Als Andrea Scheck sich für den Studiengang Mehrsprachige Kommunikation an der ZHAW entschied, dachte sie an Sprachen – nicht an Programmieren, Informatik oder Softwares. Doch der Studiengang öffnete ihr Türen in eine Welt, die sie vorher kaum auf dem Radar hatte: die Technikwelt. Heute arbeitet sie in einem Umfeld, in dem sie täglich zwischen Menschen, Technologien und Sprachen vermittelt.
Autorin: Kyra Jetzer
Schon früh hatte Andrea ein Gespür für Sprache. «Ich habe bereits als Teenager englische Kurzgeschichten für meine Eltern übersetzt», erzählt sie. Dass ihr beruflicher Weg sie irgendwann in diese Richtung führen würde, war daher naheliegend. Mit dem Studiengang Mehrsprachige Kommunikation kam jedoch eine neue Dimension ins Spiel: Technik. «Ich war in der Schule nie gut in Mathe oder Technik. Aber an der ZHAW hat es plötzlich Klick gemacht – und ich habe gemerkt, wie spannend diese Welt sein kann.» Technische Module machten plötzlich Sinn. Und mehr noch: Sie machten Spass und haben ihr das Selbstvertrauen gegeben, um beruflich in diese Richtung zu gehen.
Einstieg in die Software-Redaktion: Sprachkompetenz trifft Technik
Nach dem Studium startete Andrea deshalb direkt in der Software-Redaktion eines internationalen Unternehmens, wo sie zuständig war für das Schreiben von Fehlermeldungen, Tooltips oder Hilfe-Topics für eine Software. «Besonders spannend fand ich, dass mit jedem Release neue Funktionen hinzukamen, die man zuerst selbst verstehen, testen und im Team diskutieren muss. Und immer mal wieder gab es diese Momente, in denen man einfach die perfekte Formulierung findet – klar, präzise, kurz. Das ist ein grossartiges Gefühl.»
Neben den sprachlichen Kenntnissen erwiesen sich aber auch andere Kompetenzen als besonders wertvoll: «Dank den XML-Inhalten aus dem Studium konnte ich mich schnell in unserem internen Redaktionssystem zurechtfinden und mich so sehr mit dem System anfreunden, dass ich es heute sogar selbst für die Redaktion weiterentwickle.»
Das Studium hat vieles vermittelt – und doch gab es Aspekte, wie das agile Arbeiten in Teams, die erst mit der Praxis greifbar wurden. «Im Studium waren Projekte oft langfristig, mit klaren Deadlines. Im Job muss man viel flexibler sein, ständig neu denken, kommunizieren und entscheiden.» Diese Lernkurve war steil – aber auch extrem wertvoll.
Vom Bachelor zum Master
Nach vier Jahren entwickelte sich Andrea zur zentralen Ansprechpartnerin im Team – intern wie extern. Die logische Konsequenz war das Übernehmen von mehr Verantwortung und oft auch die Frage nach neuen technischen Lösungen für die Redaktionsarbeit. «Ich wollte wissen: Wie funktioniert ein Sprachmodell? Wie lernt eine KI? Wie kann man diese technische Innovation für mehr Menschen zugänglich machen?» Also wagte sie den nächsten Schritt: das Masterstudium in Computerlinguistik an der UZH.
Sprachkompetenz als Schlüsselkompetenz in der digitalen Welt
Andrea ist überzeugt, dass sprachliche Kompetenzen auch in einer zunehmend digitalen und automatisierten Welt unersetzlich bleiben. «Sprachprofis und gute Kommunikator:innen sind gefragter denn je – in Redaktionen, im Projektmanagement, in der Entwicklung oder überall dort, wo sich Menschen verstehen müssen.» Auch moderne Technologien wie ChatGPT oder andere KI-Tools änderten daran nichts. Denn, so betont sie, künstliche Intelligenz sei immer nur so hilfreich, wie wir sie zu nutzen verstehen. «Wer Sprachtechnologie wirklich versteht und ihren Einsatz reflektieren kann, hat super Karriereaussichten und auch die Chance, anderen mit diesen Tools zu helfen.»
Andrea rät heutigen Studierenden deshalb, sich im Studium Zeit für die eigene Orientierung zu nehmen und offen für neue Themenbereiche zu bleiben. Der Bachelor sei kein fixer Karriereplan, sondern der Einstieg in eine vielfältige, spannende Welt der Kommunikation. Wer sich darauf einlässt, findet früher oder später einen Weg, der zu einem passt.
Weitere Beiträge aus dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation:
- Berufseinstieg in die Sprachbranche – Absolvent Alessandro Accetta im Porträt
- Mehrsprachige Kommunikation im Wandel: Neue Vertiefungen für ein zukunftssicheres Berufsfeld
- Zwei Welten, ein Ziel: Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der App-Entwicklung
- Wie erreiche ich ein professionelles Sprachniveau?
- Politik für alle: Sind unsere Volksabstimmungen barrierefrei?
- Studierende arbeiten beim Übersetzen mit Kopf, Herz und KI
- Vom Studium in die Barrierefreie Kommunikation: Ein Alumniporträt
- Mit einer Sehbehinderung den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation studieren? Das geht!
