Interprofessionalität öffnet Türen: Wie die Chancengerechtigkeit für ältere Menschen erhöht werden kann 

Zwei Defizite in der sozialen und gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen waren ausschlaggebend dafür, dass wir, Vertreterinnen dreier ZHAW-Institute, uns am Vernetzungsevent von AGe+ gefunden haben: dass es zwar zahlreiche Angebote für ältere Personen mit Unterstützungsbedarf gibt, diese aber von vielen, die davon profitieren könnten, nicht genutzt werden. Und dass ältere Personen, die von Angeboten und Unterstützung profitieren könnten, durch die gängigen Informationskanäle oft nicht erreicht werden. Es entstand die Idee, diesen Mangel mit einem Konzept zu beheben, das die Chancengerechtigkeit für ältere Menschen im Zugang zu Informationen und Angeboten im Gesundheits- und Sozialbereich erhöht – und das wir «Türöffner:innen im Quartier» nennen.  

Work in progress – interprofessionell und vernetzt 

Die interprofessionelle Zusammenarbeit spielt bei unserer Konzeptentwicklung eine wichtige Rolle: So ist beispielsweise als Ergebnis eines gemeinsamen Workshops ein Wirkungsmodell entstanden, das Ordnung in unsere Diskussion brachte und uns strukturiert weiterdenken liess. Dieses Modell erwies sich dann auch als eine sehr nützliche und sinnvolle Grundlage für die Diskussion mit eingeladenen Expert:innen aus Ergo- und Physiotherapie, Sozialer Arbeit und Pflege, die uns als Sounding Board kritische Fragen stellten und wertvolle Hinweise geben konnten. Eigene Forschungsergebnisse und eine kurze Literaturrecherche ergänzten die Diskussionen: Es zeigt sich, dass bisherige Projekte mit Fokus Information und Niederschwelligkeit meist nur von einer einzelnen Profession getragen werden und sich an einzelne Personengruppen richten. Wir schlagen deshalb ein Konzept vor, welches die Stärken interprofessioneller Zusammenarbeit nutzt und darauf zielt, niederschwellig möglichst vielen Personen Informationen zu Angeboten zu vermitteln.  

Durch die intensive Auseinandersetzung wurde aber auch die Komplexität des Ansinnens deutlich: Um seine Wirkung zu erzielen, soll das Projekt eher als «Geh-Struktur» (wir gehen auf die Leute zu) anstelle der bis anhin üblichen «Komm-Struktur» (Personen suchen ein Angebot auf) aufgebaut sein: Zum Einsatz kommen professionelle, gut vernetzte und im Quartier verankerte Ansprechpersonen, die über zielgruppengerechte Kommunikationsformen verfügen, mit weiteren vermittelnden Personen eine enge Zusammenarbeit pflegen und so für alle, die Unterstützung brauchen, die «Tür zum Angebot öffnen». Die erste Umsetzung erfolgt im Kanton Zürich in einem städtischen Kontext. 

1+1+1=7

Wir sind davon überzeugt, dass unsere intensive, interdepartementale und interprofessionelle Zusammenarbeit zu einem gut durchdachten und durch den Einbezug unterschiedlicher professioneller Perspektiven und Erfahrungen überzeugenden Ergebnis führt. Die Zusammenarbeit erlaubt uns nicht nur das gegenseitige Kennenlernen, das Aushandeln von Zielen und das Abgleichen der Ideen und Vorstellungen, sondern auch die Entwicklung von Ergebnissen, die monoprofessionell kaum möglich gewesen wären. So können wir das Projekt in einen grösseren Zusammenhang stellen und gemeinsam die Netzwerke der Projektgruppenmitglieder weiternutzen. Zum Beispiel haben wir über die Beteiligung an einem anderen Projekt den Zugang zum Sozialdepartement der Stadt Zürich erhalten und dessen Interesse für unser Projekt wecken können.  

Ein Beitrag von Sylvie Johner-Kobi (Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe), Brigitte Gantschnig (Institut Ergotherapie) und Katharina Fierz (Institut Pflege) 


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