Die Sprachbranche befindet sich im Umbruch. Künstliche Intelligenz und maschinelle Übersetzung revolutionieren die Art und Weise, wie wir mit Sprache und Übersetzungen arbeiten. Für Alessandro Accetta, Absolvent des Bachelorstudiengangs Mehrsprachige Kommunikation und des Masterstudiengangs Language and Communication (ehem. Angewandte Linguistik), sind diese Veränderungen jedoch kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance.
Der zweisprachig aufgewachsene Winterthurer hat sich nicht nur erfolgreich in der Branche etabliert, sondern gestaltet sie heute aktiv mit. Als Chief Operating Officer (COO) bei Translingua bringt er seine Leidenschaft für Sprache mit Projektmanagement und strategischem Denken in Einklang.
Autorin: Kyra Jetzer
Dass Alessandro sich für den Studiengang Mehrsprachige Kommunikation entschied, war kein Zufall: Als zweisprachig Aufgewachsener war die Sprachaffinität von Anfang an da: «Kommunikation, Sprachen, Rechtschreibung – all diese linguistischen Themen haben es mir schon immer angetan», erzählt er. Dass sich mit der ZHAW in Winterthur auch noch die passende Hochschule bot, war der perfekte Glücksfall.
Was ihn am Bachelorstudium besonders beeindruckte, war der praktische Ansatz. «Tools wie Trados oder andere CAT-Tools wurden nicht nur theoretisch behandelt, wir erhielten immer auch Lizenzen und konnten sie direkt anwenden.» Auch damals aktuelle Entwicklungen wie maschinelle Übersetzung fanden früh Eingang ins Curriculum – ein klarer Beweis für die Aktualität und Praxisorientierung des Studiengangs.
Berufseinstieg in bewegten Zeiten
Nach dem Bachelorabschluss entschied sich Alessandro für ein Masterstudium, um seine Fachkenntnisse zu vertiefen und das Berufsfeld aus einer strategischeren Perspektive zu erkunden.
Doch kaum war das Diplom in der Tasche, kam die Corona-Pandemie und mit ihr ein schwieriger Arbeitsmarkt. «Ich habe viele Absagen erhalten», erinnert sich Alessandro. «In dieser Zeit bewarben sich aufgrund der unsicheren Lage auch zahlreiche Freelancer mit viel Berufserfahrung auf dieselben Positionen. Da war es als Berufseinsteiger nicht leicht, Fuss zu fassen.»
Den entscheidenden Wendepunkt brachte ein Praktikum beim auf maschinelle Übersetzungen spezialisierten Unternehmen Textshuttle. Die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus der Informatik und Computerlinguistik erwies sich als besonders lehrreich und ebnete ihm den Weg zu seiner nächsten Station. Dort stieg er ins Projektmanagement ein, sammelte später als Teamleiter Führungserfahrung – und gelangte schliesslich zu seiner heutigen Position als COO bei Translingua, die er seit diesem Jahr innehat. «Es ist die perfekte Kombination für mich: Projektmanagement, strategisches Mitwirken und gleichzeitig die Möglichkeit, meine Sprachleidenschaft einzubringen.»
Die Zukunft der Sprachbranche im KI-Zeitalter
Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt für Alessandro eines klar: Maschinen können viel – aber nicht alles. «Sprachliche Kompetenz bleibt zentral – vielleicht sogar wichtiger denn je. Man muss verstehen, wie Sprache funktioniert, wie man sie einsetzt und wie man mit den verschiedenen technologischen Unterstützungen arbeitet.» Die Fähigkeit, Texte zu beurteilen, Inhalte zu optimieren, Terminologien zu pflegen und Qualität sicherzustellen, sei durch Technologie nicht ersetzbar. Zudem muss die Anwendung der Tools gekonnt sein, um sie effizient und erfolgreich nutzen zu können.
Sein Rat an heutige Studierende? «Habt keine Angst vor den Veränderungen. Lernt, mit ihnen umzugehen – dann werdet ihr immer einen Platz in der Branche finden.»
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