Veranstaltungsreihe Gesundheitswesen im Wandel: KI als Game-Changer in der Krise des Gesundheitswesens?

Von: ZHAW-Studierende des Masterstudiengangs Business Administration – Major Health Economics and Healthcare Management im Rahmen der Veranstaltungsreihe

Autorinnen: Livia Alig, Lara Jann, Mandy Mathys, Céline Meier, Valentin Rupli, Julian Schärer, Joëlle Trüb

Spätestens seit der wachsenden Bekanntheit von ChatGPT ist die künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Während sich die einen vor den beinahe unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten fürchten, sehen die anderen grosse Potenziale. Sicher ist: digitale Tools, die sich KI-Technologie zu Nutze machen, verbreiten sich gegenwärtig im Eiltempo und werden zunehmend gesellschaftsfähig. Expert:innen sind sich sicher, dass die KI nicht nur ein vorübergehender Trend ist, sondern unser Leben nachhaltig verändern wird. Stösst der Einsatz von KI beispielsweise bei Text- oder Bildbearbeitungsprogrammen durchaus auf breite Akzeptanz, scheint bei der Anwendung von KI im Gesundheitswesen seitens Patient:innen und Fachpersonal noch eine Prise Skepsis mitzuschwingen. Gleichermassen kann KI insbesondere im Gesundheitswesen zur zukünftigen Schlüsseltechnologie werden und die Chance bieten, gegenwärtigen Herausforderungen zu begegnen.

In diesem Blogbeitrag geben wir ZHAW-Studierende des Masterstudiengangs Health Economics and Healthcare Management einen Einblick in die fortschreitende Digitalisierung und wie diese genutzt werden kann, um den aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen. Weiter beleuchten wir das Thema KI gemeinsam mit Expert:innen im Rahmen einer Veranstaltung am 23. Oktober 2023. Wir laden Sie herzlich zu dieser Veranstaltung ein (Anmeldung hier, für mehr Informationen siehe unten).

In den folgenden Anwendungsfeldern rechnen Expert:innen mit grossem Weiterentwicklungspotenzial aufgrund von KI:

Entscheidungsfindung für Diagnosen und Therapiegestaltung

Wie bereits ein früherer WIG-Blogbeitrag aufgezeigt hat, ist die KI (zumindest noch) keineswegs so weit, Gesundheitsfachpersonen zu ersetzen. Jedoch können Fachpersonen unter anderem in der Diagnostik und der Festlegung von Therapiemöglichkeiten durch KI unterstützt werden [3]. So kann KI beispielsweise eine halb-automatisierte Befundung von Bildgebungen durchführen oder aufgrund spezifischer Muster eruieren, welche Therapie wirksam eingesetzt werden kann und damit die Fachexpertise des Personals ergänzen. Bei einer Angiografie (Darstellung von Blutgefässen mit bildgebenden Verfahren) kann zum Beispiel die Untersuchungszeit reduziert werden, indem KI über Berechnungsalgorithmen und erlernte Erfahrungswerte Bilder vervollständigt [2].

Effizienzsteigerung und Produktivität

Indem wiederkehrende administrative Tätigkeiten von der KI übernommen werden, können die vorhandenen Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Nicht nur gelingen dadurch Zeit- und Kosteneinsparungen, sondern auch die Steigerung der Patientenzufriedenheit und Behandlungsqualität [4]. Neue Technologien wie die KI schaffen es, Prozesse zu automatisieren und menschliche Fähigkeiten zu imitieren, was in Zeiten von akutem Fachkräftemangel und Kostendruck neue Chancen für die Gesundheitsbranche eröffnet. Zum Beispiel können KI-gesteuerte Chatbots routinemässige Anfragen von Patient:innen wie Terminvereinbarungen bearbeiten und somit das Fachpersonal entlasten, damit es sich auf komplexere Aufgaben an der Patient:in konzentrieren kann [5].

Medizinischer Nutzen: im Bereich Populationsgesundheit und Krankheitsmanagement

Das menschliche Gehirn kann in bestimmten Bereichen mit der Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit der KI nicht mithalten. Dank der neuen Technologien ergeben sich neue Wege für das Monitoring der Gesundheit ganzer Populationen. Denn mittels KI können Gesundheitsdaten von Populationen gesammelt, verknüpft und effizient analysiert werden. Dank dieser wirkungsvollen Verarbeitung der Daten können Vorhersagen über die Entwicklung der Populationsgesundheit getroffen, Risikofaktoren identifiziert und Präventionsmassnahmen über ganze Bevölkerungsgruppen eingeleitet werden. Die leistungsfähige Datenanalyse von spezifischen Patientengruppen durch KI kann wiederum Hinweise für den Behandlungserfolg von Individualpersonen liefern und Aufschluss für personalisierte Therapiezusammensetzungen geben [1].

