Von Olivia Malek
Wir alle spielen unsere Rollen! Wir spüren tagtäglich und in kurzen Zeitsequenzen, wie wir uns in unterschiedlichen Situationen und sozialen Interaktionen angepasst verhalten und verschiedene Rollen einnehmen. Als Mitarbeiterin begrüsse ich im Büro freundlich meine Arbeitskollegen, als Kundin habe ich mit dem Automechaniker eine Auseinandersetzung über seine Dienstleitung, als Schülerin befolge ich beim Yoga die Anweisungen der Lehrerin, als Mutter versuche ich geduldig auf die Bedürfnisse meiner Kinder einzugehen … Entsprechend der jeweiligen Situation setzen wir unsere «Hüte» auf, aber nie alle zur gleichen Zeit.
Im Rahmen des CAS Personalführung im Gesundheitswesen widmen wir uns diesem spezifischen Thema der Rollenzugehörigkeit einer Führungsperson. Denn wie bei einem guten Schauspieler spielen wir unsere Führungs-Rollen nicht, sondern wir leben diese. Sie sind Teil von uns, und diese Authentizität im Verhalten macht eine gute Führungskraft aus. Werfen wir also einen genaueren Blick auf diese unterschiedlichen Verhaltensweisen.
Welche Rollen gibt es für Führungskräfte?
Eine Führungskraft übernimmt die verschiedensten Rollen: Ganz offensichtlich gilt die Führungskraft zu allererst als Vorgesetzte. Sie leitet ihre Mitarbeitenden und ist verantwortlich für die Ergebnisse und Gesamtleistung des Teams. Eine weitere Rolle ist die der Fachexpertin, welche ihr Fachwissen auf «Augenhöhe» ins Team einbringt und für Effizienz und Effektivität der eigenen Arbeitsleistung sorgt. Die Rolle der Unternehmerin, also das kooperierende Agieren im Sinne des Arbeitsgebers (gelegentlich auch zu Ungunsten der eigenen Mitarbeiter) wird eher ungerne übernommen. Eine Führungsperson wird in den meisten Fällen auch selbst geführt, als Mitarbeiterin. Sie hat die Aufgabe, vorgegebene Ziele zu erfüllen und sich an Vorgaben zu halten. Der Coach ist verantwortlich für die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden. Er begleitet seine Mitarbeitenden, damit sie ihre individuellen Ziele erreichen können: er fördert, fordert, berät, reflektiert und gibt konstruktives Feedback. Zu guter Letzt braucht es die Rolle der Moderatorin, um insbesondere die zwischenmenschlichen Interaktionen zu begleiten. Dabei stehen das Fördern des Teamerlebens, das Entdecken neuer Ideen sowie das Lösen von Konflikten im Vordergrund.
Rollenverständnis
Die Beispiele der sechs Rollen zeigen deutlich, dass diese Rollen nicht immer freiwillig übernommen werden. Oftmals werden sie der Führungsperson aufgedrückt. Umso mehr braucht es eine gewisse Rollenklarheit: Welcher «Hut» wird gerade getragen? Dazu braucht es konkretes Wissen in welchem Führungs- und Organisationsumfeld man sich befindet. Denn erst mit diesem Wissen, können wir unserer Rollen reflektieren und herausfinden, was von uns, als Führungsperson, erwartet wird.
Personenverständnis
Im weiteren Schritt muss man sich im Klaren sein, ob der entsprechende «Hut» auch der individuellen Persönlichkeit entspricht. Denn die Voraussetzung für eine gute Führungsperson ist schliesslich die Authentizität! Um dieser Erkenntnis näher zu kommen, bedarf es einer grundlegenden kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Person: Wie kommuniziere ich? Wie treffe ich Entscheidungen? Wie gehe ich mit meinen Emotionen, mit Stress, mit Veränderungen um? Was für ein Wertemodell lebe ich? Welchen Sinn sehe ich in meiner beruflichen Tätigkeit? Diese Fragen sind nicht immer leicht zu beantworten… Allerdings reicht es für eine erfolgreiche Führungsperson nicht aus, Mitarbeitende nur zu managen. Sie muss die Aufgabe des Führens als Selbstverantwortung begreifen. Und um diesen Weg beschreiten zu können, braucht es Klarheit über die persönlichen Interessen, Werthaltungen, Fähigkeiten und Ressourcen.
Letztendlich braucht es keinen Theaterbesuch, um eine vielfältige schauspielerische Leistung zu erbringen. Wir müssen uns selbst und unsere Mitmenschen beobachten, ihnen die nötige Wertschätzung entgegenbringen und authentisch gegenüberstehen.
Olivia Malek, Studienleitung CAS Personalführung um Gesundheitswesen.
Vielen Dank für den spannenden Beitrag! Sie haben die Rollen einer Führungskraft sehr schön zusammengefasst. In meinen Augen ist eine erfolgreiche Führungskraft auch ein Gestalter (im Gegensatz zum Verwalter). Sie ist offen für Veränderungen sowie Neuerungen und handelt stets als Vorbild für die Mitarbeitenden. Kurz gesagt: Die Führungskraft lebt von und bewirkt Wandel.
“Da pflichte ich Ihnen bei, Herr Mattmann. Damit können wir die Rollen einer Führungskraft um eine weitere ergänzen; die des Gestalters!”
Olivia Malek