Fodé Camara, Jelena Todorovic-Lazic und Chih-Han Hsu studieren Linguistic Diversity Management ZHAW

Linguistic Diversity Management: Drei Studierende, drei Perspektiven

Fodé, Jelena und Chih-Han kommen aus verschiedenen Kulturen. Sie sprechen verschiedene Sprachen. Und sie sind die ersten, die den Master Linguistic Diversity Management studieren. Denn, sie wollen die sprachliche Diversität zu ihrem Beruf machen. Wer sind sie? Was verbinden sie mit Linguistic Diversity? Warum haben sie sich für den Studiengang entschieden? Das erzählen sie in diesem Beitrag.

Autorin: Christa Stocker

Wer sind die Studierenden im Master Linguistic Diversity Management? Sie sind so unterschiedlich, wie man sich Menschen nur vorstellen kann – unter ihnen Jelena, Fodé und Chih-Han. Sie stehen für die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz und wollen lernen, Linguistic Diversity zu managen. Damit sich alle wohl fühlen und sich in Organisationen und der Gesellschaft einbringen können.

Fodé Diogo Camara – sieht sich als Schlüsselfigur in interkulturellen Interaktionen

Fodé-Diogo-Camara-Student-Linguistic-Diversity-Management-ZHAW

Fodé Diogo Camara studiert in Teilzeit. Er kommt aus Conakry, der Hauptstadt von Guinéa. Da seine Eltern verschiedenen Ethnien angehörten, wurde ihm die sprachliche Diversität so zu sagen in die Wiege gelegt. Er hat in Deutschland Wirtschaftsingenieur studiert und arbeitet jetzt als Expense Controller für die TARGOBANK, Düsseldorf. Seine Arbeitssprachen sind dort: Französisch, Deutsch und Englisch. Ausserdem ist er als Sprachmittler für Westafrikanische Sprachen (Fula/Peul, Susu) für das Staatssekretariat für Migration (Schweiz), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Deutschland) und die DIAKONIE Deutschland tätig.

Fodé lebt sprachliche Diversität jeden Tag: „Ich bin beruflich und privat mit fünf Sprachen (drei europäischen und zwei afrikanischen) unterwegs. Meine Kollegen sind aus Afrika, Australien, China, Deutschland, Frankreich, der Türkei und der Schweiz und alle sprechen mindestens zwei Sprachen.»

Im Linguistic Diversity Management sieht Fodé die Möglichkeit mit Menschen in Kontakt zu kommen. Er sieht sich «als Schlüsselfigur in interkulturellen Interaktionen: Aus meiner Sicht ist wichtig, die wesentlichen kulturellen Merkmale der entsprechenden Sprachen zu verstehen, um die sprachliche Diversität besser leben zu können. Darin liegt die Herausforderung.»

Motivation: Im internationalen Umfeld eine Führungsrolle übernehmen

Für den Studiengang hat er sich entschieden, weil er lernen möchte, in interkulturellen Umgebungen professionell und erfolgreich zu handeln. «Mit diesem Wissen werde ich im internationalen Umfeld eine Führungsrolle übernehmen können. Aber auch Menschen mit Migrationshintergrund in sprachlichen und kulturellen Angelegenheiten unterstützen. Damit wir alle die Gesellschaft mitgestalten können.»

Highlights: Praxisbezogen und flexibel studieren

Am Master Linguistic Diversity Management schätzt er den Praxisbezug und die vielen Fallbeispiele: «Ich kann das Gelernte unmittelbar in meinem Alltag integrieren. Und unsere Dozierenden lassen uns Spielräume, um Beispiele aus unserem eigenen Umfeld einzubringen.» Auch gefällt ihm «die Flexibilität bei der Zusammenstellung der Kurse (Spezialisierung) und die Eigenständigkeit bei den Aufgaben». Die Studierenden hätten ausserdem «jederzeit die Möglichkeit, die Dozierenden, die Vertiefungsleitung oder das Studiengangsekretariat zu kontaktieren.»

Und er empfiehlt die Info-Veranstaltungen: «Dort wird man ausführlich aufgeklärt.»

