Von Thomas Egger
Sport ist gesund für Körper und Seele. Sport stärkt die Muskulatur, die Knochen, das Herz, das Immunsystem, ist gut für die Blutgefässe, das psychische Wohlbefinden und das Gewichtsmanagement. Es gibt Sportarten, welche gut sind für den Körper und Andere, die uns weniger guttun. Was aber generell gilt: zu viel Sport ist ungesund! Noch problematischer wird es, wenn neben einem hohen Trainingsaufwand die Energiezufuhr in Form von Nahrung zu knapp ausfällt. So entsteht eine tiefe Energieverfügbarkeit, die zu einem «relativen Energiedefizit-Syndrom (RED-S)» führen kann.
Was ist die Energieverfügbarkeit und wie beeinflusst sie unsere Gesundheit? Die Energieverfügbarkeit gibt an, wieviel Energie (Kalorien) dem Körper, spezifisch der fettfreien Masse (Muskulatur, Knochen, Gewebe, Nervensystem, etc.), täglich zur Aufrechterhaltung aller nötigen Körperfunktionen zur Verfügung steht. Sie berechnet sich folgendermassen:
Das «relative Energiedefizit-Syndrom (RED-S)»
Abbildung 1 zeigt die Symptome von RED-S:
Das sind zahlreiche Symptome, welche durch eine länger andauernde tiefe Energieverfügbarkeit entstehen können. Symptome auf der linken Seite (gelber Hintergrund) zeigen Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Sie können aber auch Auswirkungen auf die Leistung am Arbeitsplatz in Form von vermehrten Krankheitstagen oder einfach verminderter Produktivität haben. Jene Symptome auf der rechten Seite (blauer Hintergrund) beziehen sich auf körperliche Auswirkungen, welche auch die Leistung beeinträchtigen. Besonders schlimm bei diesen Symptomen: sie sind zum Teil irreversibel, wirken sich negativ auf die Entwicklung aus und stören nachhaltig das Gleichgewicht essenzieller Körperfunktionen.
Ein gesundes Gleichgewicht finden
Es zeigt sich: eine ausreichende Energiezufuhr ist wichtig, das Gleichgewicht zu finden aber manchmal schwierig. Die Auswirkungen einer zu hohen Energiezufuhr und das potenziell entstehende Übergewicht sind für unseren Körper genauso schädlich. Die Menge macht es aus und für ein gesundes Gewichtsmanagement ist es zum Teil auch nötig die Energieverfügbarkeit auf ein suboptimales Niveau zu bringen, jedoch ist es jederzeit zu vermeiden in eine tiefe Energieverfügbarkeit zu rutschen.
Die Nahrungszufuhr sollte immer der körperlichen Betätigung angepasst werden. Dabei muss man meistens nicht rechnen oder Kalorien zählen. Der Körper signalisiert einem ziemlich gut, was er braucht. Spätestens, wenn einzelne «gelbe» Symptome des RED-S einsetzen, sollte man sich aber über die Kalorienzufuhr Gedanken machen, diese erhöhen oder das Trainingsvolumen herunterschrauben.
Thomas Egger ist Wissenschaftlicher Assistent im Team Versorgungsforschung am WIG. Er schrieb und veröffentlichte seine Masterarbeit über die Energieverfügbarkeit von Schweizer Elite-Rollstuhlathleten (https://www.mdpi.com/2072-6643/12/11/3262)
Egger, T., & Flueck, J. L. (2020). Energy Availability in Male and Female Elite Wheelchair Athletes over Seven Consecutive Training Days. Nutrients, 12(11), 3262. https://doi.org/10.3390/nu12113262
Mountjoy, M., Sundgot-Borgen, J. K., Burke, L. M., Ackerman, K. E., Blauwet, C., Constantini, N., Lebrun, C., Lundy, B., Melin, A. K., Meyer, N. L., Sherman, R. T., Tenforde, A. S., Klungland Torstveit, M., & Budgett, R. (2018). IOC consensus statement on relative energy deficiency in sport (RED-S): 2018 update. British journal of sports medicine, 52(11), 687–697. https://doi.org/10.1136/bjsports-2018-099193
Clénin GE, Bandi P, Baumgartner S, Dr.med., Flück J, Harisberger-Schlatter B, Isenschmid B, Gösele A, Noack P, Stute P, von Stokar P. Was ich als Leichtathlet/in über das RED-S wissen sollte. Broschüre von Swiss Athletics. 2022