Von DANIELA HÄNDLER-SCHUSTER , Professorin für gemeindenahe, integrierte Pflege.
Die spitalexterne Pflege ist derjenige Bereich des Gesundheitswesens, der in den Industrieländern am stärksten wächst. Die Gründe sind einerseits die vermehrte Betreuung von Klientinnen und Klienten zu Hause, andererseits die aufgrund der demografischen Entwicklung wachsende Anzahl älterer Personen. Die Lebenserwartung steigt und mit ihr auch das Risiko, im Alltag mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen zurechtkommen zu müssen. Im Zuge dessen ist mit steigenden Kosten im ambulanten Sektor zu rechnen.
Es gilt, die Angebote nicht nur quantitativ anzupassen, sondern auch qualitativ. Ambulante Versorgung kann nicht bloss heissen, Hilfe im Haushalt sicherzustellen. Sie bedeutet auch, Klientinnen und Klienten in sozial, psychisch und somatisch oftmals komplexen Situationen eine sichere, fachlich kompetente und zuverlässige Pflege anbieten zu können. Bereits heute ist die ambulante Betreuung und Pflege hochspezialisiert und zeitaufwendig.
Es ist deshalb ernsthaft zu hinterfragen, ob der Ansatz der Kostenneutralität und die damit verbundene Kürzung der Krankenkassenbeiträge an den ambulanten Sektor, wie sie vom Bundesrat vorgeschlagen wurde, zielführend sind. Trotz diverser Angebote in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Haushalt, Betreuung, spezialisierte Pflege, Palliative Care oder Beratung ist der Sektor noch sehr wenig auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. Und er ist bereits heute unter anderem aufgrund der tiefen Pflegepauschalen knapp finanziert. Eine Anpassung dieser Pauschalen wäre im Hinblick auf den tatsächlichen Pflegeaufwand längst fällig.
Umso mehr ist nun von Bedeutung, dass der Bundesrat den angekündigten runden Tisch baldmöglichst einberuft, die Pflegepauschalen anpasst und die Restfinanzierung durch die Kantone klärt. Es sollte für die Schweiz in Zukunft möglich sein, dass Personen mit einem Unterstützungs- und häufig komplexen Pflegebedarf kompetente und sichere Pflege zu Hause erhalten. //
«Vitamin G», Seite 5
WEITERE INFORMATIONEN
- Evaluationsbericht des Bundes zur Neuordnung der Pflegefinanzierung
- Spitex Schweiz zur Pflegefinanzierung