Von Cécile Grobet
Weihnachten steht vor der Tür – die Zeit der Freude, des Beisammenseins und… der Geschenke. Normalerweise befassen wir uns mit ökonomischen Fragestellungen im Gesundheitswesen. Doch heute wagen wir einen Blick über den Tellerrand, passend zur Jahreszeit. Unsere Frage: Sind Weihnachtsgeschenke eigentlich kosteneffektiv? Bieten sie den Beschenkten wirklich so viel Wert, wie sie kosten? In diesem Beitrag nehmen wir diese Thematik humorvoll, aber dennoch lehrreich, unter die Lupe.
Der Wohlfahrtsverlust: Warum Geschenke ineffizient sein können
Joel Waldfogel (1993) stellte erstmals in seiner Arbeit «The Deadweight Loss of Christmas» fest, dass Weihnachtsgeschenke zu einem Wohlfahrtsverlust führen können: Die Schenkenden geben mehr Geld aus, als die Empfänger:innen bereit wären, für die Geschenke zu zahlen. Laut Waldfogel entsteht der Wohlfahrtsverlust dadurch, dass Schenkende den Wert eines Geschenks aus der eigenen Perspektive bestimmen – und damit danebenliegen können. Ein Pullover für 50 Franken mag für den/die Empfänger:in nur 30 Franken wert sein, was zu einem Wohlfahrtsverlust von 20 Franken führt. Oder der Pullover gefällt der beschenkten Person gar nicht und wandert ordentlich gefaltet und ungetragen im Schrank neben den Kleidungsstücken der Vorjahre. Während das in der Weihnachtszeit nach Grinch-Logik klingen mag, ist die Analyse durchaus ernst gemeint und hat eine lebhafte Debatte unter Ökonom:innen ausgelöst.
Andere Studien wie die von Flynn und Adams (2009) zeigen zudem, dass Schenkende den monetären Wert von Geschenken systematisch überschätzen – sie glauben, teurere Geschenke würden automatisch mehr Freude bereiten. Doch häufig ist dies nicht der Fall.
Gibt es eine Lösung? Effizienter schenken
Waldfogel selbst betonte, dass es Möglichkeiten gibt, den Wohlfahrtsverlust zu reduzieren. Dazu gehören:
- Bescheidenere Geschenke: Anstatt auf teure Überraschungen zu setzen, könnte man auf kleinere, durchdachte Geschenke zurückgreifen. Der emotionale Wert zählt oft mehr als der Preis.
- Wunschlisten: Eine praktische Methode, um sicherzustellen, dass der/die Empfänger:in das bekommt, was er/sie wirklich möchte.
- Bargeld oder Gutscheine: Aus Sicht der ökonomischen Effizienz wäre Bargeld das perfekte Geschenk. Aber seien wir ehrlich – die soziale Norm spricht dagegen. Gutscheine bieten hier einen Kompromiss.
Natürlich lässt sich Weihnachten nicht nur durch ökonomische Effizienz erklären. Geschenke haben einen symbolischen Wert: Sie stärken soziale Bindungen und zeigen Zuneigung. Trotzdem können Wunschlisten oder kleinere Geschenke dabei helfen, den Wohlfahrtsverlust zu reduzieren, ohne den Geist der Weihnachtszeit zu gefährden.
Für uns als Team, das sich mit Kosteneffektivität beschäftigt, ist die Botschaft klar: Schon kleine Gesten können Grosses bewirken – für das Wohl des Geldbeutels und die Freude des Beschenkten. Anstatt auf teure Geschenke zu setzen, lohnt es sich, über Wunschlisten und Bescheidenheit nachzudenken. Schliesslich ist das schönste Geschenk oft die gemeinsame Zeit.
Das ganze WIG-Team wünscht allen Blog-Leser:innen frohe Festtage und hoffentlich viele Geschenke, die Freude bereiten.
Referenzen:
- Waldfogel, J. (1993). The Deadweight Loss of Christmas. American Economic Review, 83(5), 1328–1336.
- Flynn, F. J., & Adams, G. S. (2009). Money Can’t Buy Love: Asymmetric Beliefs about Gift Price and Feelings of Appreciation. Journal of Experimental Social Psychology, 45(2):404-409
- Offenberg, J. (2007). Markets: Gift Cards. Journal of Economic Perspectives, 21(2), 227–238