Veröffentlichung studentischer Projektarbeiten als OER

Erfahrungsbericht aus dem Projekt Students4OER

Ein Beitrag von Nicole Krüger und Roger Flühler

Das im Sustainable Impact Program (SIP) geförderte Projekt Students4OER konnte am 20. Mai 2022 mit einer Preisverleihung und einer Roundtable-Diskussion zwischen Studierenden, Dozent:innen und Beschäftigten der Hochschulbibliothek abgeschlossen und gebührend gefeiert werden.

Ziel des Wettbewerbs Students4OER war es, Studierende aller Departemente der ZHAW für die Erstellung von Materialien – Bildern, Videos, Postern, Präsentationen oder Podcasts – zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN zu gewinnen. Die Materialien sollten als OER, Open Educational Resources unter Creative Commons-Lizenzen veröffentlicht werden.

Während der Laufzeit des Wettbewerbs wurden vom OER-Team Lunch-Lectures und Online-Schulungen angeboten, in denen sich die Interessierten über Departementsgrenzen hinweg austauschen und Ideen für Materialien entwickeln konnten. Es konnten Fragen zum Wettbewerb gestellt und über die Themen Bildung und Nachhaltigkeit, OER, Creative Commons und die Veröffentlichung von Materialien diskutiert werden.

Mehr als zwanzig Einreichungen haben uns im Wettbewerb erreicht. Zehn der Arbeiten konnten nach fachlicher Prüfung durch die Jury aus den Departementen und nach urheberrechtlicher Prüfung durch das OER-Team auf der Plattform zenodo veröffentlicht werden.

Darunter auch die Materialien der Preisträger:innen:

Key-Learnings aus der OER-Arbeit mit den Studierenden der ZHAW

Ein grosser Gewinn des Projekts waren neben den veröffentlichten OER, die Erfahrungen und Einblicke in die Arbeit mit Studierenden. Im Wesentlichen sind es drei Punkte, die uns spannend erscheinen:

1. Die Studierenden wünschen sich, Leistungsnachweise zu veröffentlichen und einen aktiven Beitrag zu einer bildungsgerechteren Welt zu leisten

In der Roundtable-Diskussion am Abschluss-Event zu Students4OER brachten die Studierenden klar zum Ausdruck, dass sie es als motivierend empfinden, schon im Lernprozess selbst Materialien zu erstellen und zu veröffentlichen. Was teilweise schon jetzt Praxis ist, die Erstellung von Postern oder Videos im Zusammenhang mit einem Seminar, wünschen sich die Studierenden noch viel häufiger als Form des Leistungsnachweises.

Roundtable-Diskussion

Insbesondere die Aussicht auf eine Veröffentlichung, eine breite Sichtbarkeit und die Möglichkeit, mit ihrer Arbeit öffentlich wirksam zu werden, würde Studierende motivieren, sich tiefer mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen und die Materialien noch besser aufzubereiten.

2. An der ZHAW werden bereits studentische Materialien veröffentlicht – bisher aber nicht als OER unter Creative Commons-Lizenzen

Bereits jetzt werden studentische Arbeiten aus Seminaren an der ZHAW veröffentlicht. So erfuhren wir, dass

  • An der School of Engineering und am Departement Gesundheit erstellen Studierende z.B. Poster und Collagen in Seminaren. Dabei wurden die besten studentischen Arbeiten des Departement Gesundheit in der Woche des Tags der Pflege via Social Media auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Nur inhaltlich einwandfreie Arbeiten zu veröffentlichen und nicht 100% des Outcomes aus den Seminaren öffentlich zu teilen, ist sicherlich ein sinnvoller Ansatz, um ein grosses Mass an Qualitätssicherung im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von studentischen OER zu gewährleisten. Der Aufwand für die Dozierenden kann stärker im Rahmen gehalten werden, da sie nicht alle Arbeiten im Seminar auf ein inhaltliches Niveau bringen und begleiten müssen, das eine Veröffentlichung erlaubt.

