Den Alltag mit einer Hand meistern

Einfache Tätigkeiten werden zur Herausforderung, wenn man, etwa nach einem Unfall, nur eine Hand benutzen kann. Zum Glück gibt es diverse Tipps, Strategien und Hilfsmittel, die einem helfen, selbstständig zu bleiben. Ergotherapeutin Cäcilia Küng* stellt ein paar von ihnen vor.

Ein verstauchtes Handgelenk, ein gebrochener Arm oder Finger, eine ausgekugelte Schulter:
Es kommt häufig vor, dass Menschen nach einem Unfall einige Wochen oder sogar Monate eine Hand nicht oder nur eingeschränkt gebrauchen können. Andere müssen, etwa nach einem Schlaganfall, ihren Alltag dauerhaft einhändig meistern. Wer die Erfahrung selbst schon gemacht hat, weiss: Mit nur einer Hand werden ganz alltägliche Handlungen wie das Binden der Schuhe zu einem schwierigen und nervenaufreibenden Unterfangen. Gerade Menschen, die den Alltag auf Dauer mit einer Hand bewältigen müssen, entwickeln im Laufe der Zeit jedoch vielfältige und kreative Strategien oder gebrauchen Hilfsmittel, um im Alltag möglichst selbständig zu sein.

Seien Sie geduldig mit sich

Wenn Sie zum Beispiel nach einer Verletzung Ihren Alltag möglichst rasch einhändig meistern wollen, sollten Sie ein paar grundlegende Tipps beherzigen. Einhandstrategien sind anspruchsvoll – achten Sie beim Erlernen deshalb auf gute Lichtverhältnisse sowie eine ruhige Umgebung und planen Sie genügend Zeit ein. Seien Sie geduldig mit sich selbst und wiederholen Sie die Tätigkeit immer wieder auf die gleiche Art – auf diese Weise werden Sie schneller und geschickter. Und: Üben Sie im Sitzen. So müssen Sie sich nicht auf das Gleichgewicht konzentrieren – das entspannt. Auch eine ergotherapeutische Beratung kann hilfreich sein, gerade bei einer längerfristigen oder dauerhaften Einschränkung.

Besonders effektiv ist zudem das Lernen von Peers: Sie finden online zahlreiche von Betroffenen zur Verfügung gestellte Informationen oder Videotutorials zum Thema (z. B. auf leben-mit-einer-hand.de). Über den untenstehenden QR-Code gelangen Sie auf eine Sammlung von Filmen, die Ergotherapiestudierende der ZHAW gemeinsam mit Menschen mit einer Halbseitenlähmung produziert haben. Die kurzen Clips zeigen anschaulich, wie alltägliche Handlungen wie Socken anziehen oder einen Reissverschluss schliessen mit nur einer Hand gelingen.

Hilfsmittel kann Gold wert sein

Nicht zuletzt können Hilfsmittel den Alltag ungemein erleichtern und viel Zeit und Nerven sparen. Vielleicht haben Sie selbst, Angehörige oder Freunde eine Idee für ein Hilfsmittel. Das muss nichts Kompliziertes sein: So kann beispielsweise ein Joghurtbecher in eine Tasse gestellt werden, damit der Becher nicht gehalten werden muss und trotzdem nicht kippt beim Essen. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und probieren Sie aus. Geeignete Hilfsmittel finden Sie immer häufiger auch in Haushaltsabteilungen von Warenhäusern. Dort werden unter anderem Schneidebretter oder Schüsseln mit Antirutschbelag verkauft, die nicht mehr mit einer Hand fixiert werden müssen und nach den Grundprinzipien des universellen Designs entwickelt worden sind. Wenn Sie im Warenhaus nicht fündig werden, schauen Sie in spezialisierten Fachhandelsgeschäften oder beispielsweise im Onlineshop der Rheumaliga nach oder lassen Sie sich in der Ergotherapie beraten. Die Zahl von benutzerfreundlichen, ästhetischen Hilfsmitteln hat in den letzten Jahren stark zugenommen. //

*Cäcilia Küng ist Dozentin sowie Modulverantwortliche im Bachelorstudiengang Ergotherapie und als Ergotherapeutin in einer Praxis in Einsiedeln tätig.

Vitamin G, S. 38


WEITERE INFORMATIONEN

Magazin «Vitamin G – für Health Professionals mit Weitblick»


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert