Moderne Infrastruktur für hybride Lehre: Wie die ZHAW ihre Lernräume neu denkt

Die ZHAW investiert in ihre hybride Lehre – mit neuer Technik, didaktischer Entwicklung und interdisziplinären Projekten. Ziel ist es, den Dozierenden neue Möglichkeiten zu bieten und Studiengänge flexibler und attraktiver zu gestalten.

Ein Beitrag von Stefanie Käser

Während der Pandemie wurde die für den Hybrid-Unterricht benötigte Infrastruktur an der ZHAW School of Engineering innert kürzester Zeit installiert – den Anforderungen an den heutigen Hybridunterricht ist sie aber nicht mehr gewachsen. Inzwischen braucht es professionelle, benutzerfreundliche Systeme, die Dozierende und Studierende gleichermassen unterstützen. Mit dieser Herausforderung befassten sich im vergangenen Jahr unter anderem Markus Marti und sein Projektteam an der ZHAW School of Engineering. Ihr Ziel: eine moderne Infrastruktur schaffen, die technisch zuverlässig ist und zugleich den didaktischen Anforderungen hybrider Lehre gerecht wird.

Inklusiv, intuitiv, integrativ

Für Markus liegt die Schwierigkeit nicht allein in der Technik: «Wir müssen sicherstellen, dass die zur Verfügung gestellte Hybrid-Infrastruktur inklusiv, intuitiv bedienbar und langfristig wartbar sind.» Unterschiedliche Betriebssysteme, Ton- und Bildqualität sowie der Umgang mit Aufzeichnungen seien ebenso zentral wie eine funktionierende Unterstützung im Betrieb.

Parallel dazu arbeitet Maren Runte als Projektleiterin eines TEF-Projekts an der didaktischen Weiterentwicklung hybrider Lehrformen. Sie bestätigt die Uneinheitlichkeit: Die Bedingungen für hybride Lehre seien an den Departementen sehr unterschiedlich – die Eignung der Kameras und Mikrofone fürs Streaming würden stark variieren.

Was ist hybride Lehre überhaupt?

Oft fehle ein gemeinsames Verständnis davon, was hybride Lehre eigentlich bedeutet – sie reicht von einfachem Streaming bis zu Lehrszenarien, in denen Studierende online und vor Ort gleichberechtigt teilnehmen.

Früher wurde der Begriff “hybride Lehre” primär synonym zu “Blended Learning” verwendet. Seit der Pandemie hat sich die Bedeutung eingeschränkt und bezieht sich häufig auf die synchrone (gleichzeitige) Verknüpfung von Präsenz- und Online-Lehre. Entsprechend definiert auch das Ressort Bildung hybride Lehre in ihrem Didaktik-Glossar.

TEF-Projekt mit didaktischer Perspektive

Das Projekt von Maren ist Teil des Transformative Education Fund (TEF). ZHAW-Mitarbeitende aus verschiedenen Departementen entwickeln darin im Projekt „Lernerfolg in hybriden Lern-Settings“ in drei Phasen didaktische Designs, die departementspezifische Anforderungen berücksichtigen.

So sollen nachhaltige Standards entstehen, die Lehrqualität und Flexibilität langfristig erhöhen. Ein zentraler Punkt dabei ist die Schaffung einheitlicher Definitionen und klarer Erwartungen an Dozierende und Studierende.

Stimmen aus der Praxis

Klar ist: Die Studierenden wünschen mehr hybride Unterrichtsangebote, wie eine Studierendenbefragung des Ressort Bildung und des Zentrums für Innovative Didaktik aus dem Jahr 2024 zeigt. Dozierende haben den Wunsch nach hybridem Unterricht deutlich weniger (gemäss einer Dozierendenbefragung 2023).

Mittelwerte der Dozierenden- und Studierendenbefragung zur gewünschten Anpassungen im Unterricht, um die Flexibilität zu erhöhen; Skala von (1) gar keine bis (2) im grossen Umfang

Dass hybrider Unterricht jedoch auch Herausforderungen mit sich bringt, zeigen Rückmeldungen aus dem Fokusgruppeninterview des TEF-Projekts von Maren. Ein Studierender berichtet: «Oftmals habe ich das Gefühl, dass die Dozierenden überfordert sind, wenn sie im Vorlesungssaal Fragen beantworten und noch im Chat schauen müssen.» Ein Dozent hält entgegen: «Didaktisch ist halt die Frage, ob Dozierende das alles überhaupt stemmen können.»

Vom Pilotraum zur neuen Standardausstattung

Um die definierten Anforderungen zu prüfen, besuchten Markus und sein Projekteam mehrere Hochschulen mit modernen Hybrid-Settings. Ein Konzept überzeugte besonders. Dieses wurde Anfang 2025 in einem Pilotraum an der School of Engineering installiert.  

Die Rückmeldungen der testenden Dozierenden fielen überwiegend positiv aus: Besonders geschätzt wurden der unkomplizierte Anschluss über ein einziges Kabel, die hohe Audio- und Videoqualität sowie die intuitive Bedienung über die zentrale Konsole.

Einziges Verbesserungspotenzial zeigte sich bei der Benutzeroberfläche der Steuerkonsole: Die Menüführung sei stellenweise nicht ganz intuitiv. Dennoch gilt der Pilot als Erfolg: Die sehr gute Gesamtnote von 5.6 (von 6) zeigt, dass die installierte Hybrid-Infrastruktur den Anforderungen und Bedürfnissen der Dozierenden gerecht wird. Die im Rahmen des Projekts definierten Unterrichtsräume sollen nun schrittweise entsprechend ausgerüstet werden.      

Die Raumausstattung umfasst Beamer, Lautsprecher, Deckenmikrofon, Kamera, Kontrollbildschirm, zentrale Steuerkonsole sowie einen höhenverstellbaren Tisch auf Rollen (siehe folgende Bilder).

Ausblick: Einheitliche Standards und neue Chancen

Auch die didaktische Entwicklung soll natürlich mit der technischen Schritt halten. Die Ergebnisse des TEF-Projekts werden in Workshops und Coachings weitergeben und bauen so vermehrt Hürden für die hybride Unterrichtsgestaltung ab.

Für die Zukunft sieht Maren grosses Potenzial: Hybride Formate können Lehre flexibler und inklusiver machen. Wenn Technik, Didaktik und Schulung zusammenspielen, eröffnen sich neue Möglichkeiten: «Solche hybriden Szenarien könnten gerade für internationale Kooperationen neue Möglichkeiten eröffnen.» Auch eine Ergänzung durch VR-Szenarien sei denkbar.

Langfristig will die ZHAW sicherstellen, dass hybride Lehre nicht nur funktioniert, sondern echten Mehrwert bietet – für Dozierende, Studierende und die gesamte Institution.

Hybride Vernetzung
– Fehlen dir Infos zur Aufrüstung am Departement T? Dann kontaktiere gerne Markus Marti.
– Möchtest du mehr Einblick in die didaktische Perspektive? Maren Runte hilft dir gerne weiter.
– Wenn du Fragen zur Studierendenbefragung hast – schreibe Franziska Hirt vom Ressort Bildung an.


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