einfach an. Wo liegt denn jetzt das Problem? Oft gibt es keine objektiven Masse für die Vergleichbarkeit, weshalb unsere Vergleiche meistens subjektiv sind. Dies ist aber problematisch, wenn wir Wirtschaftsdaten vergleichen und damit wissenschaftliche Aussagen machen wollen. Häufig sind solche Daten, wie beispielsweise Gesundheitsausgaben, vorteilhaft dargestellt, um zum Beispiel politische Ziele zu verfolgen. Deshalb ist ein objektives Mass wichtig.
Ich möchte die Gesundheitsausgaben in der Schweiz (pro Kopf) mit denen in Deutschland (pro Kopf) vergleichen, um herauszufinden, in welchem Land die Kosten mehr ansteigen. Dazu finde ich je eine Abbildung aus zwei verschiedenen Quellen:
Ohne die Grafiken lange studieren zu müssen erkenne ich, dass die Gesundheitsausgaben (pro Kopf) sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland steigen.
«Die Gesundheitsausgaben (pro Kopf, Monat) in der Schweiz haben sich zwischen 1990 und 2016 von CHF 350 auf 800 erhöht»
«Die Gesundheitsausgaben (pro Kopf, Jahr) in Deutschland haben sich zwischen 1996 und 2016 von EUR 2’390 auf 4’205 erhöht»
Aber in welchem Land steigen die Kosten jetzt mehr? Dieses Beispiel zeigt einen unvergleichbaren Zustand, da unterschiedliche Zeiträume und Einheiten (CHF vs. EUR; monatlich vs. jährlich) angegeben sind.
CAGR ist die Lösung!
In dem Buch «Management im Gesundheitswesen: Die Schweiz» wird die jährliche Wachstumsrate CAGR (englisch: Compound Annual Growth Rate) vorgestellt. Diese bezeichnet das mittlere Wachstum in Prozent von einer zu beschreibenden Grösse (Durchschnittswert). Der Vorteil dieser Kennzahl ist die Anschaulichkeit und Vergleichbarkeit untereinander durch die Bestimmung auf ein Jahr.
Mit der jährlichen Wachstumsrate lässt sich jetzt trotz unterschiedlicher Zeitangaben und Einheiten auf einen Blick erkennen, dass die Gesundheitsausgaben in der Schweiz (3.23%) im Mittel jährlich leicht mehr ansteigen als in Deutschland (3.04%).
Fazit: In sozialen Netzwerken wie Instagram werden wir uns natürlich weiterhin basierend auf subjektiven Kriterien vergleichen. Jedoch bietet uns CAGR ein Tool, mit dem objektive Vergleichswerte geschaffen werden und anschliessend für wissenschaftliche Studien verwendet werden können.
Sina Berger ist Wissenschaftliche Assistentin am WIG.
Quelle: Angerer, Alfred, and Florian Liberatore. Management im Gesundheitswesen: die Schweiz. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2018.