Im Alter nehmen Gesundheitsprobleme zu und auch chronische Krankheiten sind weit verbreitet. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Lebensqualität der Betroffenen sinkt oder ihr Alltag stark beeinträchtigt wird, wie eine Studie des WIG im Auftrag des BAG zeigt.
Zu diesem erfreulichen Befund kommt eine Studie zur Gesundheit der älteren Bevölkerung in der Schweiz, welche das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (WIG) der ZHAW in Zusammenarbeit mit Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (HEC) der Universität Lausanne und dem Schweizer Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften (FORS) veröffentlicht hat. Die Studie wertet Daten von rund 4’600 Befragten des Survey on Health, Aging and Retirement (SHARE) aus. Die zentralen Erkenntnisse haben die Autoren an einer Stakeholderkonferenz des BAG in Bern vorgestellt. Die Studie liefert wichtige wissenschaftliche Grundlagen für die Arbeit des BAG und Erkenntnisse daraus flossen bereits in mehrere BAG-Publikationen ein.
Systematische Unterschiede zwischen sozialen Gruppen
Eine Grossmehrheit der älteren Bevölkerung stuft ihre Lebensqualität als hoch ein und ist frei von Schmerzen – ohne, oder eben auch trotz gesundheitlicher Probleme. Dieses erfreuliche Resultat darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Personen mit chronischen Erkrankungen mehr Unterstützung brauchen könnten. So zeigen sich z. B. bei Alleinlebendenden mit einer chronischen Erkrankung stärkere Einschränkungen in der Alltagsautonomie und eine tiefere Lebensqualität als bei chronisch Kranken generell.Zudem unterscheiden sich soziale Gruppen systematisch: Personen mit tiefem Bildungsniveau, tiefem Einkommen oder mit Migrationshintergrund weisen nicht nur ein höheres Risiko für diverse chronische Erkrankungen auf, sondern zeigen auch ein schlechteres Gesundheitsverhalten und geben eine geringere Lebensqualität als der Durchschnitt an. Eine prägnante Zusammenfassung und Erläuterung dieser Befunde liefert das BAG-Faktenblatt «Ungleiche Chancen auf gesundes Altern in der Schweiz».
Schweiz steht im internationalen Vergleich gut da
Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz hinsichtlich Gesundheitszustand und Lebensqualität der älteren Bevölkerung gut ab. Nichtsdestotrotz gibt es noch nicht ausgeschöpftes Potenzial – insbesondere im Bereich der Prävention. Denn die Studie des WIG zeigt auch, dass das Gesundheitsverhalten vieler älterer Menschen noch besser werden könnte. Rund 40 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer sind von Übergewicht betroffen, rund 15 Prozent sind schwer übergewichtig. Auch Rauchen und riskanter Alkoholkonsum sind bei älteren Personen verbreitet. Daneben nimmt der Anteil der Personen mit Bewegungsmangel mit fortschreitendem Alter zu.
Wenn es hier gelingt, Gruppen mit schlechtem Gesundheitsverhalten zu erreichen, kann der generell gute Gesundheitszustand der älteren Bevölkerung noch weiter verbessert werden.
Marc Höglinger ist Versorgungsforscher am WIG und Co-Autor der erwähnten Studie.
Zum Weiterlesen
Zentrale Befunde der Studie werden in einem aktuellen News-Beitrag der ZHAW und in einer BAG-Broschüre kompakt zusammengefasst.