Herausforderung: Linguistic Diversity Management-Strategie

Seine persönliche Herausforderung sieht Fodé darin, eine geeignete Linguistic Diversity Management-Strategie für seine Ziele und Werte zu finden, und er erklärt:  «Wie kann ich eine Strategie entwickeln, damit LDM-Massnahmen

  • in Unternehmen und in der Gesellschaft integriert und gelebt werden,
  • im Alltag Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Inklusion schaffen und
  • Diskriminierung und Vorurteile bekämpfen?»

Berufsziel: Berater für Sprachmittler:innen in Asylverfahren

«Mein Bestreben liegt darin, Menschen bei sprachlichen und kulturellen Angelegenheiten zu unterstützen. Nach meinem Studium möchte ich als LDM-Berater mit Organisationen zusammenarbeiten, die Sprachmittler:innen für Asylverfahren ausbilden. Wenn wir die Wichtigkeit der Interkulturalität in solchen Verfahren begreifen, können wir besser mit ihnen kommunizieren.»

Jelena Todorovic-Lazic – ist mit sprachlicher Diversität fast überall konfrontiert

Jelena-Todorovic-Lazic-Studentin-Linguistic-Diversity-Management-ZHAW

Jelena kommt aus Uzice, Serbien. Nach ihrem Studium in Belgrad (Literatur- und  Sprachwissenschaft) entschied sie sich, «in die Schulpraxis einzutauchen». Sie arbeitete als Sprachlehrerin und Verlagslektorin und kam 2013 als Lehrerin für serbische Sprache und Kultur (Heimatliche Sprache und Kultur; HSK) in die Schweiz. Nur Sprachlehrerin war die engagierte Pädagogin aber auch hier nicht: Sie baute mit Kolleg:innen eine Datenbank mit Unterrichtsmaterialien für Serbisch als Herkunftssprache auf, organisierte kulturelle Veranstaltungen und beteiligte sich mit ihren Schüler:innen an vielen Projekten und das tut sie neben dem Masterstudium noch immer.

Sprachlicher Diversität begegnet die 49-jährige nach eigener Aussage fast überall: «An meinem Arbeitsplatz als DaF/DaZ-Lehrerin*, im öffentlichen Verkehr, an Elternabenden in der Schule, im Freundeskreis, in den Medien und in Büchern», die sie in verschiedenen Sprachen liest. «Mir gefällt die Musik all dieser Stimmen, die Momente, in denen ich plötzlich die Melodie meiner Erstsprache im Zug erkenne, oder umgekehrt, wenn ich vor einem Sprachrätsel stehe, das ich nicht entziffern kann.»

Motivation: Berufliche Neuorientierung

Ihr grosses professionelles Interesse liegt im Bereich der Viel- und Mehrsprachigkeit. Als DaF/DaZ-Lehrerin sucht sie nach immer neuen plurilingualen Ansätze für den Sprachunterricht. Dabei ist sie auf den Master Linguistic Diversity Management gestossen. Auch, weil sie den Wunsch verspürte, sich beruflich neu zu orientieren. Ihr Interesse war sofort geweckt – und wurde bisher nicht enttäuscht.

Hightlights: Das Verbinden von Theorie und Praxis

Gefragt nach den Highlights und Besonderheiten des Studiums kommt ein Leuchten in Jelenas Augen: «Das Besondere für mich ist die ständige Verbindung von Theorie (linguistischer Forschung) und (Sprach-)Praxis. Mir gefällt praktisch alles: die Module, die Lerninhalte, die Lehr- und Lernmethoden… Die Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden finde ich sehr inspirierend; auch die Art, wie wir als Studierende ermutigt werden, eigene Reflexionen, Kritiken, Beispiele usw. in Diskussion einzubringen.»

Herausforderungen: Zeitmanagement und persönliche Ansprüche

Ihre grösste Herausforderung ist das Zeitmanagement, d.h. Masterstudium, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Aber auch fachlich sieht sie sich mit anspruchsvollen Inhalten konfrontiert – und dann ihre ständige Frage: «Kann ich mich auf Deutsch gut genug ausdrücken?»

