Die Systemtechnik-Absolventen Davide Paparo und Ian Häusler haben im Studium ein Therapiegerät zur Behandlung einer Hautkrankheit entwickelt. Im Sustainability Booster konnten sie nun ein nachhaltiges Geschäftsmodell dazu ausarbeiten. Im abschliessenden Pitch überzeugten sie die Jury von ihrer Idee eines Social Entrepreneurships.
Worum geht es in eurem Projekt «DermatoTherma»?
Davide Paparo: Wir haben ein Gerät zur Behandlung von kutaner Leishmaniose mittels Thermotherapie entwickelt. Diese Hautkrankheit wird durch Parasiten ausgelöst, die wir mit unserem Gerät eliminieren können. Vereinfacht ausgedrückt verbrennen wir diese Parasiten unter der Haut. Unseren Prototyp wollen wir zu einem marktreifen Modell weiterentwickeln und mit einer App ergänzen. Diese hilft Ärzt:innen bei der Behandlung und ermöglicht es, dank grösserer Datengrundlage die Krankheit weiter zu erforschen.
Was ist kutane Leishmaniose?
Leishmaniose ist eine Infektionserkrankung, die durch Parasiten der Gattung Leishmania hervorgerufen wird. Sie ist in über 90 Staaten endemisch und verursacht jährlich etwa eine Million kutane Infektionen. In Form der kutanen Leishmaniose befällt sie die Haut. Besonders verbreitet ist sie in tropischen Gebieten. Die Übertragung erfolgt durch Mücken. (Quelle: WHO)
Wie seid ihr darauf gekommen, ein solches Gerät zu entwickeln?
Ian Häusler: Heute werden zur Behandlung von Leishmaniose häufig Medikamente gespritzt. Die Thermotherapie kommt ohne Medikamente aus. Geräte dafür gibt es zwar schon, aber sie sind allesamt teuer und zudem fehleranfällig. Eine NGO aus Genf hat angefragt, ob wir im Rahmen unserer Bachelorarbeit ein Gerät entwickeln können, das erschwinglich und gleichzeitig sicher ist.
Und nun entsteht aus eurer Bachelorarbeit ein Startup?
Davide Paparo: Ja, das ist der Plan. Wir haben bereits Fördergelder der Gebert-Rüf-Stiftung erhalten und einen Innosuisse-Kurs besucht. In den drei Monaten Sustainability Booster konnten wir sehr viel zu Entrepreneurship lernen, was uns als Ingenieuren bisher noch nicht so vertraut war.
Ian Häusler: Wir konnten uns zudem über die rechtliche Lage informieren und mit einer Social Impact-Investorin sprechen. Auch der Austausch mit den anderen Teams im Sustainability Booster war inspirierend. Alle Teilnehmenden hatten gute Ideen, wie sie die Welt ein bisschen besser machen wollen.
Zum Abschluss des Sustainability Boosters habt ihr den Pitching-Event für euch entschieden. Was genau habt ihr gewonnen?
Davide Paparo: Wir können nun sechs Monate kostenlos am RUNWAY Startup Incubator teilnehmen, dürfen insgesamt Beratungen im Wert von CHF 2’000 in Anspruch nehmen und werden an eine Nachhaltigkeitskonferenz reisen.
Wie sehen eure nächsten Schritte aus?
Ian Häusler: Neben der offiziellen Firmengründung geht es vor allem darum, den Prototyp unseres Geräts zur Marktreife weiterzuentwickeln. Dafür suchen wir noch eine Verstärkung im Fachbereich Software Engineering. In rund einem Jahr wollen wir dann erste Tests mit Patient:innen durchführen und beweisen, dass wir eine sichere und effektive Lösung anbieten.
Davide Paparo: Wenn das klappt, planen wir im Sommer 2024 den Markteintritt. Das heisst, wir werden in betroffenen Gebieten – vornehmlich in Mittel- und Südamerika – mit NGOs vor Ort zusammenarbeiten. Unsere Vision ist es, mit unserem Gerät die Thermotherapie für alle Menschen zugänglich zu machen.
Interview: Matthias Kleefoot
Das war der Sustainability Booster 2022
Im Sustainability Booster erfahren Studierende, wie sie eine nachhaltige Startup-Idee richtig umsetzen und zum Erfolg führen. Der Booster bietet professionelle Unterstützung in Form von Beratung und Coaching, aber auch Vernetzung und gemeinsame Startup-Besuche (Safaris). Im Herbstsemester 2022 haben schliesslich neun Teams mit ihrem Startup-Konzept am finalen Pitch teilgenommen. Die nächste Durchführung ist für das Herbstsemester 2023 vorgesehen.