Das Thetriz bietet vielfältige Lernmöglichkeiten

Den Dozierenden bei einer Behandlung über die Schulter schauen oder selbst einen Workshop leiten: Das Therapie-, Trainings- und Beratungszentrum Thetriz ermöglicht Studierenden abwechslungsreiche Lernsituationen und bereits früh im Studium Kontakt zu Patient:innen.

von Ursina Hulmann

Der Raum wirkt wie eine Polizeistation: Mikrophone und Kameras hängen an der Decke, hinter der dunklen Wand verbirgt sich ein Spionspiegel. Doch werden hier nicht Zeugen verhört, sondern Patient:innen behandelt. Im Therapie-, Trainings- und Beratungszentrum Thetriz am ZHAW-Departement Gesundheit in Winterthur haben Studierende mit echten Patient:innen Kontakt. Hinter dem Spionspiegel können sie die Behandlungen live verfolgen. Ebenso können die Therapieeinheiten oder Gespräche mit dem Einverständnis der Patient:innen aufgenommen und später im Unterricht eingesetzt werden.

Das Angebot des Thetriz ist so vielfältig wie es die Studiengänge am Departement Gesundheit sind. Es reicht von der Schwangerenvorsorge über Kinderphysiotherapie und Jobcoaching bis zur Familienberatung. Je nach Angebot schauen die Studierenden nicht nur zu, sondern helfen aktiv mit. So können Bachelorstudierende zum Beispiel bei Gruppenangeboten die Leitung unterstützen oder Workshops selbstständig durchführen. Masterstudierende behandeln im Thetriz unter Supervision Patient:innnen gar selbst.

Schon früh bei einer echten Behandlung zuschauen zu können, ist für die Studierenden wichtig. «Besonders im ersten, theorielastigen Studienjahr kann das motivierend sein und hilft, die Berufsidentität zu stärken», sagt Thetriz-Leiterin Claudia Putscher. Zudem könnten die Studierenden erleben, wie ihre Dozent:innen die Theorie zur Behandlung von Patient:innen in der Praxis umsetzen. Die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis bringe aber auch für die Patient:innen Vorteile. «In den Behandlungen wird nach neustem Wissensstand gearbeitet. Zudem arbeiten die Therapeut:innen eng mit Kolleg:innen aus anderen Fachgebieten zusammen und leben so die Interdisziplinarität vor», sagt Claudia Putscher.

Stress bei Jugendlichen

Im Thetriz werden aber nicht nur Patient:innen behandelt. Auch für Schulen und Betriebe bietet das Zentrum verschiedene Workshops zur Gesundheitsförderung und Prävention an, zum Beispiel zur Stärkung der mentalen Gesundheit oder zu gesundem Schlaf. Einen dieser Workshops, den das Thetriz an der Berufsfachschule KV Basel organisiert hat, konnte Yael Jundt übernehmen, Absolventin des Bachelorstudiengangs Gesundheitsförderung und Prävention. Sie hat den Inhalt selbst erarbeitet und den Workshop eigenverantwortlich durchgeführt. Jundts Workshop zur Stress- und Burnout-Prävention richtete sich an Auszubildende kurz vor der Lehrabschlussprüfung – für viele eine stressige Zeit. «Darum war es ein guter Zeitpunkt, gemeinsam mit den Jugendlichen an diesem Thema zu arbeiten», so die Gesundheitsförderin. «Es ist wichtig, junge Menschen frühzeitig zu sensibilisieren und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie Stress abbauen und ein Burnout verhindern können.» Das Interesse dieser Altersgruppe zu wecken, sei jedoch oft schwierig. Sie sprach die Lehrlinge deshalb in einer einfachen, alltagsnahen Sprache an und holte sie mit Beispielen aus ihrer Lebenswelt ab.

Geschätzt hat Yael Jundt insbesondere die «Hauptprobe» ihres Workshops am Thetriz: «Mehrere Studierende haben Workshops an Schulen durchgeführt. Wir haben sie uns gegenseitig vorgestellt und halfen uns so, sie zu verbessern.»

Wertfreies Zuhören

Auch die Advanced Practice Nurse Gabriela von Arx hat die Zusammenarbeit mit dem Thetriz geschätzt. Sie analysierte in ihrer Masterarbeit die Wirkung von Anerkennung und Wertschätzung in familienzentrierten Beratungsgesprächen. Kritische Lebensereignisse wie Krankheit, ein Übertritt ins Altersheim oder der Tod sind nicht nur für die Betroffenen belastend, sondern auch für deren Umfeld. Darum bieten Pflegeexpert:innen im Thetriz auch Beratungsgespräche für Familien an.

«Wertschätzung und Anerkennung fangen dabei bereits beim Zuhören an und sind weit mehr als ein paar aufmunternde Worte», sagt die Pflegeexpertin. Patient:innen und Angehörige sollten sich verstanden fühlen. Ihr Erleben wird anerkannt und nicht beurteilt. So kann sich eine kollaborative Beziehung entwickeln, in der die Familie offen ist für neue Perspektiven und Inputs.

Beobachtende Rolle

Gabriela von Arx hat dies im Thetriz am Beispiel eines Mannes miterlebt, der vor einem Jahr seine Frau verloren hatte – und nichts anderes mehr wollte, als ihr in den Tod zu folgen. Er hatte ein Gesuch an die Sterbehilfeorganisation Exit geschrieben und wartet nun auf die Entscheidung. «Bei der Beratung des Mannes ging es nicht darum, seine Entscheidung zu beurteilen oder für jemanden Partei zu ergreifen», erzählt die Masterabsolventin, die eines der Gespräche vor Ort beobachtet hat. «Sondern darum, die Familie in dieser Zeit der Ungewissheit zu unterstützen und die verbleibende Zeit miteinander möglichst gut zu gestalten.»

Neben dem Gespräch im Thetriz hat Gabriela von Arx die Videoaufnahmen von zwei weiteren Sitzungen analysiert. Die darauf basierende Masterarbeit konnte sie an der International Family Nursing Conference in Irland vorstellen – sie erhielt dort gute Rückmeldungen.

Von der Geburt bis zum Tod, von einer alltagsnahen Jugendsprache bis zu wertfreiem Zuhören: Das Angebot des Thetriz widerspiegelt die vielschichtigen Themen von Health Professionals. «Die vielfältigen Möglichkeiten, im Thetriz zu lernen, machen das Studium spannend und praxisnah», freut sich Thetriz- Leiterin Claudia Putscher. //

Vitamin G, S. 30-31

Magazin «Vitamin G – für Health Professionals mit Weitblick»


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