Der Digital Health Report 2023/2024: Mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen wagen!

Eigenes Bild

Von Lukas Kurpat, Sina Berger und Prof. Dr. Alfred Angerer

Mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen wagen!

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens eröffnet eine vielversprechende Perspektive: Mit der richtigen Umsetzung bietet sie die Chance auf eine verbesserte Qualität zu geringeren Kosten. Leider ist diese positive Botschaft noch nicht überall angekommen. Nur so erklärt sich, dass die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen noch immer in den Kinderschuhen steckt. Eine der zentralsten Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind die Ängste und Bedenken der Gesellschaft bezüglich der Digitalisierung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Medien durch eine allzu negative Berichterstattung nicht selten in dieselbe Kerbe schlagen und so die negative Grundhaltung befeuern.

Der diesjährige Digital Health Report 2023/2024 setzt genau an diesem Punkt an, indem er das Ziel verfolgt, ein positives Bild der digitalen Gesundheitswelt zu zeichnen. So soll das Interesse an Digital Health geweckt werden. Unter dem Leitbild “Mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen wagen!” fokussiert sich der Report auf die positiven Aspekte der Digitalisierung, ohne dabei potenzielle Risiken und Gefahren auszuklammern. Um mehr Mut und Zuversicht zu schaffen, wurden daher vier zentrale Ziele definiert:

  1. Darstellung des Nutzens von Digital Health für alle Akteur:innen
  2. Generierung eines Verständnisses über die Treiber und Hürden der Digitalisierung
  3. Skizzierung des Umsetzungswegs anhand eines nachvollziehbaren Neun-Punkte-Plans
  4. Schaffung einer positiven Zielvision für unser Gesundheitswesen

Einige der wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Nutzen werden in diesem Beitrag komprimiert vorgestellt.

Sina Berger und Alfred Angerer präsentieren den neu erschienenen Digital Health Report

Der Nutzen von Digital Health für alle Akteur:innen

Der Digital Health Report zeigt auf, dass sich der Nutzen nicht nur bei einzelnen, sondern allen Akteuren des Gesundheitswesens zum Tragen kommt. Die fortschreitende Digitalisierung führt zu erheblicher Qualitäts- und Zeitersparnis für Patient:innen. Gesundheitsdaten sind somit deutlich schneller und in geordneter Struktur verfügbar, wodurch medizinische Fachpersonen genau über bisherige Behandlungen und verabreichte Medikamente der Patient:innen Bescheid wissen. Gefährliche Wechselwirkungen könnten automatisch erkannt und vermieden werden, um nur eines der zahlreichen Nutzenszenarien aufzuzeigen. Eine positive Begleiterscheinung dieses Szenarios ist, dass sich durch die qualitativ hochwertigere und effizientere Betreuung die Kosten für die Patient:innen reduzieren liessen – ein gewichtiger Faktor in Zeiten, die durch stetige Prämienanstiege geprägt sind.

Interviews im Rahmen des Reports mit Fachpersonen aus der Praxis bestätigen ebenfalls, dass durch die Digitalisierung ein erheblicher Nutzen auf Seiten der Mitarbeitenden zu erwarten ist. Viele der heute belastenden Arbeitssituationen lassen sich durch den gezielten Einsatz von Digital-Health-Lösungen verbessern. Effektive Lösungen ermöglichen eine Reduktion der administrativen Last und erleichtern die Kommunikation innerhalb und ausserhalb der Organisationen sowie letztendlich auch die Zusammenarbeit. Die dadurch gewonnene Zeit könnte wieder dem eigentlichen Berufsinhalt zugutekommen, nämlich der Betreuung der Patient:innen.

Damit die Technologien den beschriebenen Nutzen ermöglichen, müssen Hersteller einerseits die Bedürfnisse der Mitarbeitenden genau kennen und andererseits auf eine nahtlose Integrierbarkeit ihrer digitalen Lösung in den klinischen Alltag achten.

