Auf dem Bild ist ein Mann mit einem weissem Pullover vor einem grossen Gebäude zu sehen, in der Hand trägt er einen PC. Hinter ihm sieht man den Bahnhof von Winterthur. Er macht gerade den Doktorat und erzählt von seinem PhD Programm

Vom ZHAW-Master zum Doktorat: Dario D’Agostino über das PhD-Programm, Schreibretraiten und Dinosaurierskelette 

Dario D’Agostino ist Doktorand und an der ZHAW Angewandte Linguistik nicht nur in der Lehre, sondern auch als Lab Manager tätig. Die ZHAW kennt er inzwischen in- und auswendig – sei es als Student oder als Mitarbeiter. Im Interview erzählt Dario, wie er nach dem Master den Schritt ins Doktorat gewagt hat, was ihn am PhD begeistert – zum Beispiel die Highlights an der Science Week in Berlin – und welche Tipps er Studierenden mitgibt, die sich für einen akademischen Weg interessieren.

Autor:innen: Marta Ferreira Almeida und Dario D’Agostino

Dario, du hast sowohl den Bachelor als auch den Master an der ZHAW Angewandte Linguistik abgeschlossen. Wie kam es dann zum Doktorat?

Der Master Language and Communication – damals „Angewandte Linguistik“ – war für mich der logische nächste Schritt nach dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation. Besonders interessierten mich schon damals die Rolle der Sprache im Alltag und in der Gesellschaft. Spätestens beim Verfassen der Masterarbeit habe ich gemerkt, dass mir Forschungsarbeit liegt, und dass sie mir nach dem Abschluss fehlen würde. So habe ich dann nach Wegen gesucht, beruflich in der Forschung Fuss zu fassen.

An einer Infoveranstaltung habe ich über die Möglichkeit eines Doktorats nach dem Masterstudium gehört. Da habe ich den Entschluss gefasst, eine Dissertation zu schreiben.

Wie hast du dein Dissertationsprojekt aufgegleist?

Meine Dissertation ist keinem übergreifenden Forschungsprojekt angebunden, wie das sonst oft der Fall ist. Das bringt natürlich einige Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch viel Gestaltungsspielraum.
Nachdem ich ein Exposé verfasst hatte, kontaktierte ich zwei Forscher die aus meiner Sicht als Betreuende perfekt zum Projekt passen würden: Prof. Dr. Noah Bubenhofer (UZH) und Prof. Dr. Philipp Dreesen (ZHAW Angewandte Linguistik). Und ich hatte Glück! Beide stimmten zu, meine Dissertation zu betreuen. Ich freute mich riesig.

Kurz zusammengefasst, was untersuchst du in deiner Dissertation?

Ich untersuche, wie pandemiekritische Webseiten durch Hyperlinks vernetzt sind und Sichtbarkeit im Web erzeugen. Anhand eines dreistufigen Modells analysiere ich, wer auf wen verweist, auf welche Weise dies geschieht und welche Funktionen dieses Verweisen erfüllt. Ich verstehe meine Arbeit als eine linguistische Diskursanalyse, in der ich beschreibe, wie digitale Öffentlichkeiten durch bestimmte Weisen des Sprechens organisiert sind und hergestellt werden. 

Was gab es für Highlights in deiner bisherigen PhD-Zeit?

Durch die Teilnahme am PhD-Programm habe ich Zugang zu unterschiedlichen Kursen, Veranstaltungen und fachlicher Betreuung. Anfang Mai habe ich beispielsweise an einer Schreibretraite teilgenommen. Es ging dabei darum, sich als Gruppe zu treffen und sich für ein paar Tage nur dem eigenen akademischen Schreiben zu widmen. Wir, also PhD-Studierende der Università della Svizzera Italiana (USI) und der ZHAW, konnten uns in Biel in einer schönen Umgebung richtig in unsere Arbeiten vertiefen. Wer wollte, konnte unterschiedliche Schreibtechniken ausprobieren, die von der Kursleiterin eingeführt wurden. Ich kenne jedoch meinen eigenen Schreibmodus inzwischen gut: Ohropax rein, gedanklichen Anschluss finden und möglichst bald loslegen – am besten ohne Unterbrechungen. So tautologisch das auch klingt: Um ins Schreiben zu kommen, muss ich schreiben. 

Die Schreibretraiten finden mindestens einmal pro Jahr statt. Das ist für mich wichtig, denn so komme ich dazu, mich mehrere Tage aneinander mit meiner Dissertation zu befassen.

