Bei rund zwei Milliarden Menschen weltweit stehen Insekten auf dem Speiseplan – seit 2017 auch in der Schweiz. Wenngleich diese Tiere noch nicht in aller Munde sind, geraten sie zunehmend in den Fokus, da sie zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen können. Um dieses Thema dreht sich die erste Folge einer neuen Podcast-Serie rund um Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie.
«Making insects delicious» lautet das Motto der Firma Essento. Deren CEO Christian Bärtsch ist zu Gast im neuen Podcast «foodtäch insights» von ZHAW-Studentin Sophia Graupner. Bärtsch war zusammen mit seinem Team an der Zulassung von Insekten als Lebensmittel in der Schweiz beteiligt und gehört heute zu Europas Pionieren in der Insektenzucht, Verarbeitung und Vermarktung.
Warum brauchen wir Insekten auf dem Teller?
Christian Bärtsch: Bis 2050 werden schätzungsweise neun Milliarden Menschen auf der Erde leben, die ernährt werden müssen. Unsere Fleischproduktion wird sich bis dahin verdoppeln. Aber um die Umwelt zu schonen, müssten wir die heutige Fleischmenge halbieren. Vor diesem Hintergrund hat die FAO (Welternährungsorganisation der UN) vorgeschlagen, das Potenzial von essbaren Insekten bei der Ernährungsproduktion stärker in den Fokus zu nehmen. Es gibt über 2000 Insektenarten, die für den Menschen essbar sind. Seit 1. Mai 2017 sind in der Schweiz Grillen, europäische Wanderheuschrecken und Mehlwürmer als Lebensmittel zugelassen.
Welche Nährstoffe enthalten Insekten?
Insekten enthalten sehr hochwertige Proteine, zwischen 18 und 26 Prozent, ähnlich dem Gehalt bei Fleisch, und einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Mit ihrem Proteingehalt übertreffen Insekten sogar Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreide. Ausserdem liefern Insekten wichtige Mikronährstoffe, wie Vitamine A und B und Mineralstoffe (Kalzium, Eisen, Magnesium, Zink). Insekten haben eine hohe biologische Wertigkeit, da die Zusammensetzung der Aminosäuren positiv die Aufnahme in unserem Körper beeinflusst.
Wie werden Insekten nachhaltig gezüchtet?
Die Insekten werden in Kisten mit einer konstanten Temperatur zwischen 28 und 30°C gezüchtet. Für biologische Zuchten gibt es Richtlinien zum Bau des Gebäudes, zur Heizung, welche Materialen eingesetzt werden, wie dicht die Insekten gehalten werden und welches Futter eingesetzt wird. Die Fütterung entscheidet darüber, wie nachhaltig Insekten sind. Gefüttert wird eine Mischung aus Getreide und Gemüse. Insekten haben eine effiziente Futterumsetzung. Für ein Kilogramm Insekten benötigt man zwei Kilogramm Futter. Zum Vergleich: Bei Rindern ist das Verhältnis 1:25. Für eine nachhaltige Insektenzucht wird das Futter aus Seitenströmen der Lebensmittelproduktion gewonnen, so wird beispielsweise Weizenkleie, ein Abfallprodukt der Mehlproduktion, oder Melasse bei der Zuckerproduktion an die Tiere verfüttert. Für die Insektenzucht benötigt man wenig Platz, da man die Kisten übereinanderstapeln kann, und es ist möglich Produktionsstätten und Zuchtfarmen ohne grössere Transportwege zu betreiben. Ausserdem besteht keinerlei Bedarf für den Einsatz von Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika oder Hormonen.
Wie lange leben Insekten und wie werden Insekten getötet?
Bei den Mehlwürmern dauert ein Zyklus vom Ei bis zur Verpuppung ca. acht bis zwölf Wochen. Bei uns werden die Insekten zum Töten in Wasser gekocht. Kommen die Insekten mit dem heissen Wasser in Kontakt, sterben sie in 0,02 Sekunden. In dieser Zeit ist es für das Nervensystem nicht möglich, ein Signal weiterzuleiten. Weitere Möglichkeiten wären Kühlen oder Gefriertrocknen.
Das ganze Interview im Podcast hören: https://open.spotify.com/episode/5ijc7D5CsOJb3XDV5kqtlz
Über den Podcast
Der Podcast «foodtäch insights» von ZHAW-Studentin Sophia Graupner behandelt Themen rund um Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelindustrie. Die Lebensmitteltechnologie-Studentin klärt dabei mit Expert:innen offene Fragen zu aktuellen Entwicklungen und stellt neue Ideen vor. Das Sustainable Impact Program der ZHAW unterstützt dieses Projekt als eines von mehreren studentischen Nachhaltigkeitsprojekten an der ZHAW.