Vielfalt und Teamwork dürfen im journalistischen Alltag nicht fehlen. Davon ist Sandro Spaeth, Mitglied der Chefredaktion von 20 Minuten und Absolvent des CAS Leadership, überzeugt. Er sieht die Basis seines Führungsstils u.a. darin, aus IndividualistInnen ein Team zu bilden, das zusammenhält. Wie der CAS Leadership seine Sinne fürs Längerfristige und Strategische schärfte und er sein Knowhow im Bereich Mitarbeitendenführung vertiefen konnte, berichtet er im Interview.
Ein Interview mit schriftlichen Antworten von Sandro Spaeth, Mitglied der Chefredaktion von 20 Minuten und Absolvent des CAS Leadership. Von Susanna Spörri, Kommunikationsverantwortliche des IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft.
Warum hast du den CAS Leadership bei uns am IAM absolviert?
Ich absolviere an der ZHAW seit Sommer 2020 den MAS-Lehrgang Communication Management and Leadership. Da gehört der CAS zum Thema Führung einfach dazu. Mir war schon länger klar, dass ich weitere Führungsverantwortung übernehmen will. Und weil gute MechanikerInnen oder passable JournalistInnen nicht zwingend und schon gar nicht ohne Ausbildung die besten Chefs und Chefinnen werden, wollte ich hier einen Schwerpunkt setzen und mich mit dem Thema Führung beschäftigen.
Und was passierte dann?
Ich kam schneller in die neue Führungsrolle hinein als erwartet. Im Frühjahr 2021 – also genau während des CAS zum Thema Leadership – wurde ich in die Chefredaktion von 20 Minuten befördert. Viele Dinge, die wir während dem CAS theoretisch anschauten, konnte ich gleich im Alltag umsetzen.
Welche gelernten Inhalte helfen dir am meisten im Berufsalltag und warum diese?
Der journalistische Alltag ist sehr oft von kurzfristigem Handeln geprägt. Darum war wichtig, dass der CAS Leadership meine Sinne fürs Längerfristige und fürs Strategische geschärft hat. Zudem habe ich im Bereich Mitarbeitendenführung viel gelernt und bei der Auftrittskompetenz zugelegt. Beides hilft mir im Alltag: Schwierige Gespräche sind schon fast an der Tagesordnung und von der Auftrittskompetenz profitiere ich in Live-Sendungen und bei Referaten.
Inwiefern konntest du dich während dem CAS Leadership fachlich und persönlich weiterentwickeln?
Man lernt und liest im CAS Leadership eine ganze Menge Theorie. Ich verbrachte viel Zeit mit dem Standardwerk “Angewandte Psychologie für Führungskräfte”. Die Theorie konnte ich dann wegen meiner neuen Führungsaufgabe gleich in die Praxis umsetzen. Das Wichtigste war allerdings, dass der Kurs einem die Gelegenheit gibt, den eigenen Führungsstil zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen, der eigenen Motivation, ermöglicht einem eine feine Wahrnehmung seines Umfelds und gibt ein tieferes Verständnis für strukturelle Prozesse. Ich fühle mich jetzt noch besser gerüstet für grosse Führungsaufgaben.
Welches sind für dich die grössten Herausforderungen beim Führen eines Teams?
Beim Führen des fünf Personen umfassenden Wirtschaftsteams war es mir wichtig, aus einer Reihe IndividualistInnen eine Einheit zu formen. Das tönt jetzt etwas nach Fussballtrainer, aber darum ging es mir. Mir war nicht wichtig, wer welchen Artikel geschrieben hat. Wichtig war mir, dass 20 Minuten ein Thema zeitnah, kreativ und zielgruppengerecht aufnimmt und dass wir uns dabei helfen. Ich verstehe Journalismus als Teamwork. Jetzt führe ich vor allem RessortleiterInnen und tageweise die gesamte Redaktion. Hier geht es mehr darum, zu überzeugen, das Warum aufzuzeigen und als Ansprechpartner bei Problemen zu helfen.
Worauf muss bei der Zusammensetzung eines Teams deiner Meinung nach geachtet werden?
Mein Führungsstil ist darauf ausgerichtet, dass ich den KollegInnen viel Verantwortung übertrage. Ich will nicht alles vorschreiben. Dazu braucht es Leute, die damit umgehen können und die Eigenverantwortung schätzen. In journalistischen Teams ist meiner Meinung nach Diversität sehr wichtig: Wenn die Leute verschiedene Hintergründe, Laufbahnen und Lebenswelten haben, bringt das eine Vielfalt möglicher Themen aufs Tapet. Was ich schwierig finde, sind journalistische EinzelkämpferInnen, die sich als Stars verstehen. Für mich ist das Team der Star!
Welchen Ratschlag würdest du Personen geben, die gerade neu Führungsverantwortung übernommen haben?
In eine Führungsrolle wächst man erst allmählich hinein. Es braucht darum viel Zeit, Geduld und den Willen, sich weiterzuentwickeln. Am meisten lernt man bei schwierigen Situationen und aus Fehlern, was zuweilen schmerzhaft ist, einem aber weiterbringt. Wichtig scheint mir zudem, nicht einfach den Führungsstil von anderen Vorgesetzten im Unternehmen zu übernehmen. Es geht darum, mit der Zeit seinen eigenen Stil zu finden.
Zur Person
Sandro Spaeth ist langjähriger Wirtschaftschef von 20 Minuten. 2018 stieg er in die Redaktionsleitung auf. Seit 2021 gehört der 42-Jährige der Chefredaktion von 20 Minuten an. Sandro Spaeth absolviert derzeit den MAS in Communication Management and Leadership am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW und hat gerade mit der Masterphase begonnen. Für seinen MAS hat er die drei CAS Digitale Transformation und Kommunikation, Leadership und Kommunikationsmanagement absolviert.
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