Bei KOSMOS space gestalten Menschen aktiv ihren Ruhestand (mit). «Critical Friends» haben mit dem WIG den Verein evaluiert

Bildquelle: © Daniela Finke

Von Irene Kobler

Im Zeitalter des demografischen Wandels wird es immer wichtiger, Räume zu schaffen, in denen ältere Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Der gemeinnützige Verein KOSMOS space (Binningen BL) hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau das zu ermöglichen. Durch Eigeninitiativen und ein breites Spektrum an Kultur-, Bildungs- und Freizeitaktivitäten unterstützt der Verein Menschen über 60 Jahre dabei, ihren Ruhestand aktiv zu gestalten und sich in der Gemeinschaft wohlzufühlen.

Die Idee hinter KOSMOS space ist einfach und dennoch wirkungsvoll: Ältere Menschen sollen nicht nur Konsument:innen von Angeboten sein, sondern aktiv an deren Gestaltung teilhaben. Von Anfang an stand die Beteiligung der Zielgruppe im Mittelpunkt.

Werden die gesetzten Ziele erreicht?

Um sicherzustellen, dass der Verein seine Ziele erreicht, wurde das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (WIG) damit beauftragt, eine Begleitevaluation zu konzipieren. Ganz im Sinne vom KOSMOS space wurde dabei ein innovativer Ansatz verfolgt: die Evaluation wurde nicht durch ein Team des WIG direkt durchgeführt, sondern es wurde eine Gruppe mit Senior:innen ins Leben gerufen, die eine erfahrungsbasierte Evaluation von innen heraus vornehmen sollte. Dabei handelt es sich um einen etablierten Ansatz, der Critical Friends Evaluation genannt wird.

Die ehrenamtliche Critical Friends-Gruppe des KOSMOS space wurde Ende 2020 durch den Vorstand zusammengestellt. Es handelte sich dabei um Personen der Generation 60plus aus dem Raum Basel, die den Wunsch äusserten, KOSMOS space beim Aufbau zu unterstützen.

Wie funktioniert eine Critical Friends Evaluation?

Critical Friends, also kritische Freunde, sind interne Beobachtende, welche den Projektverantwortlichen beratend zur Verfügung stehen, kritische Fragen stellen oder auf Handlungsbedarf hinweisen (Balthasar, 2011). Dabei werden formative und summative Evaluationszwecke kombiniert, d.h. es geht um eine fortlaufende Optimierung der Projektumsetzung und gleichzeitig erfolgt am Ende eine Bilanzierung der Leistungen und Wirkungen.

Kernstück der Evaluation des KOSMOS space bildete das Critical Friends Board. Es bot einen strukturierten Rahmen, um kontinuierliche Verbesserungen zu fördern. Die Hauptziele waren:

  • Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten basierend auf Eindrücken und Beobachtungen
  • Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen
  • Priorisierung der identifizierten Verbesserungsvorschläge
  • Sichtbarmachung der Umsetzung der Verbesserungsvorschläge durch KOMOS space (Vorstand, Geschäftsleitung)

KOSMOS space hat für den Projektaufbau zwei Phasen mit entsprechenden Zielsetzungen definiert: In der Initiationsphase (2022) ging es darum, die Ressourcen bereitzustellen und aufzubauen und die Aktivitäten zu starten und laufend zu verbessern. In der Additionsphase (2023) lag der Fokus auf der Erhöhung der Menge und Vielfalt des Programms und der Verbreitung des Angebots.

Hat sich der Critical-Friends-Ansatz bewährt?

Trotz einiger Herausforderungen, wie der optimalen Zusammensetzung der Evaluationsgruppe und der Rolle der Critical Friends im Gesamtprozess, sind die Critical Friends ein unverzichtbarer Teil von KOSMOS space geworden. Ihr kritischer Blick von innen hat Schwachstellen des Projekts aufgedeckt, wodurch kontinuierlich Verbesserungen implementiert werden konnten. Die Critical Friends waren ein guter Spiegel der Zielgruppe mit unterschiedlichen individuellen Wünschen und Erwartungen an KOSMOS space. Die Vorschläge und umgesetzten Anliegen auf dem Critical Friends Board zeigen, dass der partizipative Prozess als Erfolg betrachtet werden kann. Gleichzeitig hat die Zusammenarbeit zwischen den Critical Friends und dem Vorstand / der Geschäftsleitung sehr gut funktioniert. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass insbesondere die Aufbauphase der Critical Friends-Gruppe von der Corona-Pandemie geprägt war. Der Vorstand konnte die Inputs sehr gut für die Reflexion seiner strategischen Überlegungen nutzen. Auch wurden durch die Critical Friends wichtige Verbesserungen auf operativer Ebene angestossen (bspw. Ausrichtung Newsletter, Aufbau Homepage). Die Einschätzungen der Critical Friends zum Ende der Evaluation zeigen ein differenziertes Bild zum Stand der Umsetzung von KOSMOS space.

Was kann beim nächsten Mal besser gemacht werden?

Die Auswahl der Critical Friends ist entscheidend für den Erfolg dieser Evaluationsform. Die Critical Friends von KOSMOS space waren früh in den Verein involviert und haben beim Aufbau unterstützt. Es hat sich jedoch bei Programmbeginn herausgestellt, dass sie sich überwiegend nicht aktiv an der Programmgestaltung beteiligen und auch nur sporadisch Kurse belegen oder Angebote besuchen. Dies führte zu einer unklaren Rolle der Critical Friends und Missverständnissen über ihre Aufgaben. Der Einbezug von zwei Personen, die selbst Programme anbieten, war daher ein wichtiger Schritt nach vorne.

Irene Kobler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Versorgungsforschung am WIG.


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