Es war alles geplant, der Flug gebucht, Unterkunft organisiert, Dictionnaire eingepackt: Mein Austauschsemester in Bordeaux konnte kommen. Damals war es Mai und ich schon so vorfreudig wie ein kleines Kind, das am Geburtstagstisch fast „vergitzlet“, bis es endlich die Geschenke aufmachen darf. Dann kam diese Anfrage: […] Am 10. Oktober 2014 findet die Diplomfeier des Jahrgangs JO11 statt. Wir möchten Sie gerne fragen, ob Sie diese Feier moderieren würden. […] Erster Gedanke: Judihui! Zweiter Gedanke: Ach nein, am 10. Oktober bin ich ja gar nicht mehr in der Schweiz. Dritter Gedanke: Egal, vielleicht klappt es ja trotzdem.
von Rebecca Dütschler, Studentin JO12
Die zündende Idee
Die erste Besprechung mit Katharina Krämer (Studiengangleitung) und Deborah Harzenmoser (Eventmanagement) verlief kurz und schmerzlos. Ich wollte den Job, sie wollten mich – wir waren uns einig, dass es mit Engagement von beiden Seiten klappen kann. Dann kam die erste Brainstorm-Sitzung. Mit von der Partie der Auftrittscoach Wolfgang Beuschel und mein Mitstudent Florian Schweer, zum dritten Mal in Folge der Diplomfeier-Livekamera-Mann.
Unsere zündende Idee: Wir würden den Abend mit zwei Filmen auflockern, schliesslich hatten wir mit Florian einen gestandenen Filmprofi im Team. Die Filme sollten zeigen, was sich die Winterthurerinnen und Winterthurer unter den Berufsbezeichnungen JournalistIn und OrganisationskommunikatorIn vorstellen (Strassenumfrage) und, mit welchen Visionen die DiplomandInnen in ihr Leben nach dem JO-Studium gehen (Marken-Zeichen setzen). Diese Idee sollte sich später als kleines Highlight des Abends entpuppen.
Der Rahmen war gesteckt, irgendwann stand auch die Rohfassung meiner Moderation und ich flog nach Bordeaux in mein Austauschsemester. Sehr bald schon wurde ich von Wolfgang Beuschel deshalb nur noch per Skype gecoacht. Dann war Anfang Oktober, die Diplomfeier in einer Woche und die Nervosität machte sich langsam etwas bemerkbar.
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Der grosse Tag
Am nervösesten war ich während der Anreise. Billigfluglinien landen oft zu zugunfreundlichen Zeiten. Und tatsächlich musste ich an diesem Donnerstagabend quer durch Basel sprinten, damit ich meinen letzten Zug nach Zürich noch schaffte. In Zürich hab ich mich dann bei einer Freundin einquartiert und nach ein paar Stunden Schlaf auf dem Sofa war der grosse Tag da.
Im Casinotheater Winterthur erwartete mich schon Wolfgang Beuschel und es ging direkt los mit der letzten Einzelprobe. Kurz vor Mittag stand ich dann zum ersten Mal vor der grossen Bühne. In der Magengegend meldete sich wieder das Nervositätsgefühl. Aber es waren ja noch ein paar Stunden bis zum grossen Auftritt am Abend, sagte ich mir, und die Nervosität verschwand wieder.
Punkt halb zwei begann die Hauptprobe. Der ganze Tag war bis auf die letzte Minute durchgeplant und dieser Plan wurde strikt durchgezogen. Und da, kurz vor dieser Hauptprobe also, stand ich zum ersten Mal auf der Bühne. Zwar noch in Turnschuhen, die später den schickeren Pumps weichen würden, aber das Gefühl in der Magengegend war bereits da. Vor allem wenn ich an die fast dreihundert Menschen dachte, die bald hier sitzen würden.
Zwei Stunden lang probten wir die Übergänge – von der Moderation zu den RednerInnen,,zu den Musikstücken der JO11-Band (eine Band aus lauter DiplomandInnen) und wieder zurück zur Moderation. Es war ein Geläuf und ein Geplapper, hier noch die letzten Änderungen, da noch ein kleiner Tipp. Unglaublich, wie viele Leute das IAM auf und hinter der Bühne aufstellt für diesen Event.
Das Licht geht aus und ich leg los
Nach der Hauptprobe hiess es ab in die Maske. Bis dahin hatte ich mich für Eventmoderationen immer selbst geschminkt und frisiert. Es war ein richtiger Genuss, sich einfach nur hinsetzen zu können. Während ich bepinselt und gekämmt wurde, konnte ich noch einmal alle möglichen Stolpersteine der Moderation durchgehen. Nach knapp 30 Minuten war ich geputzt und gestriegelt und ich fühlte mich wohl. Das finde ich wichtig. Wenn man sich bei einer Eventmoderation vor so viele Leute stellt, dann muss man sich wohlfühlen in seiner Haut.
Zurück in den Saal, jetzt bis auf den letzten Platz besetzt : in den ersten Reihen meine Dozierenden, dahinter die Diplomandinnen und Diplomanden und noch weiter hinten Familie und Freunde. Das Gefühl in der Magengegend nimmt jetzt meinen ganzen Körper ein: Ich bin ultranervös. Das letzte „Viel Glück“ und das Licht geht aus, ich gehe die kurze Treppe zur Bühne hoch, dreh mich zum Publikum, das Licht geht an und ich leg los. Es ist dieser erste Moment, der entscheidet, ob einem die Leute gerne zuhören oder nicht. Der erste Eindruck. Und ab diesem Moment gibt es für mich nichts anderes. Deswegen liebe ich das Moderieren.
Nach zwei Stunden ist die JO-Diplomfeier 2014 vorbei und ich würde am liebsten grad noch einmal zwei Stunden anhängen. Es war zwar nicht meine erste Eventmoderation, aber die grösste und wichtigste bis jetzt. Trotz einem kleinem Stolperstein (der wahrscheinlich niemandem ausser mir aufgefallen ist) bin ich stolz auf mich. Und dankbar für diese Erfahrung. Nicht zuletzt dank dem grossen Engagement aller Beteiligten und der guten Stimmung in unserem kleinen aber feinen Team war es nicht nur eine gelungene Diplomfeier, sondern auch ein markantes und unvergessliches Erlebnis.
Weitere Impressionen zur Diplomfeier 2014 gibt es auf der IAM-Webseite.