PhD-Programmteilnehmende

Ein weiteres Highlight war der PhD-Workshop in Berlin, der während der Science Week stattfand. 

Warum war die Teilnahme für dich besonders wertvoll?

Dieser Workshop ist Teil der GAL PhD School, einer Initiative der Gesellschaft für Angewandte Linguistik zur Förderung von Nachwuchsforschenden. Ziel ist es, methodische Kompetenzen zu vertiefen, sich mit Expert:innen auszutauschen und das eigene Forschungsprojekt weiterzuentwickeln. 

An diesem Workshop konnte ich fachlich profitieren, Einblicke in andere Dissertationen erhalten, PhD-Peers kennenlernen und einen wissenschaftlichen Grossanlass erleben. 

Wie kann man sich diesen Workshop vorstellen?

Beim Workshop ging’s darum, unterschiedliche Methoden kennenzulernen oder zu vertiefen, um sprachliche Praxis zu untersuchen. Ausgewiesene Expert:innen der Forschungsmethodologie haben uns dabei unterstützt, die Methoden in unserer eigenen Arbeit zu reflektieren und einzusetzen. Bei mir standen Methoden der Korpuslinguistik im Vordergrund, Prof. Dr. Julia Krasselt war dafür als Expertin vor Ort.

Auch zusätzlich zum Seminar war einiges los. So haben wir z. B. am Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Daniel Perrin an der Science Week teilgenommen. Dieser fand im Naturkundemuseum statt. Auf dem Weg zum Vortragssaal kam man an riesigen Dinosaurierskeletten und anderen urzeitlichen Wesen vorbei, um dann beim Vortrag über KI und die Rolle von Sprachprofis in einer sich rasch verändernden Welt nachzudenken.

Am letzten Kurstag besuchten wir ausserdem das Verlagshaus De Gruyter Brill. Ich kannte den Verlag zuvor nur als Name in Bibliografien – Berlin, Boston: De Gruyter. Wir erhielten Einblicke in die Geschichte und in die verwinkelten Archive des Verlags.

Und wie geht’s bei dir weiter?

Ende Mai habe ich die PhD-School abgeschlossen. Noch für dieses Jahr plane ich, die Dissertation zumindest in groben Zügen fertigzustellen und im Frühlingssemester 2026 abzuschliessen. Nach Abschluss möchte ich meine zwei Arbeitsgebiete näher zusammenführen: Diskursanalyse (Dissertation) und Barrierefreie Kommunikation (Management LAIC Lab). LAIC steht für Language Accessibility and Inclusive Communication. Im Lab vermittle und koordiniere ich Lösungen für Barrierefreie Kommunikation und arbeite an deren Weiterentwicklung mit.

PhD Gruppe bei dem Abschluss des PhD-School.

Zum Schluss: Welche Tipps würdest du Masterstudierenden mitgeben, die sich für ein Doktorat interessieren?

Ein Gespräch mit erfahrenen Forschenden kann helfen, über verschiedene Möglichkeiten einer Dissertation nachzudenken. Das kann zum Beispiel mit der Betreuerin der Masterarbeit sein oder mit einem Dozenten eines Seminars. 

Wenn man sich für ein Doktorat interessiert, ist es auch wichtig, sich mögliche Finanzierungswege zu überlegen. Gibt es die Möglichkeit einer Anstellung in einem passenden Forschungsprojekt? Wenn nicht, lässt sich die Dissertation gut mit einer Berufstätigkeit vereinbaren? Denkbar ist auch eine Finanzierung über ein Stipendium oder Fördermittel. Hier kann es entscheidend sein, mit der Suche früh zu beginnen, da sich die Bewerbung und die Mitteilung zur Zusprache über Monate erstrecken können.

Tritt man eine Doktoratsstelle in einem bestehenden Forschungsprojekt an, sind die Betreuenden möglicherweise schon vorgegeben. Wenn man das Doktorat nicht in einem übergreifenden Forschungsprojekt durchführt, ist eigene Initiative für die Suche nach passenden Betreuungspersonen erforderlich.

Danke, Dario, für das spannende Gespräch und die wertvollen Tipps. Ich wünsche dir alles Gute für den Endspurt deiner Dissertation!


Zu den beiden PhD-Programmen gibt es hier weitere Informationen.
Doktoratsprogramm: Sprachen, Argumente und Narrative in der datifizierten Gesellschaft
PhD programme EquiLingua – Linguistic Diversity and Social Justice in the Digital Transformation








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