SRF-Projekt “Mint”: Von der Herausforderung, Jugendlichen die Wirtschaftswelt schmackhaft zu machen

Viel Arbeit und viel Lernen. Das bedeutet ein Praktikum bei einem prämierten Webprojekt, das versucht Jugendlichen die Wirtschaftswelt näher zu bringen.

von Erik Hefti, Student JO13

“Wir müssen die Personen etwas fragen, bei denen die Antworten lustig sind und etwas mit Wirtschaft zu tun haben” schlug ich vor, als zwei Kolleginnen und ich in der ECO-Redaktion zusammen sassen. Wir hatten uns Gedanken über eine Umfrage gemacht, die wir am St. Galler Symposium durchführen wollten. Der Produzent hörte mit einem Ohr zu, verwarf sogleich die Hände und sagte beim Vorbeigehen “Träum weiter”. Hier liegt die Herausforderung meines Praktikums: Die 16- bis 20-Jährigen kommunizieren über Whatsapp und Instagram. Zudem konsumieren sie viele Unterhaltungsmedien. Wie begeistere ich also die Jugendlichen für Wirtschaftsthemen mit einem Projekt, das kein Budget hat?

Ein alter Ansatz, neu verpackt

“Mint” ist ein webexklusives Projekt für Jugendliche, das aus der Redaktion der SRF-Wirtschaftssendung ECO entstanden ist. Das Projekt läuft von Januar bis Juni. Der Ansatz, wie “Mint” versucht, Wirtschaftshemen für Jugendliche attraktiver zu gestalten, ist sehr alt. Man lässt Schüler mit erfahrenen Persönlichkeiten diskutieren, wie das bereits bei den alten Griechen üblich war. Wir filmen die Diskussionen, schneiden daraus mit poppiger Musik und dynamischen Schnitt Clips und stellen sie auf die “Mint”-Seite. Wir probieren aus, was funktioniert, und was nicht. Kurze Umfragen interessieren die Jugendlichen. Denn wenn Jugendliche sich selber in Medien sehen, schauen sie es sich auch gerne an.

Top CEOs machen mit

Erik Hefti
Erik Hefti

Ausgewählte Gymi-Klassen hatten bisher die Möglichkeit, die CEOs und Präsidenten der UBS, ABB, BKW, Nestlé sowie des FC-Basel zu fragen, was sie interessiert. Der Clou: Die CEOs haben keine Ahnung, was sie gefragt werden. Diese Events sind eine frische Erfahrung für alle Beteiligten, “Mint” eben. Der Begriff kommt aus dem Englischen und wird dort im Sinn von “ungebraucht”, “prägen” und “cool” verwendet.

SRF – das Zauberwort eröffnet viele Möglichkeiten

Sobald ich extern irgendwo anrufe und das Zauberwort “SRF” spreche, ist mir das andere Ende wohl gesonnen und fragt sogleich nach: “Also kommen wir dann ins Fernsehen?” Ich erkläre dann, dass “Mint” ein webexklusives Projekt ist und nur im Internet zu finden ist. Mit dem Zauberwort “SRF” kommt “Mint” auch an die grossen Namen der Wirtschaftswelt ran. Mancher CEO zeigt sich ja gerne jugendnah, wenn eine mediale Bühne geboten wird.

Bekanntheit ohne Budget und ohne grosse Verteiler erreichen

Einen Mailverteiler für alle Gymnasien und Kantonsschulen der Deutschschweiz zu erstellen dauerte etwa zwei Tage. Dies ist nur ein Beispiel, wie viel Platz, neben der redaktionellen Arbeit, die Werbung und Kommunikation von “Mint” einnimmt. Die Produktionskosten und Ressourcen werden von der ECO-Redaktion gedeckt. Über unsere Kooperationspartner “Virus” und “MySchool” sowie Instagram versuchen wir, unsere Zielgruppe zu erreichen. Ohne Budget, und ohne grosse Verteiler ist das aber sehr schwierig. Auf Instagram und #srfmint gibt es interessante Fakten und kleine Geschichten aus der Wirtschaft sowie auch Fotos von den Drehs. Die Jagd nach Followers und Likes ist für das Projekt essentiell, denn so wird es bekannter.

Jobprofil schwer fassbar

Einmal durfte ich einen Tee für einen Gast im Büro kochen. Das war aber das einzige Mal, dass ich mich so wirklich als “Praktikant” fühlte. Wenn mich Freunde fragen, was ich genau bei diesem Praktikum mache, antworte ich: “Ich mache ja ein Praktikum und lerne unglaublich viel. Wir sind nur zu zweit. Ich darf also vieles machen, aber meine Chefin macht viel mehr.” Die Administration, das Planen und Organisieren von Treffen, das Telefonieren mit den Kommunikationsabteilungen und den Klassenlehrern und das Aufbauen von Netzwerken, das macht meine Chefin. Zusammen denken wir uns Geschichten aus, drehen diese Treffen teilweise selber, teilweise mit Kameramännern, schneiden die Clips roh, verfeinern diese mit den Editoren, machen die ganze Kommunikation des Projektes, und betreiben eine Website, die bereits rund 100 selbstproduzierte Clips zählt. Die Bedienung der Social Media-Kanäle gehört ebenfalls zu unseren täglichen Aufgaben.

Dank Ehrenpreis viel Resonanz – von der Wirtschaftswelt

Anfangs Mai wurde “Mint” vom Geld- und Wirtschaftsmagazin “Private” mit dem Ehrenpreis für Finanzjournalismus ausgezeichnet. Eine schöne Anerkennung für die geleistete Arbeit, in der viel Herzblut steckt. Die Wirtschaftswelt interessiert sich sehr für die Jugendlichen und will, dass ein Projekt wie “Mint” weiterlebt. Der Versuch, der Wirtschaftswelt ein Gesicht zu geben, kommt gut an. So endet auch die Laudatio mit den Worten: “Der Preis, den wir heute dafür verleihen können, mag ein Zeichen sein – und wird von den Verantwortlichen hoffentlich richtig verstanden.”

Das Projekt “Mint” findet sowohl intern im SRF als auch extern bei Unternehmen viel Anklang. Vermehrt gab es Anfragen, ob Schulklassen ihren CEO besuchen würden. Vereinzelt bekommen wir Rückmeldungen von den Jugendlichen auf die Clips. Die Effekte gefallen ihnen zum Beispiel. Da das Projekt aber nicht vollständig interaktiv läuft, haben wir nur einen begrenzten Überblick über die Meinung der Jugendlichen zu den Inhalten.


1 Kommentar

  • Erfrischend, was “Mint” aus Leadern zu vermeintlich staubtrockenen Themen rausholt. Und spannend im doppelten Sinn, wie sich dabei Journalistisches mit PR für ein Medienprodukt fast vollständig vermischt – massgeblich “socialmedia(l)”-bedingt.


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