Von Michael Stucki
Wir geben immer mehr für unsere Gesundheit aus. 2016 stiegen die totalen Ausgaben in der Schweiz erstmals über 80 Mrd. Franken. Ein grosser Teil davon betrifft Leistungen, die durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) gedeckt sind oder mitfinanziert werden. Das Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung (MOKKE) des Bundes gibt transparent und zeitnah Auskunft über die OKP-Ausgaben nach Kostenart, Kanton, Altersgruppen und im zeitlichen Verlauf – und zeigt grosse regionale Unterschiede auf.
Die «MOKKE» ist für alle frei zugänglich und fasst seit 2006 die OKP-Bruttoleistungen (also das Total der eingereichten Rechnungen für Leistungen im Rahmen der OKP vor Abzug von Selbstbehalten) vierteljährlich zusammen. Die Statistik ist somit sehr zeitnah am Puls der Gesundheitskosten. Alle Resultate sind nach Kanton, Altersgruppe der Versicherten und Kostenart verfügbar und liefern so einen detaillierten Einblick in die Kostenentwicklung. Die Angaben stützen sich auf Daten des Krankenkassenverbandes santésuisse. In den ersten drei Quartalen 2018 betrugen die Kosten pro Versicherten im schweizerischen Durchschnitt beispielsweise 2’826 Franken. Ist das viel? Sind diese Ausgaben gerechtfertigt? Spiegeln sich diese Ausgaben in Ihren Prämienbeiträgen wider?
Grosse Unterschiede zwischen Altersgruppen
Diese Fragen sind wichtig und interessant, können aber mit den MOKKE-Daten alleine nicht beantwortet werden. Wir können die Zahl aber etwas genauer anschauen und mit einigen wenigen Klicks auf der MOKKE-Seite interessante Erkenntnisse gewinnen und Hypothesen aufstellen. Die durchschnittlichen Kosten unterscheiden sich beispielsweise stark nach Altersklasse; während für Kinder bis 18 Jahre im Jahr 2016 die Kosten durchschnittlich 1’240 Franken betrugen, waren sie bei den Erwachsenen über 26 fast viermal so hoch (4’660 Fr.). Über 80-Jährige wiesen durchschnittliche Kosten von über 10’000 Fr. aus (zwischen 12’000 und 26’000 Fr. – je nach Altersklasse). Es lohnt sich ein Blick in Abbildung 1. Sie zeigt, dass genau bei diesen Altersgruppen die Kostenzunahme zwischen 2006 und 2016 mit Werten zwischen 10.3% (101-105-Jährige) und 27.8% (81-85) deutlich unter dem Durchschnitt (37%) lag.
Abbildung 1: Durchschnittliche OKP-Bruttoleistungen pro Kopf nach Altersklassen (eigene Darstellung, Quelle: MOKKE)
Basel und Genf mit den höchsten Ausgaben
Zurück zur eingangs gestellten Frage: wie viel wird in Ihrem Wohnkanton für Gesundheit ausgegeben? Es gibt grosse regionale Unterschiede. Abbildung 2 zeigt die zwei Kantone mit den höchsten (blau) bzw. drei mit den tiefsten (grün) pro-Kopf-Ausgaben und den Durchschnitt (rot) über alle Versicherten. Ländliche Kantone wie Nidwalden, Uri und Appenzell Innerrhoden weisen deutlich tiefere Kosten pro Kopf auf als die beiden urbanen Kleinkantone Genf und Basel-Stadt. Interessant ist, dass Genf mit 25.8% das tiefste prozentuale Wachstum seit 2006 unter allen Kantonen aufweist, während die Kosten pro Kopf in dem soeben erwähnten Nidwalden und Appenzell Innerrhoden um über 50% gewachsen sind.
Abbildung 2: Durchschnittliche OKP-Bruttoleistungen pro Kopf für ausgewählte Kantone (eigene Darstellung, Quelle: MOKKE)
Die Gründe für diese Kostenunterschiede sind vielfältig und nur teilweise erforscht. Steckt der Zugang zu Gesundheitsleistungen dahinter? Oder liegt es am grösseren Angebot in einigen Regionen (Spezialisten und Spitäler)? Werden teilweise zu viele (oder zu wenige) Leistungen erbracht? Auf diese und ähnliche Fragestellungen versuchen auch wir am WIG in Zukunft Antworten zu geben.
Weitere interessante Kosten-Statistiken finden Sie auf der MOKKE-Website.
Michael Stucki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachstelle Gesundheitsökonomische Forschung am WIG.