Neues Tabakproduktegesetz: Public Health-Fachleute machen sich stark für ein starkes Gesetz

Cigarette butts
@ Colourbox

Von Prof. Dr. Klaus Eichler

Das neue Schweizer Tabakproduktegesetz ist momentan in der parlamentarischen Beratung. Viele Stakeholder mischen sich ein: Auch Schweizer Public Health-Fachleute sind vorne mit dabei…

Um was geht es beim Tabakproduktegesetz?

Dieses Gesetz soll festlegen, wie die Bevölkerung und insbesondere die Jugendlichen vor den negativen Folgen des Tabakkonsums zu schützen sind. Dabei geht es um Regelungen zum Verkauf von Tabakwaren an Minderjährige und um Werbung und Sponsoring für Zigaretten und andere Tabakprodukte.

Verschiedene Interessensgruppen versuchen gerade Einfluss zu nehmen auf den parlamentarischen Entscheidungsprozess, von der Tabakindustrie über Gewerbeverbände bis hin zu Gesundheitsfachleuten. So mischen sich auch die Schweizer Public Health-Fachleute aus den Universitäten und Hochschulen, zusammengefasst in der SSPH+ (Swiss School of Public Health), aktiv ein und nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr. Auch das WIG ist als Teil der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften vertreten. Andere Public Health-relevante Player in der Diskussion sind z.B. die Lungenliga Schweiz und die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention.

Eine breite Public Health-Allianz informiert die Volksvertreter über die hohe Relevanz des Tabakproduktegesetzes für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung. Damit soll die Gesetzgebung, v.a. in gesundheitspolitisch sehr relevanten Bereichen wie dem Umgang mit Tabakprodukten, zunehmend evidenzbasiert werden («science to policy»).

Was sind die beiden Hauptbotschaften?

Die Schweizer Public Health-Fachleute haben 2 Hauptbotschaften:

  • Besserer Schutz von Kindern und Jugendlichen: Diese Altersgruppen müssen wirksamer vor den Auswirkungen des Tabakkonsums geschützt werden
  • Hohe Gesundheitskosten: Das neue Tabakproduktegesetz muss zur Dämpfung der hohen Kosten von nichtübertragbaren Krankheiten (NCD), die massgeblich durch Tabakkonsums mitbedingt sind, beitragen

Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen: Hier geht es v.a. um wirksamere Werbeverbote für Tabakprodukte. Kinder und Jugendliche als potentielle zukünftige Tabakkonsumenten dürfen nicht durch Werbung erreicht werden.

Zu den hohen Gesundheitskosten: Tabakkonsum ist ein massgeblicher Faktor bei der Entstehung vieler nichtübertragbarer Krankheiten (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD, Lungenkrebs). Eine Kosten-Studie des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie hat gezeigt, dass in der Schweiz allein die direkten medizinischen Behandlungskosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Lungenerkrankungen etwa 11 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr betragen. Das Rauchen hat einen massgeblichen Anteil an der Entstehung dieser Erkrankungen. Besonders gilt das für Lungenkrebs, wobei hier vor allem verlorene Lebensjahre durch vorzeitigen Tod die Gesellschaft belasten. Das WIG arbeitet zurzeit an einer neuen Studie zu den Kosten des Tabakkonsums in der Schweiz. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.

Wen sollten diese Botschaften interessieren?

Besonders Gesundheitspolitiker, Parlamentarier, Vertretungen von Krankenversicherern und alle im Gesundheitswesen tätigen Personen sollten sich für ein starkes Tabakproduktegesetz stark machen. Aber natürlich muss dieses Thema auch alle Bürgerinnen und Bürger interessieren, denn sie zahlen Versicherungsprämien, wählen ihre Volksvertreter und treffen für sich und ihre Kinder tagtäglich gesundheitsrelevante Entscheide.

Zum Weiterlesen:
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/politische-auftraege-und-aktionsplaene/politische-auftraege-zur-tabakpraevention/tabakpolitik-schweiz/entwurf-tabakproduktegesetz.html

Prof. Dr. Klaus Eichler ist Leiter der Fachstelle Versorgungsforschung am WIG.

Schlagwörter: Klaus Eichler

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