Gastbeitrag von Matthias Kleefoot
Bei aller Nostalgie zu historischen Eisenbahnen steht für deren Betreiber die Sicherheit an oberster Stelle. Zwei Studenten der ZHAW School of Engineering haben deshalb in ihrer Diplomarbeit eine klassische Dampflok mit einem modernen Zugbeeinflussungssystem ausgerüstet. Nun ist die Jungfernfahrt erfolgt.
Dampflokomotiven lassen «Bähnlerherzen» höherschlagen. So auch bei Christian Lobsiger und Stefan Schnüriger. Die Absolventen des ZHAW-Studiengangs Verkehrssysteme haben die letzten beiden Semester ihres Studiums zu einem Grossteil der Sicherheit von historischen Eisenbahnen gewidmet. Diese verfügen aufgrund ihres Alters häufig über kein modernes Zugbeeinflussungssystem. Ein solches bringt den Zug in einer Gefahrensituation automatisch zum Stillstand. «Auf dem Markt sind solche Systeme zwar schon erhältlich», sagt Christian Lobsiger. «Die Anschaffungskosten sind aber hoch und der Einbau solcher Technik in historischen Fahrzeugen ist komplex.» Die Nachrüstung der Fahrzeuge mit einem Zugbeeinflussungssystem stellt deshalb für viele Betreiber und Vereine ein schwieriges Unterfangen dar.
Portables System als Lösung
Die beiden Jungingenieure haben eine praktikable und kostengünstigere Lösung gefunden: ein portables System, das sich modular einsetzen lässt. Dafür adaptierten sie ein in der Schweiz zugelassenes Zugbeeinflussungssystem, das auch auf modernen Schienenfahrzeugen eingesetzt wird. «Wir haben das System so konzipiert, dass sich die einzelnen Komponenten einfach ein- und ausbauen lassen», erklärt Stefan Schnüriger. «Das macht vor allem für die teure Rechnereinheit Sinn. Günstigere Komponenten wie den Geschwindigkeitsmesser verbaut man hingegen besser fest.» Die portable Zugbeeinflussung ist somit auf mehreren historischen Zügen einsetzbar, wodurch die Kosten der Nachrüstung für das einzelne Fahrzeug gesenkt werden.
Erfolgreiche Jungfernfahrt
In Zusammenarbeit mit dem Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) und der Siemens Mobility AG haben die Studenten das System auf einer Dampflokomotive des Typs Eb 3/5 BT 9 installiert und getestet. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat dafür eine befristete Betriebsbewilligung erteilt und damit die grundsätzliche Zulassungsfähigkeit dieser Lösung bestätigt. «Das ist die erste historische Dampflok der Schweiz mit portabler Bremskurvenüberwachung», schätzt Christian Lobsiger. Auf einer 50 Kilometer langen Testfahrt von Bauma nach Winterthur und zurück haben die Absolventen demonstriert, dass ihr tragbares System funktioniert. Ihre Bachelorarbeit kann somit als Muster für zukünftige Nachrüstungen von historischen Fahrzeugen verwendet werden.