Von Olivia Malek
Seit einigen Jahren schwirren im Gesundheitswesen und in den politischen Diskussionen etliche Begriffe wie Managed Care, Integrierte Versorgung, Telemedzin u.v.m. herum. Der synonyme Gebrauch dieser Bezeichnungen trägt zur Begriffsverwirrung bei und führt zu einer inflationären Verwendung. Im vorliegenden Werk, Managed Care Swiss made, haben es die Autoren geschafft, Gesundheitsfachpersonen, aber auch Laien, die Thematik der Integrierten Versorgung im schweizerischem Gesundheitskontext näher zu bringen.
Aus der Geschichte lernen
Innovative kooperierende Versorgungsformen gehören mittlerweile zum Alltag im schweizerischen Gesundheitswesen. Es gibt kaum eine Institution, die sich dem entgegensetzen kann. Das Buch zeigt in anschaulicher Weise, wie sich kooperierende Arbeitsformen in der Gesundheitsleistungserbringung im Zeitverlauf entwickelten. So wird zum Beispiel die heute gängige Kritik des «Schweizer Flickenteppichs» teilweise ausgehebelt. Die Initiatoren von Managed Care galten damals als Pioniere im europäischen Vergleich. Es fehlten exemplarische Beispiele, an denen man sich orientieren konnte. So wählte man das Verfahren der schrittweisen Einführung, um neben der nachhaltigen Etablierung neuer Strukturen auch die Möglichkeit zu haben, bei Bedarf korrigierend einzugreifen.
Als persönliches Fazit ziehe ich daraus, dass wir uns in der Integrierten Versorgung in einem stetigen Wandel befinden, um so die jeweils bestmögliche Behandlung innerhalb der aktuellsten Erkenntnisse und Rahmenbedingungen bieten zu können. Ein fertiges Konstrukt gemäss dem Top-Down-Prinzips wäre angesichts des bisherigen und absehbaren Wandels wohl weniger angebracht.
Forderungen an die Politik
Neben der Darstellung von aktuellen Erfolgen, wie z.B. die vermehrte Integration der Spitäler und Kliniken, sowie zukünftigen Trends, wie z.B. in der hausärztlichen Versorgung, bleiben weiterhin Fragen offen. Das Buch schafft es, diese aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und die Erwartungen der entsprechenden Akteure herauszukristallisieren. Gerade rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen fördern bzw. blockieren innovative Versorgungsformen. Besonders gefällt hierbei, wie in leicht verständlicher Form mit konkreten Vorschlägen der Appell an den Gesetzgeber gerichtet wird. Es ist erfrischend, wie unverblümt und dezidiert die Autoren ihre Kritik äussern.
Verschiedene Akteure = verschiedene Ansichten?
Die einzelnen Kapitel sind kompakt und übersichtlich dargestellt sowie mit erklärenden Grafiken untermalt. Es handelt sich allerdings um kein typisches Lehrbuch. Die didaktische Aufbereitung von Informationen ist hier eher nebensächlich. Vielmehr werden die facettenreichen Ansichten der unterschiedlichen Akteure im Gesundheitswesen untergliedert nach Themenschwerpunkten (Entstehung, Entwicklung, Folgen, ausstehende Fragen und Trends) gezeigt. Folglich braucht es eine gewisse Unbefangenheit und Offenheit der Lesenden sich dem Idealismus der einzelnen Autoren und deren inhaltlichen Herangehensweise anzupassen. Dadurch bleibt das Buch bis zum Schluss informativ und lebhaft und lässt Raum für eigene Einschätzungen und Schlussfolgerungen.
Dieser Umstand hat das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, ZHAW dazu bewogen, das Werk als Standardlektüre im CAS Koordinierte Versorgung im Gesundheitswesen zu integrieren. Denn das grosse Ziel besteht darin, dass wir alle am Ende vom Gleichen reden und das Gleiche wollen! Die Begriffsverwirrung ist entwirrt und es entsteht eine bewusste Freude die Möglichkeiten zu entdecken und aktuelle Entwicklungen in der Integrierten Versorgung selbst mitzugestalten.
Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik [SGGP] (2019). Band 135 – Managed Care Swiss made. Baumberger, E. und J., Huber, F. und Köpe, C. (Hrsg.). Bern: SGGP ISBN 978-3-85707-135-5
Olivia Malek, CAS Studienleitung.