Ein Gastbeitrag von Nadine Stucki und Sina Tollardo
Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt. In Bern wurden wir, die Studierenden der Klasse VS18a, von unserem Dozenten Dieter Würgler im RegioExpress «Lötschberger» nach Brig mit Kaffee, Orangensaft, Ovomaltine und Gipfeli empfangen. Das Ziel unserer Reise war Frutigen. Im Rahmen des Moduls «RAMS» (Reliability, Availability, Maintainity, Safety) des dritten Semesters hat Herr Würgler für uns einen Besuch im Interventionszentrum Frutigen der BLS mit anschliessender Besichtigung des Lötschberg-Basistunnels organisiert.
Im Interventionszentrum begrüsste uns Jakob Böttger, Leiter Planung und Entwicklung der BLS-Feuerwehr. In einem kurzen Vortrag stellte er die BLS und insbesondere die Intervention vor. Speziell an der Intervention der BLS ist die enge Zusammenarbeit der BLS mit den Feuerwehren Frutigen und Spiez. Von diesen zwei Feuerwehren sind jeweils 10 Feuerwehrleute für Ereignisfälle im Schienenverkehr ausgebildet. Ausserdem ist die Intervention der BLS auch zuständig für Einsätze auf dem Netz von kleineren Bahnen, wie z.B. die Jungfraubahnen oder die Brienzer Rothornbahn.
Anschliessend erzählte Peter Luginbühl, Feuerwehrkommandant, mit Hilfe einer anschaulichen Präsentation die Geschichte vom Brand im Simplontunnel von 2011, bei dem er im Einsatz war. Dieser Brand ist einer der grössten der Schweizer Geschichte. Die Löscharbeiten dauerten 1.5 Tage und verbrauchten 1.2 Millionen Liter Wasser, das von zwei Lösch- und Rettungszügen (LRZ) mit je 52’000 Liter Fassungsvermögen herbeigeschafft wurde. Peter Luginbühl berichtete sehr verständlich und mit eindrücklichen Fotos von den Herausforderungen und Tücken des Vorfalls sowie den Erkenntnissen daraus.
Nach dieser Einführung besichtigten wir mit Jakob Böttger den LRZ. Er zeigte uns das Gerätefahrzeug mit dem Führerstand, die Tanklöschwagen, das Rettungsfahrzeug und die Hilfswagen mit dem dazugehörigen Equipment. Wir durften eine Feuerwehrjacke und ein Atemschutzgerät halten. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie man mit dieser dicken Jacke und dem 25 kg schweren Atemschutzgerät arbeiten geschweige denn Leben retten soll.
Nach diesem spannenden Vormittag durften wir uns in der Kantine stärken. Danach sind Jakob Böttger und Thomas Friedli, Leiter der Abteilung Sicherheit und Intervention, mit uns in zwei Kleinbussen zum Sicherheitsstollen Mitholz des Lötschberg-Basistunnel gefahren (siehe blau gestrichelte Linie in Abbildung 3).
Dort besuchten wir das Besucherfenster, wo wir hautnah eine Zugdurchfahrt erleben konnten. Die beiden haben uns die Sicherheitseinrichtungen gezeigt und wir konnten sehen, wie das «S» für Safety von RAMS in der Praxis zur Anwendung kommt. Sehr eindrücklich waren die verschiedenen Sicherheitskonzepte, die für diesen Tunnel ausgeklügelt wurden. Anschliessend fuhren wir der grün gestrichelten Linie entlang bis zur Nothaltestelle Ferden, wo ein angenehmes Klima von 26° C herrschte. Ohne das Belüftungssystem wäre die Temperatur sogar noch höher! Dort liefen wir in einen Sicherheitsstollen zwischen den beiden Röhren und konnten sogar eine der Röhren betreten, als sich gerade kein Zug im Tunnel befand.
In der Dunkelheit des Tunnelsystems ging jegliches Zeitgefühl verloren und bald waren zwei Stunden vorbei. Jakob Böttger und Thomas Friedli fuhren uns aus dem Tunnel hinaus und zur Vor-Ort-Leitstelle, in welcher der Lötschberg-Basistunnel im Notfall gesteuert wird. Anschliessend ging es zurück nach Frutigen, von wo aus wir wieder mit dem RegioExpress «Lötschberger» nach Bern fuhren. Dieter Würgler hatte für den Rückweg einen Apéro organisiert – mit allem, was dazu gehört. So konnten wir den spannenden und lehrreichen Tag gebührend ausklingen lassen.