Von Stephanie Dosch
Kurz und effektiv! Das Motto «ambulant vor stationär» ist in aller Munde.
Nach einem Beschluss des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) werden ab dem 1. Januar 2019 sechs Gruppen von operativen Eingriffen von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) nur noch vergütet, wenn diese ambulant durchgeführt werden. Ziel ist es, das Wachstum der Gesundheitskosten einzudämmen.
Die medizinische und technologische Entwicklung der letzten Jahrzehnte macht es möglich, stationäre Aufenthalte zu reduzieren. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist ein Anstieg der ambulanten Eingriffe zu verzeichnen. Nicht nur die Zahl der stationären Operationen hat sich verringert, sondern auch die Aufenthaltsdauer im Spital.
Zu beachten ist aber, dass nicht nur die Zahl ambulanter «Kurativbehandlungen» zugenommen hat, sondern dass der Trend für alle medizinischen Fachbereiche positiv ist. Abbildung 1 zeigt den Trend für ambulante sowie stationäre Leistungen für vier Versorgungsbereiche zwischen 2010 und 2017; die Grafiken zeigen den schnellen und steilen Anstieg der ambulanten Leistungen in allen Leistungsbereichen und die teilweise Stagnation der stationären Leistungen.
Die Patienten selbst möchten oft lieber ambulant behandelt werden, da sie sehr schnell in ihr vertrautes Zuhause zurückkehren können. Ein gutes Beispiel sind die Senioren, die dank Pflegeorganisationen häusliche Langzeitpflege bekommen. Die ambulante Versorgung für häusliche Langzeitpflege ist tatsächlich um mehr als 50% gestiegen zwischen 2010 und 2017 (siehe Abbildung 1, Grafik C).
Trotz des positiven Trends besteht ein sehr grosses Verlagerungspotential in allen Versorgungsbereichen. Eine PwC-Studie von 2016 zeigt (auf der Grundlage von OECD- und BFS-Daten), dass die Schweiz im internationalen Vergleich immer noch zurück bleibt.
Die Reform «Ambulant vor Stationär» zielt darauf ab, den positiven Trend hin zu ambulanten Eingriffen vor allem durch die Ausschöpfung des ungenutzten Verlagerungspotenzial zu verstärken und die Schweiz an den OECD-Standard anzupassen.
Stephanie Dosch ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle für Gesundheitsökonomische Forschung am WIG.