Anzumerken ist, dass die studentischen Arbeiten, die bisher an der ZHAW entstehen, zurzeit nicht als OER unter Creative-Commons-Lizenzen veröffentlicht werden und so nicht weiter geteilt und verbreitet werden dürfen. Auch nachfolgende Seminare dürfen diese Projekte nicht weiterentwickeln und erneut veröffentlichen.

3. Studierende waren für urheberrechtliche Fragen teilweise wenig sensibilisiert

Die Veröffentlichung von Videos, Postern, Podcasts oder Papers, die im Wettbewerb Students4OER vorgesehen war, erfordert neben fachlichem Know How verschiedene weitere Skills.

Wer sich beim Lesen dieses Beitrags gefragt hat, warum von zwanzig Einreichungen nur jedes zweite Projekt veröffentlicht wurde, findet hier die Antwort. Meist lag der Grund nicht in der fachlichen Qualität, sondern in urheberrechtlichen Beschränkungen, die unberücksichtigt geblieben waren. Studentische Einreichungen enthielten zum Teil Bilder mit Rechten von Dritten, die nicht offen lizenziert waren und nicht ungefragt veröffentlicht werden durften. Teilweise waren Personen zu sehen, von denen kein Einverständnis zur Veröffentlichung unter Creative Commons-Lizenz vorlag.

Hier kann das OER-Team der ZHAW Hochschulbibliothek zukünftig Hand bieten.

Open Education –  Wissen teilen, Wirksamkeit erfahren

Das Projekt Students4OER hat uns gezeigt, dass OER kein Selbstzweck sind. Sie ermöglichen Open Education, d.h. innovative Lehre, in der Studierende eine aktive und gestalterische Rolle im Lehr-Lernprozess einnehmen, in dem sie Wirksamkeit erfahren und Wissen teilen und weiterentwickeln können. Das Stichwort «Open» in diesem Konzept steht auf der einen Seite für den Einsatz offener Bildungsressourcen im Lehr-Lernprozess, für das Aufgreifen und Weiterentwickeln vorhandener Open Educational Resources (OER) in der individuellen und kreativen Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Auf der anderen Seite werden die Ergebnisse und Materialien der Studierenden, die im Lernprozess entstehen, offen im Netz geteilt. So bekommen die Studierenden im Studium Unterstützung dabei, eine Stimme im Dialog im Netz zu entwickeln, sich zu einem Thema zu positionieren und einen öffentlichen Beitrag zu leisten. Die studentischen Materialien können als neu entstandene OER ihrerseits den Lehr-Lernprozess Dritter anregen und bereichern.

Seminare der ZHAW, in deren Zusammenhang studentische Materialien entstehen oder sogar veröffentlicht werden, konnten wir sicherlich nicht umfassend benennen. Um das Konzept von Open Education noch stärker zu fördern, sind wir aber sehr daran interessiert, weitere Projekte kennenzulernen und bei Themen wie Urheberrecht, Creative Commons-Lizenzen, Auffinden und Veröffentlichung von Materialien zu unterstützen. Kommt gerne auf uns zu!


Weiterführende Links

Wo nicht anders genannt, steht dieser Beitrag von Nicole Krüger/ZHAW Hochschulbibliothek und Roger Flühler/ZHAW Hochschulbibliothek unter der Lizenz CC BY 4.0 (Stand 19.10.2022)

Bildnachweise: Telescope eye von Jevgenijs Slihto steht unter der Lizenz CC BY 2.0, runder Sticker und Logo ergänzt von ZHAW Hochschulbibliothek // Roundtable, ZHAW Hochschulbibliothek , CC BY 4.0 // Collage aus «Challenging Green Growth», Jan Camenisch, CC BY 4.0 // Kann Deutschland unabhängig werden von russischem Gas?, Arturo Bänziger, Bruno Bender, Kaya Ercihan, Ajadin Nuredini und Andrin Schneider, CC BY 4.0 // Platz 3 Sophia Graupner, ZHAW Hochschulbibliothek, CC BY 4.0 // Warningstripes von Ed Hawkins, CC BY-SA 4.0 / Global average temperature change, RCraig09, CC BY-SA 4.0.


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