31 Tage ohne Auto? Reallabore in Winterthur machen vor, wie Städte klimaneutral werden können

Seit vielen Jahren arbeiten die ZHAW und die Stadt Winterthur an Projekten, die von Smart Cities bis zum Community Engagement für Klimaneutralität reichen. Ein WinLab Brownbag Lunch hat drei spannende Projekte vorgestellt.

2021 haben die Winterthurer:innen mehrheitlich dafür gestimmt, dass die Stadt Winterthur bis 2040 klimaneutral werden möchte. Zum Erreichen dieses ehrgeizigen Ziels kann die Bevölkerung auf verschiedene Arten mitmachen. Auch an der ZHAW werden mögliche Lösungen für bestehende Probleme und Herausforderungen getestet. Das geschieht entweder auf dem Campus oder dessen Umfeld. Drei Reallabore im urbanen Raum setzen hier an und erheben die Bedürfnisse der Bevölkerung, testen Massnahmen und finden heraus, wo genau die grossen Chancen und Herausforderungen liegen.

Mobilitätsprojekt der Stadt Winterthur – 31 Tage ohne Auto

Die Genossenschaft «42hacks» und die Stadt Winterthur führen im Sommer 2024 ein Experiment durch, bei dem Stadtbewohner:innen einen Monat lang auf ihr Auto verzichten und dafür kostenlos ein Schnupper-GA erhalten und kostenlos E-Bikes und Carsharing ausprobieren können (siehe 31DAYS). Werden die Teilnehmenden am Ende des Experiments sogar ihr Auto verkaufen?  Ein Forschungsprojekt mit Nadine Klopfenstein vom ZHAW Departement Angewandte Linguistik und Andrea Del Duce von der ZHAW School of Engineering begleitet gemeinsam mit Forschenden der SUPSI dieses Reallabor. 

Nadine Klopfenstein vom ZHAW Departement Angewandte Linguistik

🔗 Präsentation

Netto Null bis 2040

Die Stadt Winterthur hat sich ganzheitlich ausgerichtet auf ein Netto-Null-Ziel bis 2040. «Es ist ein Generationenpakt, eine Generationenverpflichtung», sagt Christine Ziegler von der Fachstelle Klima. Die gesetzliche Verankerung und der Auftrag an die Stadt stammt von der Abstimmung vom 28. November 2021, an der sich die Winterthurer Bevölkerung klar für das ehrgeizige Ziel ausgesprochen hat. Die Verantwortung der Umsetzung liege daher bei der Stadtverwaltung, doch die Ziele könnten nur erreicht werden, wenn alle Winterthurer:innen mitziehen. Die Stadtverwaltung wolle eine Vorbildfunktion wahrnehmen und sogar bereits bis 2035 klimaneutral sein. Dazu gibt es ein umfassendes Konzept mit Massnahmenpaketen in den Bereichen Energieversorgung und Gebäude, Nachhaltige Mobilität, Kommunikation und Partizipation sowie lokale Wirtschaft, Konsum und Freizeit.

Christine Ziegler von der Fachstelle Klima der Stadt Winterthur

🔗 Präsentation

Forschung zwischen Theorie und Praxis im Lokstadt Living Lab

Im Winterthurer Lokstadt-Living-Lab geht es um die Untersuchung und Umsetzung von nachhaltigen, sozialen, technologischen und gestalterischen Modellen. Für den nachhaltigen Wandel brauche es technische Lösungen, aber auch individuelle Verhaltensänderungen, erläuterten Debora Frei und Anton Sentic von der ZHAW School of Engineering. Genau da setzte das Living Lab an. In der Nachbarschaft im alten Sulzerareal will das Projektteam nachhaltige Lebensstile identifizieren und herausarbeiten, wie mögliche Verhaltensänderungen und der technologische Fortschritt dazu beitragen können, nachhaltige Praktiken im Alltag zu fördern.  Dazu gehören die Kernbereiche Mobilität, Wohnen (z.B. der Energieverbrauch im Haushalt), Konsum und Ernährung sowie Arbeiten (z.B. flexible Arbeitsplätze und Co-Working). 1’500 Personen wohnen in dem Gebiet in etwa 600 Wohnungen. Dazu kommen 25 Gewerbebetriebe. Mit Workshops und relevanten Stakeholdern findet das Team heraus, welche Bedürfnisse die verschiedenen Personen und Unternehmen haben, um mit konkreten Projekten später schliesslich hier anzusetzen. 

Anton Sentic und Debora Frei von der ZHAW School of Engineering

Innovative und angewandte Lösungen für die Zukunft

«Die ZHAW will ein Living Lab für nachhaltige Lösungen sein», sagt Francesco Bortoluzzi, Leiter Nachhaltigkeitsprogramme an der ZHAW. «Damit meinen wir, dass wir uns sowohl in unserem eigenen Betrieb als auch in unserer Region mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinandersetzen, um angewandte und innovative Lösungen gemeinsam zu entwickeln», sagt er. Sehr wichtig ist dabei auch der Transfer dieser möglichen Lösungen in die Gesellschaft und in den Privatsektor. Die Reallabore in Winterthur sind ein gutes Beispiel dafür, wie nachhaltige Entwicklung gemeinsam und attraktiv von der Stadt, Organisationen und der Bevölkerung gestaltet werden kann. 

🔗 Präsentation

Text: Bettina Sackenreuther
Bilder: Nicolas Fojtu


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert