Jeder fünfte Jugendliche bekundet psychische Gesundheitsprobleme – Kann ein Online-Gruppentraining die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbessern?

Eigene Aufnahme

Von Thomas Egger

Die Zunahme psychischer Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellt weltweit ein wachsendes Problem dar. Laut der Mental Health Foundation (2016) wird ein Fünftel aller Jugendlichen zu irgendeinem Zeitpunkt im Jugendalter psychische Gesundheitsprobleme bekunden. 50% aller psychischen Störungen manifestieren sich bereits bis zum Alter von 14 Jahren, 75% bis zum 24. Lebensjahr (WHO 2023). Trotz der dringenden Notwendigkeit frühzeitiger Interventionen gibt es nur wenige Lösungen, die über Aufklärung oder akute Krisenintervention durch Psychotherapie hinausgehen.

Leicht zugänglich und wenig stigmatisierend

Hier möchte das Online-Gruppentraining «REBEL MIND» von gomental (https://www.gomental.health/), einem Start-up für Mental-Health-Trainings, einen Beitrag leisten. Es handelt sich um ein stärkendes, nicht-medizinisches Angebot für Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren, die mit ihrer psychischen Gesundheit kämpfen, aber keine akute Gefahr für sich selbst oder andere darstellen. Das Programm ist für die Zielgruppe leicht zugänglich, kaum stigmatisierend und lässt sich gut in den Alltag integrieren. Es basiert auf einer Kombination anerkannter Elemente aus Psychotherapie, Sozialwissenschaften, Coaching und Führungstechnik und findet in Online-Gruppen statt. Das Training dauert sechs Wochen und beinhaltet sechs Online-Sessions à 1,5 Stunden. Zwischen den Sessions bearbeiten die Teilnehmenden Aufgaben und unterstützen sich gegenseitig bei diesen.

Welchen Nutzen hat das Online-Gruppentraining?

Wir führten eine Pilot-Evaluation des Programms bei 21 Teilnehmern durch, um dessen Wirkung auf unterschiedliche Mental-Health-Aspekte und die Alltagsbewältigung zu evaluieren und die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem Training und deren Einschätzung zu unterschiedlichen Trainingsinhalten zu erfassen. Die Vorher-Nachher-Analyse zeigt bei etwa einem Drittel der untersuchten Aspekte eine statistisch signifikante Verbesserung zwischen der Zeit vor (Pre) und der Zeit nach dem Training (Post) zwei Monate später. Vor allem in Bezug auf Angst (Abbildung 1), Selbstwert, Einsamkeit und Resilienz haben die Teilnehmenden von dem Online-Gruppentraining profitiert. Bei den anderen Aspekten zeigt sich keine klare Veränderung, Verschlechterungen zeigen sich keine.

Abbildung 1: Angststörung (Generalized Anxiety Disorder 7; GAD-7), Pre = vor dem Training, Post = nach dem Training; * = signifikant, ns = nicht signifikant

Hohe Zufriedenheit und Weiterempfehlung

85% der Teilnehmenden von REBEL MIND berichteten von einer positiven Veränderung ihrer Einstellung zur eigenen psychischen Gesundheit und 95% fanden das Training hilfreich. Die Inhalte wurden von allen Teilnehmenden als relevant eingeschätzt und 91% würden REBEL MIND weiterempfehlen. Nach den Trainings fühlten sie sich befähigt, ihre Emotionen besser zu verstehen und zu akzeptieren.

Thomas Egger ist wissenschaftlicher Assistent im Team Versorgungsforschung am WIG.

Die vollständigen Ergebnisse der Evaluation finden sich im Bericht (https://digitalcollection.zhaw.ch/items/bd5ef732-4158-40c9-87e7-fa63118a47cf). Die Evaluation legt eine Basis für zukünftige Evaluationen und die weitere Entwicklung des Programms REBEL MIND und leistet so einen Beitrag zu Stärkung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Mental Health Foundation. (2016). Fundamental Facts about mental health 2016. https://www.mentalhealth.org.uk/sites/default/files/2022-06/The-Fundamental-facts-about-mental-health-2016.pdf

WHO. (2023, April 28). Adolescent and young adult health. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/adolescents-health-risks-and-solutions


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