Findet die KI in den Gesundheitseinrichtungen aufgrund bestehender Anwendungshürden, fehlenden Regularien und IT-Infrastruktur bisher bescheidenen Anklang, ist der Einsatz von KI in der Medizin- und Pharmatechnik doch bereits etwas weiter fortgeschritten. Beispielsweise wird KI in der Herstellung von Medikamenten eingesetzt. Das äusserst kostenintensive Feld der Medikamentenentwicklung kann dank KI von grossen zeitlichen und monetären Einsparungen profitieren. Um nur ein Einsatzgebiet im Prozess zu nennen, kann KI die Durchführung von klinischen Studien enorm beschleunigen. Dank ihrer Fähigkeit, aus Daten Muster zu erkennen, können automatisiert geeignete Testpersonen von ungeeigneten unterschieden und die optimale Verteilung auf Gruppen sichergestellt werden. Zudem kann die KI frühzeitig warnen, sollte die Studie keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern [3].

Die sich durch den technologischen Fortschritt ändernden Bedürfnisse im Gesundheitswesen nehmen auch Einfluss auf das Feld der Medizintechnik. So können moderne Prothesen dank KI beispielsweise nahezu die ursprüngliche Funktionsfähigkeit zurückbringen und interagieren mit dem menschlichen Gehirn. KI-basierte Medizintechniksteuerung kann sowohl für die Steuerung in Echtzeit (z.B. bei Robotern) als auch für repetitive Abläufe (z.B. bei Kalibrierung von Implantaten) grosse Effizienz- und Geschwindigkeitsvorteile bieten [1];[4].

Die vielversprechende KI-Zukunft hat erst begonnen…

Insgesamt stellt die KI aufgrund der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ein wichtiges Bindeglied zwischen den verschiedenen Teilbereichen der Gesundheitsversorgung dar und lässt Raum für grosse Zukunftsvisionen. Was alles vielversprechend und simpel klingt, zeigt in der Praxis noch einige Schwachpunkte. Bevor die Gesundheitseinrichtungen einen Anreiz zur Nutzung von KI haben, müssen die regulatorischen Rahmenbedingungen wie beispielsweise Datenschutzrichtlinien und ethische Grundsätze geregelt, die Akzeptanz in der Bevölkerung gesteigert und die Sammlung qualitativ hochstehender Daten vereinfacht werden. Wie bei anderen Digitalisierungsprojekten sind ausserdem die initialen Kosten hoch und die Implementierungsphase zeitintensiv, sodass eine organisations-übergreifende Zusammenarbeit notwendig wird [4].

Möchte es der Mensch auch nur ungern zugeben, so muss er ehrlicherweise erkennen, dass die KI insgesamt die menschlichen Fähigkeiten bereits in einigen Bereichen übersteigt oder zumindest gleichwertig erbringt. Trotz steigender Bekanntheit lassen die beinahe unbegrenzten Möglichkeiten von KI auf eine Unkontrolliertheit schliessen, die für den Menschen einen bedrohlichen Charakter aufweist und Bedenken auslösen kann. Gleichwohl bietet die KI richtig eingesetzt grosse Chancen und Erfolgsaussichten für Gesundheitseinrichtungen – zum Wohl der Patient:innen, Gesundheitsfachpersonen und des gesamten Gesundheitssystems.

Sind Sie interessiert, mehr zur Vision eines besseren Gesundheitswesens durch KI zu erfahren?

Am 23. Oktober 2023 findet die zweite Veranstaltung der Veranstaltungsreihe «Digital Health – Die Vision eines besseren Gesundheitswesens» unserer Masterstudierenden des Masterstudiengangs Business Administration – Major Health Economics and Healthcare Management statt. Im Rahmen der Veranstaltung diskutieren die eingeladenen Fachpersonen die Chancen von KI zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung.

Für die Veranstaltung «Digital Health – Die Vision eines besseren Gesundheitswesens» können Sie sich hier direkt anmelden: https://www.zhaw.ch/de/sml/institute-zentren/wig/veranstaltungsdetail/event-news/digital-health-die-vision-eines-besseren-gesundheitswesens/

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe 2023 finden Sie hier: https://www.zhaw.ch/storage/sml/master/ZHAW_SML_Flyer_Veranstaltungen_MSc_BA_Health_23.pdf

Möchten Sie noch mehr zum Thema Digital Health erfahren?

Schon ganz bald erscheint der neue Digital Health Report 2023/24: Mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen wagen!

Hier vormerken: https://www.mwv-berlin.de/produkte/!/title/der-digital-health-report-20232024/id/966

Literaturangaben

[1] BMFB. (2023). Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Bundesministerium für Bildung und Forschung. https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/digitalisierung-und-kunstliche-intelligenz-9461.php

[2] Glauner, P. (2022). Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Grundlagen, Möglichkeiten und Herausforderungen. In R. Grinblat, D. Etterer, & P. Plugmann (Hrsg.), Innovationen im Gesundheitswesen: Rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen und Potentiale (S. 143–160). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33801-5_8

[3] Data Revenue(zuletzt abgerufen: 09.10.2023). Künstliche Intelligenz in der Medizin. Die 4 Top Anwendungen. https://www.datarevenue.com/de-blog/kuenstliche-intelligenz-in-der-medizin

[4] Pfannstiel, M. A. (Hrsg.). (2022). Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Entwicklungen, Beispiele und Perspektiven. Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33597-7

[5] Wittwe, H., Blatter, T., & Leichtle, A. B. (2023). Können KI-Chatbots die Patientenversorgung transformieren? Netzwoche. https://www.netzwoche.ch/news/2023-05-10/koennen-ki-chatbots-die-patientenversorgung-transformieren


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert