«Scho easy!» – mein Jahr als Mentorin bei Future Kids

Manon Christelle studiert an der ZHAW Angewandte Sprachen im 6. Semester. Im Rahmen des Mentoringprogramms Future Kids hat Manon ein Jahr lang ein Mädchen in seiner schulischen und persönlichen Entwicklung unterstützt. Mit welchen Tricks die 24-Jährige dem Mädchen half, ihre Schüchternheit zu überwinden, ihr Selbstvertrauen zu stärken und warum Manon selbst auch gerne eine solche «grosse Schwester» gehabt hätte, lest ihr in diesem Gast-Beitrag.

«Lehrerin? Ich? No way!» Nun, das dachte ich zumindest bis zur Infoveranstaltung für das Projekt Future Kids der Asylorganisation Zürich AOZ. Das Lern- und Integrationsförderungsprogramm soll Kinder aus bildungsfernen Familien ausserhalb der Schule zusätzlich unterstützen, wobei nicht nur schulische Grundlagen im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es auch um die persönliche Entwicklung des Kindes, beispielsweise in Bezug auf die Selbstständigkeit. Ich denke, dass es mich wegen diesem Aspekt gepackt hat, mitzumachen: Lehrerin möchte ich nicht sein, aber die Rolle der «grossen Schwester», die sagt mir zu.

Über die Schwierigkeit kleiner Fragen

Mir wurde ein zehnjähriges Mädchen zugeteilt und bei unserem ersten Treffen – ein Hoch auf die kindliche Ehrlichkeit – fragte sie mich, wieso ich mit ihr lernen möchte. Ich könne das alles doch schon! Die Frage fand ich ziemlich gut, wenn auch schwierig. Ich wollte ihr nicht sagen, dass ich eben gerne mit anderen Menschen lerne und ihnen Verschiedenes beibringe, das wäre zu einfach gewesen. Also erzählte ich ihr von mir, von damals, als ich selbst noch ein Mädchen war. Ich konnte mich gut daran erinnern, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt immer eine ältere Schwester gewünscht hatte, die mich in schulischen und ausserschulischen Belangen beraten würde. Mit den Eltern – sind wir Mal ehrlich – kann das schon schwierig sein. Sie schaute mich nickend an und sagte: «Ja voll!»

Ganz alleine in die Bibliothek?

Eine Geschichte, die mir besonders bleiben wird, ist unser Nachmittag in der Bibliothek. Mein Bezugsmädchen traute sich nicht sonderlich viel, hinzu kam ihre Schüchternheit. Daran wollte ich mit ihr arbeiten, weshalb wir beschlossen, gemeinsam in die Bibliothek zu gehen. Dort sollte sie selbstständig zwei Bücher zurückbringen und eines ausleihen. Ich blieb zwar in der Nähe, wollte mich aber nicht einmischen. Weil sie zu leise sprach, verstand die Bibliothekarin sie nicht auf Anhieb – das war wohl ihr persönliches Horrorszenario und sie schaute mich entsprechend hilfesuchend an. Danach war sie niedergeschlagen und sie fragte mich, wieso sie «so» sei. Wir sprachen dann über die verschiedenen Facetten der Menschen und darüber, dass sie dafür unglaublich gut zeichnen kann. Und darüber, dass Mathe ihr, im Gegensatz zu ihrer besten Freundin, sehr gut liegt. Für uns beide war das ein gutes Gespräch, auch ich konnte mich dadurch reflektieren. Beiden war also bewusst, dass wir Stärken und Schwächen haben, an denen wir arbeiten können.

Und was soll ich sagen? Bei einem unserer letzten Treffen gingen wir erneut in die Bibliothek, um Bücher für die Ferien auszuleihen. Sie fand drei und ging zur Ausleihe. Auf meine Frage hin, ob ich mitkommen sollte, meinte sie nur: «Scho easy!»

Future Kids: Soziales Engagement während des Studiums

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