Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kosten und Nutzen bei Krebsmedikamenten?

Quelle: Colourbox

Von Renato Mattli

In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat ein Autorenteam um Kerstin Vokinger von der Universität Zürich die Preise von Krebsmedikamenten in den USA und vier europäischen Ländern, darunter die Schweiz, mit dem klinischen Nutzen verglichen. Dabei kam Erstaunliches raus.

Die Debatte über die Medikamentenpreise in der Schweiz ist omnipräsent. Die steigenden Gesundheitsausgaben tragen dazu bei, dass die Medikamentenpreise immer mehr unter Druck geraten. Der Preis ist aber nur eine Seite. Ebenso relevant ist die Frage nach dem Nutzen für die Patienten.

Was hat die Studie untersucht?

Die Europäische Gesellschaft für medizinische Onkologie (European Society for Medical Oncology, ESMO) und die Amerikanische Gesellschaft für klinische Onkologie (American Society of Clinical Oncology, ASCO) haben je ein anerkanntes Framework entwickelt, um den Nutzen von Krebs-Therapien für die Patienten zu bewerten: Die ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale (ESMO-MCBS) und das ASCO-Value Framework (ASCO-VF). Der klinische Nutzen gemessen mit diesen beiden Frameworks wurde nun in der Studie von Vokinger et al., 2020 mit den Krebsmedikamentenpreisen in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, England und den USA verglichen. Der Vergleich fokussierte auf Medikamente, die in den Jahren 2009 bis 2017 zugelassen wurden.

Und das Ergebnis?

Insgesamt wurden 65 Medikamente in die Analyse eingeschlossen. Dabei fanden die Autoren keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den monatlichen Behandlungskosten und dem klinischen Nutzen für die Patienten in allen untersuchten Ländern. Deshalb kommen die Autoren zum Schluss, dass die Medikamentenpreise in den untersuchten Ländern besser an den klinischen Nutzen angepasst werden sollten.

Klinische Value Frameworks als Bestandteil von Value-based Pricing?

Die Studie stützt somit die Forderungen nach Value-based Pricing-Systemen. Solche Systeme sind mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden. Trotzdem können die Ergebnisse der Studie dahingehend interpretiert werden, dass klinische Value Frameworks das Potential haben als Bestandteil von Value-based Pricing-Systemen eingesetzt zu werden.

Renato Mattli ist Teamleiter der Fachstelle HTA und gesundheitsökonomische Evaluationen am WIG.


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