Wie fit ist unser Gesundheitswesen? Der neue Digital Health Report sagt es Ihnen!

Von Prof. Dr. Alfred Angerer

Wer als Organisation im Gesundheitswesen erfolgreich bleiben will, sollte seine Fitness neu denken. Wirklich entscheidend ist die digitale Fitness. Doch viele Fragen sind offen: Wie trainiert man eine gesamte Organisation? Wie agil sind die Mitarbeitenden? Und wie setzen wir moderne Technologien geschickt ein?

Genau das misst der Digital Health Report 2025/2026 – mittlerweile der fünfte in unserer Reihe. Und ja: Wir haben erneut sehr genau hingeschaut, wie es um die digitale Zukunftsfähigkeit der Schweiz steht.

Ein Blick in die Ergebnisse – kompakt und überraschend

Der Report betrachtet die digitale Fitness von sechs Akteursgruppen: Apotheken, Arztpraxen, Krankenversicherern, Pharma-Industrie, Spitäler und Spitex. Das Buch orientiert sich an der MTDO-Logik (Mensch, Technologie & Daten, Organisation), die wir im SHIFT-Projekt entwickelt haben (www.future.hospital).

Am Beispiel von drei Kernmethoden gebe ich einen kurzen Einblick in das Buch und seine wichtigsten Erkenntnisse.

1. Die Kano-Methode: Was Bürgerinnen und Bürger wirklich wollen

Mit der Kano-Methode lässt sich herausfinden, welche digitalen Angebote Bürger:innen begeistern – und welche einfach nur Pflichtprogramm sind. Ein Auszug aus den Ergebnissen bei den Krankenversicherern:

  • Digitales Rechnungsmanagement ist ein klassisches Basismerkmal: Es muss einfach funktionieren.
  • Telemedizinische Geräte gelten als indifferente Merkmale: Den Befragten war es weitgehend egal, ob die Versicherer diese anbieten.
  • Personalisierte Präventionsangebote landen als Begeisterungsmerkmale ganz oben. Die Bevölkerung wünscht sich massgeschneiderte Tipps aus ihren Abrechnungsdaten.
    Nur schade, dass genau das in der Schweiz derzeit verboten ist – Ironie des Gesundheitssystems, einmal mehr.
Abbildung 1: Die Kano Befragung zum Thema Krankenversicherungen (S. 62 im Report)

2. Empathiekarten: Was Mitarbeitende denken, fühlen und wirklich brauchen

Damit Organisationen nicht nur technologisch, sondern auch kulturell fit bleiben, haben wir Mitarbeitende mit Empathiekarten zu Wort kommen lassen:
Was hören sie im Arbeitsalltag? Was belastet sie? Was motiviert sie? Was tun sie trotz Hindernissen? Am Beispiel der Apotheken zeigte dieses Tool klar: Die Mitarbeitenden wünschen sich grundsätzlich eine digitale Transformation – doch mangelnde Interoperabilität der Systeme sowie unklare regulatorische Anforderungen machen ihnen den Alltag unnötig schwer.

Abbildung 2: Die Empathiekarte von Mitarbeitenden von Apotheken (S. 40 im Report)

3. Digitaler Reifegrad: Der grosse Fitness-Check

Zum ersten Mal messen wir die digitale Fitness entlang des MTDO-Modells. Die Auswertung über alle sechs Akteursgruppen zeigt ein deutliches Bild:

  • Vorne dabei: Pharma & Krankenversicherer
  • Mittelfeld: Spitäler & Spitex
  • Schlusslicht: Apotheken & Arztpraxen
Abbildung 3: Der Durchschnittliche Reifegrad der 6 Akteuren (S. 34 im Report)

Ein Gesamtbild mit Licht und Schatten: Ja, es gibt Fortschritte – aber das Tempo reicht nicht, um international mitzuhalten. Immerhin zeigen sich drei Hoffnungsbotschaften: eine anhaltend hohe Offenheit der Bevölkerung und Mitarbeitenden gegenüber Digitalisierung, Bewegung in den regulatorischen Rahmenbedingungen und eine lebendige Schweizer Innovationslandschaft.

Mehr erfahren? Ganz einfach.

  • Wer tiefer in die Resultate eintauchen will: Hier geht’s zum vollständigen Report  https://www.mwv-berlin.de/meldung/!/id/593
  • Und wer lernen möchte, wie man Digital Health konkret in der Praxis umsetzt: Die ZHAW Digital Health Lab Academy liefert das passende Micro-Training:  www.dh-academy.ch

Über den Autor

Dr. Alfred Angerer ist Professor am Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie der ZHAW und beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens.


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