Technologische Treiber & Hürden der Digitalisierung

Selbstverständlich hängt das zukünftige Ausmass des Nutzens der Digitalisierung nicht ausschliesslich vom Willen der Gesellschaft ab, sondern ist auch massgeblich von innovativen Technologien abhängig. Gemäss dem Report konnten insgesamt fünf Technologiegruppen identifiziert werden, die ein disruptives Innovationspotenzial haben: Künstliche Intelligenz, Internet der medizinischen Dinge, Robotik, Virtual/Augmented Reality und Distributed-Ledger-Technologie. Eine ausführliche Analyse der Technologien erfolgt im Report.

Neben den Treibern existieren jedoch auch zentrale Hürden. Die zentralen Ängste und Sorgen können dabei grob in drei Punkte zusammengefasst werden:

  1. Die Menschen befürchten, dass die digitale Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen unpersönlich wird,
  2. sie haben Angst vor Überwachung und Datenmissbrauch und/oder
  3. es mangelt ihnen an digitaler Gesundheitskompetenz.

Trotz dieser Hürden lautet die positive Botschaft, dass Sorgen und Ängste durch die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen entkräftet werden können und die Chancen die Risiken deutlich überwiegen. Alle möglichen Lösungsansätze können im Detail im Report nachgelesen werden.

Der Neun-Punkteplan: Mit dem richtigen Umsetzungsweg erfolgreich ans Ziel

Was im Rahmen des Reports ebenfalls deutlich wird, ist, dass selbst die fortschrittlichste Innovation für sich allein noch lange kein Erfolgsgarant ist. Die digitale Transformation des Gesundheitswesens erfordert die Zusammenarbeit vieler Gruppen und Akteure, darunter Organisationen, Bürger:innen sowie die Politik und öffentliche Hand. Aus diesem Grund wurde, um die erfolgreiche Implementierung der Lösungen zu ermöglichen, ein Neun-Punkte-Plan entwickelt. Da für eine so komplexe Aufgabe nicht nur eine Lösung existiert, wurde durch eine Literaturstudie sowie Gespräche mit Fachleuten ein Neun-Punkte-Plan erarbeitet.

Bei der Entwicklung des Neun-Punkte-Plans wurden drei zentrale Prinzipien zugrunde gelegt:

  1. Die digitale Transformation des Gesundheitswesens erfordert die gezielte Zusammenarbeit von drei Hauptgruppen: (a) Bürgern, (b) Gesundheitsorganisationen/-fachleuten und (c) Politik und öffentlicher Hand.
  2. Unser Ansatz beruht darauf, dass die digitale Transformation nicht nur technisch ist. Neben technischem Know-how sind auch die Einstellung (Mindset, “Wollen”) und die rechtlichen Rahmenbedingungen (“Dürfen”) entscheidend. Diese drei Elemente bilden die zweite Dimension unserer Grundsätze.
  3. In der dritten Dimension betrachten wir die Zeit, da der Aufwand und die Dauer der Maßnahmen unterschiedlich sind. Wir unterscheiden zwischen kurzfristigen (2 Jahre), mittelfristigen (3-5 Jahre) und langfristigen (>5 Jahre) Maßnahmen. Diese Zeitrahmen sind jedoch nicht als endgültige Abschlüsse zu verstehen, da die Transformation zu einem digitalen Gesundheitssystem ein langfristiges Generationenprojekt ist.
Abbildung: Die 9 Handlungsmassnahmen für die Digital-Health-Transformation

Eine ausführliche Beschreibung des Neun-Punkte-Plans erfolgt im Report.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Den ausführlichen Digital Health Report 2023/2024 erhalten Sie sowohl in physischer als auch digitaler Version unter folgendem Link: https://www.mwv-berlin.de/meldung/!/id/480

Wer keine Lust hat, die gesamten 200 Seiten des Reports zu lesen, kann sich die Kernbotschaften auch in der 82. Folge des Podcasts «Marktplatz Gesundheitswesen» anhören.

Soundcloud: https://lnkd.in/eUUDrk6R

Spotify: https://lnkd.in/etEWtdPi

Apple Podcasts: https://lnkd.in/eHdd6ryF

Lukas Kurpat ist wissenschaftlicher Assistent im Team Management im Gesundheitswesen.

Sina Berger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Management im Gesundheitswesen.

Alfred Angerer ist Dozent und Leiter im Management im Gesundheitswesen.


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