Beitrag von Benjamin Eugster
Ende Juli fand in Berlin die erste Summer School des Hochschulforum Digitalisierung statt. Das deutschlandweite Netzwerk bringt Dozierende und Mitarbeitende von Support-Einrichtungen aus Hochschulen zusammen, um gemeinsam die Herausforderungen der Digitalisierung zu diskutieren.
Der Blick über die Schweizer Hochschullandschaft hinaus
Zurzeit ist die Digitalisierung wieder in aller Munde. In der Schweiz rollt mit der Strategie «Digitale Schweiz» und den daraus resultierenden Projekten wie «Digital Skills» eine zweite grosse Welle der Digitalisierung der Lehre auf die Hochschulen zu. In den 2000er Jahren wurden mit dem Projekt «Swiss Virtual Campus» bereits unterschiedliche Innovationen an Schweizer Hochschulen angeregt und die Zusammenarbeit gefördert. Aus dieser Initiative ging damals die eduhub-Community hervor, die seither als lebhaftes Netzwerk für Fragen der Digitalisierung in Schweizer Hochschulen dient und dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Mit dem Hochschulforum Digitalisierung wurde 2014 auch ein Think Tank für die deutsche Hochschullandschaft gegründet. Dank der Ausarbeitung und Publikation zahlreicher Studien zu den Möglichkeiten der Digitalisierung in der Hochschullehre wird die Arbeit des Hochschulforums in der Schweiz rege verfolgt. Jedoch bleibt der internationale Austausch dieser neueren Initiative weitgehend eine offene Frage, umso mehr, da sich die Projektförderungen im Hochschulbereich an nationalen und regionalen Grenzen orientiert. Dabei drängen sich gerade bei Austauschformaten zur Digitalisierung internationale Themen auf. Mit der Summer School wurde im Juli 2018 nun ein Format initiiert, das eine spannende Möglichkeit bietet, den Blick über die eigene Hochschule hinaus und in meinem Fall auch in ein anderes Hochschulsystem zu werfen
Austausch fördern und Einblicke gewähren
Während drei Tagen wurde den Teilnehmenden der HFD Summer School ein buntes Programm geboten, das aus einer Keynote von Prof. Sylvester Arnab (Disruptive Media Learning Lab, University Coventry), mehreren Workshops, Kurzvorträgen und der fest eingeplanten Möglichkeiten zur kollegialen Beratung bestand. Dabei war das Programm darauf ausgerichtet, dass sich die rund 35 Teilnehmenden einen guten Überblick über die unterschiedlich gelagerte Expertise der einzelnen Personen verschaffen konnten. Insbesondere die streng getakteten, je genau fünf Minuten langen Kurzvorträge boten Gelegenheit, erste Einblicke in die Projekte und Lösungen anderer Hochschulen zu erhalten. Das Spektrum reichte von virtuellen Labors in der Ingenieursausbildung bis zum Erfahrungsbericht zu einer studentischen Community-Plattform zum informellen Erlernen von Medienkompetenz. Das Format bot auch die Möglichkeit, losgelöst von Einzelprojekten kritisch Herausforderungen anzusprechen, mit denen Hochschulen vermehrt konfrontiert sind.
Bedenken teilen und Mut machen
Als zentrales Element der Summer School diente die kollegiale Beratung, in der sich Teilnehmende gegenseitig Feedback und Verbesserungsvorschläge für eine vorgestellte Herausforderung geben konnten. Nachdem im Vorfeld alle Teilnehmenden ein Fallbeispiel aus ihrer eigenen Arbeit beschrieben und bestehende Herausforderungen skizziert hatten, wurden diese über die drei Tage verteilt in Teams von drei bis sechs Personen besprochen. Obwohl die Digitalisierung immer wieder als Chance der Profilierung einzelner Hochschulen verstanden wird, zeigte sich gerade in der gegenseitigen Beratung, wie stark die Hochschule als lernende Organisation von übergreifendem Austausch profitieren kann.
Die Unterstützung der Vorhaben jenseits der beruflichen Alltagstätigkeit machte Mut für Improvisation und aktive Kommunikation, bot aber auch Raum für Bedenken und konstruktive Kritik. In einem Beratungsteam hatte ich Gelegenheit, das laufende Projekt zu Rahmenbedingungen für E-Assessment und elektronische Prüfungen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften vorzustellen und zu diskutieren. Die Zusammensetzung der Gruppe aus Lehrenden und Mitarbeitenden beratender Support-Einrichtungen war besonders hilfreich, um nicht nur technische Aspekte, sondern auch organisatorische und didaktische Überlegungen aus der Lehre in unterschiedlichen Fachbereichen anzusprechen.
Kontaktpflege im digitalen Zeitalter
Mit der Summer School wurde eine Vernetzung über die Veranstaltung hinaus angeregt, die nicht nur in informellen Gesprächen abseits der Präsentationen und Workshops stattfand, sondern auch aus der expliziten Frage «Wie geht es weiter?» am Schluss der Tagung hervorging. Während das «Netzwerk für die Hochschullehre» sich auf deutsche Hochschulen beschränkt, bietet die Expertendatenbank des HFD eine Möglichkeit auch ausserhalb einzelner Anlässen des Hochschulforums mitzuwirken und miteinander in Kontakt zu bleiben. So wurden die Teilnehmenden aktiv aufgefordert, sich über einen Call for Experts für die Planung weiterer Aktivitäten zu registrieren.
Die Schlussdiskussion zeigte auf, dass auch die Kontaktpflege über die eigene Institution hinaus im Zeitalter der Digitalisierung angekommen ist: So wurde das Thema «job shadowing» nicht nur unter dem Aspekt der Hospitation vor Ort angesprochen, sondern auch mittels Screensharing und Gastaccounts als niederschwelliger Weg, wie der Blick über den eigenen digitalen Tellerrand auch nach der Summer School ermöglicht werden kann.
Dieser Post wurde parallel auf dem Blog des Hochschulforum Digitalisierung publiziert.
Beitrag von Benjamin Eugster