Vielfältig, abwechslungsreich, bereichernd: Diese Wörter fallen, wenn Karin Touma von ihrem Praxissemester erzählt. Wie viele andere verbrachte sie das 4. Semester nicht auf dem ZHAW-Campus in Winterthur, sondern absolvierte ein dreimonatiges Praktikum; in ihrem Fall auf der Fachstelle «Integration und Familie» der Stadt Kreuzlingen.
Autor: Joshua Bartholdi
Die Grenzstadt bewarb sich 2018 für das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» von Unicef, woraus diverse Projekte resultierten. Dabei geht es um die Integration der Kinder und Jugendliche in das politische Tagesgeschehen und allgemeiner in das gesellschaftliche Leben der Stadt. Eines dieser Projekte, das Karin mitorganisierte, war das erste Jugendforum der Stadt. Die Partizipation der Jugendlichen stand dabei im Vordergrund, die dafür eingeladen wurden, um ihre Bedürfnisse zu eruieren und ihnen die Politik näher zu bringen. Auch wenn Karin nicht von Anfang an das Projekt begleiten konnte, ist sie zufrieden, dass sie am Jugendforum im April 2023 teilnehmen konnte. An diesem Anlass erhielt die Stadt das Label von Unicef. Die Teilnahme der Jugendlichen fiel zwar etwas dürftig aus. Trotzdem erhielten die Stadt ein reichhaltiges Feedback und arbeiten nun daraufhin, noch mehr Jugendliche ins Boot zu holen. Darin zeigt sich, dass Integration ein Prozess ist, der nicht von heute auf morgen geschieht.
Der zweite Pfeiler ihres Praktikums erfolgte im Büro «Rat und Tat», in welchem die Fachstelle «Integration und Familie» unbürokratisch und niederschwellig Hilfe und Unterstützung anbietet. Das Angebot entstand 2022 aus den Erfahrungen der Pandemie. Einen Morgen in der Woche beriet Karin Bürgerinnen und Bürger der Bodenseestadt zu verschiedenen Belangen, sei es nun beim Ausfüllen eines Formulars, beim Schreiben einer Bewerbung oder der Suche nach einem Hort. «Für mich war das eine bereichernde Erfahrung», bilanziert Karin, denn sie erwarb sich dabei Wissen über diverse Dienststellen, Vereine und Schulen. Darauf angesprochen, wie sie Integration in ihrem Praktikum erlebte, meinte sie, dass ihr bewusst geworden sei, wie viele Gesichter Integration haben könne: «Es sind junge, ältere, migrierte Menschen und viele mehr, die in das gesellschaftliche Leben integriert werden können.». Dann ergänzt sie: «Es gibt viele Möglichkeiten Angebote zu schaffen, um anderen Menschen zu helfen und entsprechend zu integrieren. Die Schwierigkeit besteht darin, dass den Zielgruppen das Wissen über die unterschiedlichen Angebote fehlt.»
Das Praktikum rundeten verschiedene administrative Aufgaben ab. «Manche denken vielleicht, dass das eher unbedeutende Aufgaben sind», räumt Karin ein und zerpflückt das Vorurteil sogleich selbst. Gerade durch die einzelnen Tätigkeiten habe sie einen umfassenden Einblick in die Integrationsstelle erhalten, wodurch sie die Zusammenhänge und Abläufe besser verstanden habe. Generell erlebte sie immer wieder Aha-Momente im Praktikum, in denen Theorien, Konzepte oder Inhalte aus dem Studium plötzlich in einer Sitzung thematisiert wurden. Durch das Wissen aus dem Studium – z.B. zum Fide-Ansatz oder zu den KIP (Kantonale Integrationsprogramme) – konnte sie sich besser in die Diskussionen einbringen.
Für die Wahl des Praktikums waren laut Karin zwei Faktoren matchentscheidend. Im Modul «Projektentwicklung und -management» erhielt sie einerseits erste Einblicke in Integrationsprojekte. Da dieser Bereich ihr bis anhin weniger bekannt war, sie aber ansprach, wollte sie das Praktikum auf einer Integrationsfachstelle absolvieren. Andererseits nahm sie an der Infoveranstaltung teil, an der ältere Studierende ihr Praxissemester mittels eines Posters präsentierten. Dort kam sie mit einer Studentin ins Gespräch, die ihr Praktikum ebenfalls in Kreuzlingen im Departement Gesellschaft absolviert hatte.
Mit Blick auf das Praktikum ist für sie klar geworden, dass sich die Vorstellungen von ihrem Berufsbild bestätigt haben. Sie kann sich nach dem Studium eine Kombination aus DaF/DaZ-Unterricht und projektorientierter Arbeit auf einer Integrationsfachstelle vorstellen. Durch das Praktikum konnte sie ein dichtes Netzwerk aufbauen, in dem sie teilweise über Umwege immer wieder mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt kam. «Die Kreise schliessen sich immer wieder», bemerkt sie. Manche Kreise sind etwas grösser und werden sich erst nach dem Studium schliessen. Das ist jedenfalls zu erwarten, wenn man ihr zuhört.