Berufsziel: DaF/DaZ- und HSK-Unterricht zusammenbringen

Für ihre studentische und berufliche Zukunft hat Jelena klare Vorstellungen: «Während und nach dem Masterstudium möchte ich die Schnittstellen zwischen dem DaF/DaZ- und HSK-Unterricht beforschen und mich für die engere Zusammenarbeit zwischen diesen ‘Bereichen’ einsetzen. Deshalb finde ich, dass das Masterstudium Linguistic Diversity Management an der ZHAW absolut der richtige Ort für meine weitere persönliche und professionelle Entwicklung ist. Ich kann diesen Studiengang allen, denen die Vielfalt der Sprachen, Kulturen, Weltansichten am Herzen liegt, unbedingt empfehlen.»

Chih-Han Hsu – liebt die sprachliche Diversität

Chih-Han-Hsu-Student-Linguistic-Diversity-Management-ZHAW

Chih-Han Hsu kommt aus Taiwan. Lernen ist seine Leidenschaft. Er studierte in Taipei einen Bachelor in Politikwissenschaft und in Italien einen Master in Kommunikation für internationale Beziehungen (Comunicazione per le Relazioni Internazionali). Linguistic Diversity Management ist also sein zweites Masterstudium. Daneben arbeitet er als Kundeberater bei einem Schweizer Textilprüfinstitut in Zürich – früher war er beruflich vor allem in der Mode- und Luxusbranche unterwegs.

Und: Chih-Han ist extrem mehrsprachig. Seine Muttersprache ist Mandarin (Chinesisch). Ausserdem spricht er English, Deutsch, Französisch, Italienisch und Japanisch, und weil ihm das noch nicht genug ist, lernt er aktuell noch Schweizerdeutsch und Spanisch.

Sprachliche Diversität begleitet ihn, seit er nach Europa gekommen ist. «Ich liebe die sprachliche Diversität, weil sie bedeutet, dass in der Kommunikation so viele verschiedene Kulturen und Werte aufeinandertreffen. Dabei ist mir aufgefallen, dass unser Arbeits- und Sozialumfeld, in dem wir uns befinden, nicht immer inklusiv genug ist, so dass sich nicht alle wohlfühlen, insbesondere Minderheitengruppen nicht». Dies will er ändern.

Motivation: Linguistic Diversity zum Beruf machen

«Ich habe schon immer gerne Fremdsprachen gelernt, aber es war immer nur mein ‘Hobby’. Ich verfolge die Diskussion um sprachliche Diversität in den Medien schon lange und bin fasziniert von der damit verbundenen Politik. Deshalb wusste ich sofort, dass ich genau das studieren möchte, als ich erfuhr, dass es diesen neuen Masterstudiengang an der ZHAW gibt.»

Nicht ganz ernst fügt er hinzu: «Ich bin so froh, dass ich jetzt mit meinen Kommiliton:innen und Dozierenden fachsimpeln kann und meine Freunde und Familie nicht immer mit Themen rund um sprachliche Diversität bombardieren muss.»

Hightlights: In Linguistic Diversity gemeinsam weiterkommen

Er geniesst sein Masterstudium sichtlich: «Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt endlich in die Welt der Linguistik eintauchen kann.» Dabei gefällt ihm besonders, dass er den Studiengang auch selbst mitgestalten kann: «Da es ein ganz neuer Studiengang ist, habe ich bemerkt, dass wir zusammen mit den Dozierenden auch ausserhalb der Seminare und Veranstaltungen lernen und neue Erfahrungen machen.» Dabei gefällt ihm auch, dass die Studierenden sehr heterogen sind: «Das ist sehr erfrischend und spannend.»

Berufsziel: consultant oder policy advisor für sprachliche Vielfalt

In der Zukunft sieht sich Chih-Han als (Politik-)Berater im Bereich der sprachlichen Vielfalt: «Ich hoffe, ich kann in verschiedenen Organisationen arbeiten und ihnen helfen, ein vielfältiges und inklusives Umfeld zu schaffen.»

*DaF/DaZ: Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache


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