Carola Etter-Gick ist Dozentin im Bachelor Kommunikation und Studienleiterin des CAS Politische Kommunikation. Anfang Mai wurde sie zudem als Zürcher Kantonsrätin gewählt. Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihr breit abgestütztes Praxiswissen nutzbringend auch für ihre Lehrtätigkeit in Aus- und Weiterbildung einsetzen kann und wo die Herausforderungen dabei liegen.
von Mauro Werlen, Redaktion Language matters
Als Carola Etter-Gick das Gymnasium abschloss, titelte ihr Portrait in der Maturazeitung «Bundesrätin Carola Gick». Sie wiegelt schmunzelnd ab: «Bundesrätin wollte ich nie werden, aber bereits meine Klassenkameraden mussten meine Leidenschaft für die Politik aushalten». Und sie sollten recht behalten. 2003 startete sie als Präsidentin der Jungfreisinnigen in Winterthur, 2018 wurde sie für die FDP in den Grossen Gemeinderat von Winterthur gewählt, und diesen Mai nahm sie ihre Arbeit im Zürcher Kantonsrat auf. Und beruflich? Auf das Studium folgten Jahre als Journalistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin für die FDP-Fraktion in Bern und Projektleiterin Kommunikation bei Economiesuisse. Seit 2013 doziert sie im Studiengang Kommunikation und ist Studienleiterin des berufsbegleitenden CAS Politische Kommunikation.
An der Basis arbeiten
«Für den CAS konzipiere ich den Studieninhalt zusammen mit dem wissenschaftlichen Programmleiter Peter Stücheli-Herlach.» Zudem ist Etter-Gick verantwortlich für den Leistungsnachweis: «Die Teilnehmenden entwickeln in der sogenannten Transferarbeit Lösungen für ein Praxisproblem. Das bietet immer wieder die Möglichkeit, auch für den eigenen Arbeitgeber Synergien mit der Weiterbildung zu nutzen.» Die Rekrutierung und Betreuung der Dozierenden gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben.
Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Praxis
Auch auf inhaltlicher Ebene kann Etter-Gick ihre Praxiserfahrung einbringen, was schliesslich den Teilnehmenden zugutekommt: «Ich weiss, was Journalistinnen wollen, was Organisationskommunikatoren erwarten und was die Parteien bewegt. Zudem kenne ich auch die Sichtweise der Politikerin, die eine spezielle Perspektive innerhalb einer Partei oder auch von Verbänden einnimmt.» Die fundierten Kenntnisse der Akteursperspektiven, der aktuellen politischen Debatten wie auch des Schweizerischen Politiksystems kann sie im Bachelor wie im CAS einsetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei besonders im Bachelor die Praxisfälle, die sie in den Unterricht einbringen kann – dieses Jahr beispielsweise die Revision des CO2-Gesetzes. «Da ich noch einen Fuss in der Praxis habe, kenne ich die relevanten Mechanismen auch aus der Innensicht.»
Die Akteure kennen und verstehen
Der Transfer funktioniere auch in die andere Richtung. So sehe man die Prozesse in der politischen Arena mit ganz anderen Augen, wenn man sie auch erforscht: «Beispielsweise die Parlamentsdebatte Mitte Mai zu zwei Klimavorstössen fand ich inhaltlich wenig überraschend. Dafür war es umso interessanter, mich zu fragen, wer wo dahintersteht, wo die Verbände ins Spiel kommen, und wie sie kommunizieren. Diese Überlegungen nehme ich wieder mit in den Bachelorunterricht oder bringe sie im Austausch mit meinen Weiterbildungsteilnehmern ein.»
Die Lehrtätigkeit und das politische Mandat lassen natürlich auch die Frage nach der ideologischen Positionierung aufkommen. Etter-Gick hat eine simple Antwort bereit: «Man muss in der Lehre von Anfang an transparent machen, wofür man steht und glasklar zwischen eigenen politischen Positionen und analytischer Beurteilung unterscheiden. Dann geht das gut».
Die Perspektive wechseln
Etter-Gick sieht besonders den CAS als eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und dem Berufsfeld. Damit könne die ZHAW beweisen, dass Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm stattfindet. Da liegt es nahe, dass sie den Austausch mit den CAS-Teilnehmenden und die konzeptionelle Arbeit am Studienprogramm besonders mag an ihrem Job. Auf ihre Motivation angesprochen, die Stelle damals anzutreten, sagt sie: «Nach vier Jahren an der operativen Front wollte ich einen Perspektivenwechsel.» Seit diesem Frühjahr bringt sie auch die Perspektive einer Kantonsrätin in ihre Arbeit ein.
Der nächste CAS Politische Kommunikation startet am 23.08.2019, Anmeldungen sind noch möglich.
Führen, Beraten und Managen in der Organisationskommunikation setzen voraus, dass auch politische Zusammenhänge verstanden und analysiert werden können – sach- und zeitgerecht. Der CAS Politische Kommunikation schärft Wissen und Können für die Kommunikation von Behörden, Unternehmen, Verbänden, NGOs, Parteien und Medienredaktionen in der politischen Arena.
In diesem Zertifikatslehrgang lernen Sie, spezifische Situationen zu analysieren, Kommunikationsmassnahmen strategisch zu konzipieren und wirkungsvoll umzusetzen – unter Berücksichtigung der Herausforderungen der medialisierten Politik und der direkten Demokratie.