Mit ChatGPT sind KI-Tools, die Texte generieren können, im Mainstream angekommen. Doch was bedeutet das für kreative Berufe wie den der Texter:innen? Diese Frage hat sich Clara dos Santos Buser in ihrer Bachelorarbeit gestellt. Mit einem Mix aus Expert:innen-Interviews und einer Umfrage unter selbstständigen Texter:innen in der Deutschschweiz hat die Absolventin des Studiengangs Kommunikation und Medien untersucht, wie sich KI-Tools auf die Arbeit und die Auftragslage in diesem Berufsfeld auswirken.
Autorin: Kyra Jetzer
Die rapide Verbreitung von ChatGPT prägt nicht nur den digitalen Diskurs, sondern beeinflusst auch die Arbeitswelt. Besonders im Bereich der freien Texter:innen, die ihre Dienstleistungen über Plattformen wie Upwork anbieten, wird bereits von Einkommenseinbussen berichtet. In ihrer Bachelorarbeit zeigt Clara auf, dass Agenturen und Unternehmen zunehmend KI nutzen, um Textarbeit effizienter zu gestalten. Die grosse Frage lautet daher: Ist das Texter:innen-Handwerk bald ein Relikt der Vergangenheit oder liegt die Zukunft in der kreativen Symbiose von Mensch und Maschine?
Um Antworten zu finden, kombinierte Clara qualitative Interviews mit führenden Köpfen aus den Bereichen KI, Text und Wirtschaft mit einer Umfrage unter selbstständigen Texter:innen in der Deutschschweiz. Konkret wollte sie herausfinden, welche Textaufträge aufgrund von ChatGPT verschwinden, welche Dienstleistungen trotz ChatGPT immer noch gefragt sind und was dieser Wandel für die Zukunft des Berufs bedeutet.
«Die Fragestellung interessiert mich, weil sie mich einerseits persönlich betrifft – ich bin Texterin – und andererseits, weil ich schnell erkannte, dass KI mit ihren vielen Anwendungen ein disruptives Potenzial hat. Es war schockierend zu sehen, wie schnell ChatGPT Texte generieren kann. Statt dem Gefühl nachzugeben, dass dies das Ende meiner Karriere als Texterin sein würde, entschied ich mich für die Forschung rund um ChatGPT und den Texter-innen:Beruf», sagt Clara.
Wandel in kleinen Schritten
Die Ergebnisse der Interviews und der Umfrage liefern ein vielschichtiges Bild über die aktuelle und zukünftige Rolle von Texter:innen in der Deutschschweiz. Während einige Veränderungen durch den Einsatz von KI bereits spürbar sind, zeigt sich, dass die Entwicklungen graduell verlaufen und nicht jede Befürchtung eingetreten ist. «Ich bin davon ausgegangen, dass bestimmte Aufträge durch KI wegfallen, und dachte, die Nachfrage würde rapide sinken. Tatsächlich hat eine dünne Mehrheit keine Veränderungen gespürt, und ein kleiner Anteil hat sogar mehr Aufträge erhalten – das hat mich überrascht», erzählt Clara.
1. Welche Textaufträge verschwinden?
Die Befragten und Expert:innen sind sich einig, dass ChatGPT vor allem einfache und repetitive Textaufträge wie Produktbeschreibungen, Katalogtexte und Standardanschreiben übernehmen kann. Diese Aufgaben sind für KI-Modelle leicht zu bewältigen und bieten wenig Raum für Kreativität. Dennoch zeigt die Umfrage, dass die Auswirkungen auf die Gesamtauftragslage bisher begrenzt sind.
2. Was wird weiterhin nachgefragt?
Texte für digitale Medien wie SEO-Artikel, Social-Media-Posts und Newsletter bleiben weiterhin gefragt. Besonders hier wird die Kombination aus strategischem Denken, kreativer Gestaltung und technischer Optimierung geschätzt – etwas, was Texter:innen der KI voraus haben. Die steigende Nachfrage nach online Formaten deutet darauf hin, dass sich Texter:innen in Zukunft auf digitale Auftragsarten ausrichten sollen.
3. Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kreativität der Schlüssel bleibt. Die zukünftige Rolle umfasst zudem die Nutzung von KI für Brainstorming, Analysen und das Erstellen von Konzepten. Multimodale KI-Modelle, die Audio- und Videodaten verarbeiten können, eröffnen neue Möglichkeiten. «Wer all diese Möglichkeiten nutzt, kann mehr schaffen als nur Texte», meint Clara.
Abschluss und Empfehlungen
Clara blickt positiv auf ihre Forschungsarbeit zurück: «Wissenschaftliches Arbeiten hat mir gut gefallen. Es ist zwar zäh und langsam, aber trotzdem sehr erfüllend», sagt sie. Ihr Ziel war es, eine Wissensgrundlage über den aktuellen Zustand des Texter:innen-Berufs zu schaffen, die weiteren Forschungen zugutekommt. Ihr Rat an Studierende: «Es lohnt sich, eine empirische Arbeit zu schreiben, auch wenn es aufwendig ist. Konzentriert euch auf ein Thema, das euch wirklich interessiert und das relevant ist.» Besonders bedanken möchte sie sich für die Unterstützung ihrer Betreuerin Aleksandra Gnach, dem Textverband und allen Expert:innen, die ihr zugehört und sie bei dieser Arbeit begleitet haben.
Weitere Themen aus dem Bachelorstudiengang Kommunikation und Medien:
- Mit ProjektPlus: Live-Berichterstattung beim European Solar Race in Belgien
- Praxisorientiert studieren: Die Verbindung von Theorie und Praxis für eine erfolgreiche Karriere
- Von der ZHAW in die Startup-Welt: Alyssia Kugler im Alumniporträt
- ProjektPlus: Gegenwart und Zukunft einer Eventfirma beleuchten und Lösungen erarbeiten
- Das Studiengangsekretariat: Der unverzichtbare Pfeiler
- Praxiswerkstätten: Fähigkeiten stärken, Karriere formen
