Heidi Longerich

MEINUNG: KLEINER PIEKS – GROSSE WIRKUNG

Von HEIDI LONGERICH, Leiterin des Instituts für Pflege.

So sicher wie die Blätter im Herbst, fliegen im Winter die Grippeviren. Und alle Jahre wieder prangern Medien die Impfmoral der Spital-, Klinik-, Spitex- oder Heimangestellten an. Zu Recht. In der Schweiz führt die saisonale Grippe jährlich zu gegen 1500 Todesfällen. Dennoch ist die Impfquote beim Gesundheitspersonal fahrlässig tief.

Physio- und Ergotherapeuten, Ärztinnen, Pflegefachpersonen oder Hebammen sind berufsbedingt nahe mit Menschen in Kontakt. Das Risiko, sich dabei mit Krankheitserregern anzustecken, ist gross. Gleichzeitig betreuen und behandeln sie Hochbetagte, Kranke, Schwangere oder Neugeborene; Personengruppen also, die geschwächt oder besonders verletzlich sind. Diese nicht zusätzlich zu gefährden, sollte zum berufsethischen Stolz aller im Gesundheitswesen Tätigen gehören.

Der Einwand, man werde bei ersten Krankheitsanzeichen zu Hause bleiben, ist doppelt unverantwortlich: Erstens ist es dann meist zu spät – ansteckend ist man in den ersten Tagen, zum Teil sogar vor den ersten Symptomen. Zweitens ist es unfair gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die sich impfen lassen und zum Dank dann zusätzliche Dienste leisten müssen. Denn im Spital oder Pflegeheim kann die Arbeit nicht einfach ein, zwei Tage warten.

Was für die saisonale Grippeimpfung gilt, gilt noch mehr für die übrigen Impfungen, die das BAG für Gesundheitspersonal empfiehlt: etwa gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B. Um zu den Praktika in unseren Partnerinstitutionen zugelassen zu werden, müssen unsere Hebammen-, Pflege- und Physiotherapiestudierenden
daher einen vollständigen Impfschutz aufweisen. Wer sich dagegen wehrt, gefährdet seine Patienten und ist in meinen Augen daher ungeeignet für einen Gesundheitsberuf.


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