Wie wirkt sich der transformationale Führungsstil auf das Engagement der Mitarbeiter*innen in der heutigen Arbeitswelt aus? Eine empirische Studie am IOV.
Jedes Jahr gehen der Wirtschaft Gelder in mehrfacher Billionenhöhe verloren. Grund dafür ist fehlendes Engagement der Mitarbeiter*innen. Nebst dem, dass ein geringes Engagement zu einer verminderten oder sogar schädigenden Arbeitsleistung führt, treibt es die Fluktuation an. So sollten gerade Unternehmen mit hohem Personalkostenanteil dem Work Engagement ihrer Belegschaft eine besondere Aufmerksamkeit entgegenbringen. Wir haben untersucht, wie das Employee Engagement direkt durch den transformationalen Führungsstil in der heutigen Zeit beeinflusst werden kann. Doch was ist mit einem transformationalen Führungsstil gemeint? Transformationale Führung ist ein Führungsstil, bei dem durch das Transformieren von Werten und Einstellungen der Geführten in Richtung langfristiger, übergeordneter Ziele eine Leistungssteigerung stattfinden soll. Transformationale Führungskräfte versuchen, ihre Mitarbeiter*innen intrinsisch zu motivieren, indem sie beispielsweise attraktive Visionen vermitteln, den gemeinsamen Weg zur Zielerreichung kommunizieren, als Vorbild auftreten und die individuelle Entwicklung der Mitarbeiter*innen unterstützen.
Das Gegenteil von transformationalen Führungsstil ist die transaktionale Führung. Der Begriff transaktionale Führung bezeichnet einen Führungsstil, der auf einem Austauschverhältnis zwischen einer Führungskraft und den Mitarbeiter*innen beruht. Ein Beispiel ist die Zielvereinbarung (Management by Objectives), in der geregelt ist, welche Erwartungen an die Mitarbeiter*innen gestellt werden, und welche meist finanziellen oder immateriellen Vorteile (oder Nachteile) sie zu erwarten haben, wenn die Geführten die Anforderungen erfüllen oder nicht erfüllen.
Unsere Annahme war, dass der transformationale Führungsstil auch für die Beeinflussung der Leistung im Homeoffice sinnvoll erscheint. Da infolge von COVID-19 der Anteil der im Homeoffice-Tätigen sprunghaft angestiegen, ist das Aufrechterhalten des Engagements der Mitarbeiter*innen wichtig. Wir haben uns also die Frage gestellt wie wirkt sich der transformationale Führungsstil auf das Engagement der Mitarbeiter*innen im Homeoffice aus? Und was ist mit dem Work Engagement tatsächlich gemeint?
Die Analyse ergab, dass unter den Wissenschaftler*innen bei der Konzeptualisierung von Engagement eine Uneinigkeit vorliegt. Die Aufarbeitung führte zur Definition, dass Work Engagement die Bereitschaft beschreibt, physische, kognitive und emotionale Ressourcen in eine Aufgabe zu investieren. Auf dieser Basis wurde eine quantitative Online-Umfrage erstellt, mit welcher 270 gültige Antworten erzielt werden konnten. Die Auswertung dieser Daten weist eine signifikante Beziehung zwischen dem Work Engagement und der transformationalen Führung aus. Die explorative Untersuchung zeigt auf, dass in der Stichprobe knapp ein Viertel hoch engagiert ist, was sich mit der Literatur deckt. Zudem konnte festgestellt werden, dass sich die transformationale Führung positiv auf das Engagement auswirkt. Der direkte Zusammenhang ist besonders im Bereich des emotionalen Engagements ausgeprägt. Die Wirkung auf die kognitive und physische Dimension von Engagement ist jedoch unbedeutend. Weiter haben wir festgestellt, dass der transaktionale Führungsstil weder einen positiven noch einen negativen direkten signifikanten Einfluss auf das Engagement hat. In Bezug auf das Homeoffice konnte ein leichter negativer Einfluss auf das Engagement festgestellt werden. Dass dieser so gering ausfällt, könnte darauf hindeuten, dass den negativen Aspekten der transaktionalen Führung positiv gewonnene Aspekte des Homeoffice entgegenwirken.
Die Erkenntnisse der Studie weisen darauf hin, dass die transformationale Führung ein hilfreiches Konstrukt für Praktiker*innen ist, um das Engagement der Mitarbeiter*innen zu verbessern. Die Studie sollte nächstes Jahr in einem peer-reviewed Journal publiziert werden.