Ärzte VS Internet – eine persönliche Einschätzung

Von Cassandra Waech

Dass sich Patienten vor einem Arztbesuch immer häufiger selber über das Internet informieren, ist eine Zeiterscheinung und wird in Zukunft wahrscheinlich noch zunehmen. Auf unterhaltsame Art hat die Sommerserie vom Schweizer Fernsehen «Ärzte VS Internet – mit Dr. med. Fabian Unteregger» untersucht, wie gut Dr. Google tatsächlich ist. Zwei Teams à 3 Personen traten gegeneinander an: Laien gegen Ärzte. Erstere brachten kein medizinisches Hintergrundwissen mit, hatten dafür Internetzugang; das Ärzteteam konnte sich dagegen nur auf seine Erfahrung beziehen, um zur Diagnose zu finden.

In der Sendung schilderten Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten ihre persönliche Geschichte. Viele Krankheiten schienen auf den ersten Blick bekannt zu sein und viele Zuschauer/-innen kannten Menschen mit ähnlichen beschriebenen Symptomen. Dennoch, schlussendlich handelte es sich oft um eine ganz spezifische Krankheit. Dies erschwerte (oder erleichterte?) die Google-Suche. Als Studienleitung des Integrationsmoduls Medizin für Nichtmediziner empfand ich die kurzen Erklärvideos jeweils nach Auflösung der effektiven Diagnose mit Wissenswertem über die einzelnen Krankheiten als ein Highlight – Medizin auf einfache Art und Weise auch für Laien verständlich dargestellt.

Übertragbarkeit in die Praxis?

Beschreiben Patienten im Praxisalltag während einer Arztkonsultation ihre Symptome und den Krankheitsverlauf tatsächlich so konsistent, nachvollziehbar und detailliert wie in dieser Sendung? Dies würde eine Diagnose sehr erleichtern. Aber Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren oft nicht nur aufgrund mündlicher Erzählungen der Patienten, sondern auch aufgrund einer passenden Auswahl verschiedener Diagnosetests, wie z.B. Blutdruckmessung, Röntgen oder andere. Diese waren in der Sendung bereits «vorgegeben». Die Herausforderung in der Praxis liegt aber gerade darin, die zielführenden Untersuchungen zu wählen und damit nicht zu überborden – nur so viele Tests zu machen wie nötig, aber alle nötigen. Solche Entscheidungen treffen in der Regel die Ärzte. Sie sind auch die Experten in der Analyse der Testergebnisse. Diese Aspekte blieben in der Sendung für die Laien «aussen vor». Mein Fazit: In vielen Fällen können Laien ohne die nötigen technischen Hilfsmittel und das Wissen zur Analyse von Untersuchungsresultaten kaum je eine Diagnose stellen. Die Internetrecherche alleine reicht nicht.

Die gleiche Sprache sprechen

Bei einer Internetrecherche besteht das Risiko, sich persönlich eine Fehldiagnose zu stellen und sich dadurch (vielleicht unnötig) grosse Sorgen zu machen. Andersrum riskiert man unter Umständen auch, eine schwerwiegende Krankheit zu verharmlosen. Dennoch finde ich es wichtig, medizinisches Grundlagenwissen auszubauen und damit die Selbstkompetenz zu stärken. Dadurch kann man «die gleiche Sprache sprechen» wie das medizinische Fachpersonal und so vielleicht MITeinander schneller zur richtigen Diagnose kommen. Was denken Sie?

Nicht nur Dr. Google kann helfen

Die medizinische Selbstkompetenz zu stärken, um sich in der gemeinsamen Kommunikation im Berufsalltag gut zu verstehen – darauf zielt die Weiterbildung Medizin für Nichtmediziner ab, welche sich speziell an Fachpersonen aus dem Gesundheitswesen richtet, die keinen medizinischen Hintergrund haben. Denn auch erfahrene Fachleute oder Quereinsteiger im Gesundheitswesen sind laufend mit Informationen, Fakten oder Fragen konfrontiert, die eigentlich ein Grundverständnis von medizinischem Wissen voraussetzen. Dieses können Sie sich kompakt aneignen, im Unterricht von Dozierenden aus vielen Fachbereichen der Medizin sowie an Fieldtrips und Exkursion. Damit können sie gegenüber medizinisch geschulten Berufskolleginnen und -kollegen oder Kunden sowie Lieferanten kompetent auftreten.

Cassandra Waech, wissenschaftliche Mitarbeiterin und CAS-Leitung Medizin für Nichtmediziner am WIG.

Weitere Informationen zum Integrationsmodul Medizin für Nichtmediziner
Weiterbildungsdaten der nächsten Durchführung 2019: 17.-19. Januar; 01.-02. Februar; 01.-02. März

 

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