Team-Jungkunst-bfk-Master--language-ZHAW

Audiodeskription, Untertitelung, Leichte Sprache. Masterstudierende setzen Barrierefreie Kommunikation in der Praxis um.

Was haben ein Film, eine Kunst-Website und eine TV-Serie gemeinsam? Sie alle wurden im Rahmen eines Projekts der Mastervertiefung Multilingual Communication Management an der ZHAW barrierefrei gemacht – mit Audiodeskriptionen, Untertiteln und Texten in Leichter Sprache. So zeigen die Studierenden des Masters Language and Communication, wie aus theoretischem Wissen Produkte für echte Auftraggeber:innen entstehen.

Autorinnen: Alexa Lintner und Christa Stocker

In der Mastervertiefung Multilingual Communication Management des ZHAW-Masters Language and Communication dreht sich alles um die zielgruppengerechte mehrsprachige Kommunikation. Ein Themenfeld ist dabei auch die Accessibility von Informationen für Menschen mit Behinderung. Denn auch Barrierefreie Kommunikation ist Übersetzen: von Bild nach Ton, von gesprochen nach geschrieben, von komplex nach einfach.

Die Master-Studierenden befassten sich im Frühlingssemester 2025 mit drei Methoden der Barrierefreien Kommunikation, und zwar mit

  • Audiodeskription (AD),
  • Interlingualer Untertitelung,
  • Leichter & Einfacher Sprache.

Vom Hörsaal in die Praxis

Im Projektseminar Barrierefreie Kommunikation 3 bearbeiteten die Masterstudierenden praxisnahe oder echte Aufträge aus der Praxis. Praxispartner:innen waren ein Medienunternehmen, ein Museum, eine gemeinnützige Organisation und eine spezialisierte Softwarefirma. In Teams entwickelten die Studierenden Konzepte und Produkte, die das Angebot an Barrierefreier Kommunikation erweitern.

Die Projekte im Überblick:

  • Team 1 erstellte interlinguale Untertitel (ITA) für den Film „Der Wert der Dinge“ – Praxispartner: Regisseur Tobias Luchsinger (ZHdK)
  • Team 2 entwickelte Audiodeskriptionen für zwei Folgen des Formats rec.: „Single mit Bauernhof“ und „Leben ohne Geld“ – Praxispartner: SWISS TXT und Michael Vogt (Audio Description Network)
  • Team 3 untersuchte anhand verschiedener Use Cases, wie KI sinnvoll in der AD-Produktion eingesetzt werden kann –Praxispartner: AD-Software-Entwickler Video to Voice
  • Team 4 (auf dem Beitragsbild) erarbeitete ein Konzept für Leichte Sprache für die Website www.jungkunst.ch/ und übersetzte ausgewählte Webseitentexte – Praxispartner: Jungkunst

Herausforderung der Praxis meistern

Fachlich waren die verschiedenen Teams mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert (wie übersetzt man Jugendsprache und Schimpfwörter, fehlende Lücken für Audiodeskription, Heterogenität der Zielgruppe usw.). Für alle gleich waren jedoch die zusätzlichen Anforderungen, die Praxisprojekte im Unterschied zu reinen Übungen mit sich bringen:

  • Kommunikation mit Auftraggeber:innen: Wünsche und Vorstellungen abholen, Rahmenbedingungen abstecken, Ziele aushandeln.
  • Anpassung an Zielgruppenbedürfnisse: Produkte barrierefrei gestalten, situativ anpassen und gleichzeitig den Erwartungen der Auftraggeber:innen gerecht werden.

Wertvolle Lessons Learned

Diese zusätzlichen Herausforderungen waren es denn auch, welche die Studierenden als besonders lehrreich und wertvoll einschätzten. In ihren Abschlusspräsentation betonten sie unter anderem die Wichtigkeit der folgenden Aspekte:

  • die Kommunikation im Team, um Einheitlichkeit zu gewährleisten und Ideen auszutauschen
  • die Zusammenarbeit mit Profis aus der Praxis und Menschen aus den Zielgruppen (das sind Menschen mit kognitiven Behinderungen, Hör- oder Sehbehinderungen)
  • wie wichtig es war, die Bedürfnisse der Auftraggeber:innen genau abzuklären
  • die Textprüfungen mit den Zielgruppen, die ihnen halfen, die Perspektive der (zukünftigen) Nutzer:innen einzunehmen
  • genügend Zeit für die Revision und dafür, Schwierigkeiten mit den Auftraggeber:innen zu diskutieren
  • oder auch: dass man trotz grosser Einschränkungen durch die notwendige Kürze von Untertiteln originelle Inhalte mit Kreativität beibehalten kann.

Der Mehrwert praxisnaher Projekte

  • Im Seminar Barrierefreie Kommunikation 3 entstanden barrierefreie Produkte, die von den Zielgruppen auch wirklich genutzt werden können, was die Studierenden als „sinnvolle Arbeit“ bewerteten.
  • Sie übten sich in der Durchführung komplexer Projekte.
  • Sie lernten potenzielle Arbeitgeber:innen kennen.

Von der Theorie zum fertigen Produkt

Das Projektseminar 3 bildet den Abschluss einer Reihe von Kursen und Workshops, in denen die Studierenden im Masterstudium schrittweise an die Praxis der Barrierefreien Kommunikation herangeführt werden. Im ersten Semester erwerben sie das theoretische Wissen zur Barrierefreien Kommunikation und lernen die Methoden kennen. Im zweiten Semester liegt der Fokus auf der Analyse von Anwendungsbeispielen und auf Übungen. So sind sie im dritten Semester fit, die Herausforderungen praxisnaher oder realer Projekte zu meistern. Dabei perfektionieren sie nicht nur ihre konzeptionellen und praktischen Fähigkeiten in der Umsetzung des Auftrags, sondern üben auch den Umgang mit den Auftraggeber:innen und lernen die vielfältigen Anforderungen des Arbeitsmarkts zu verstehen.

Für die Dozierenden ist zentral, dass die Studierenden im Master Language and Communication praxisnah lernen. Das heisst, dass sie wenn möglich reale Projekte aus der Praxis bearbeiten und sich mit den Zielgruppen austauschen. Jedes Jahr akquirieren sie deshalb spannende neue Projekte für ihr Projektseminar. Diese finden sie in der Regel bei ihren Praxispartner:innen, mit denen sie an der Professur Barrierefreie Kommunikation auch in der Forschung eng zusammenarbeiten.


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