Apps und mehr Vertrauen für bessere interkulturelle Kommunikation an Schulen

In einem von ZHAW sustainable geförderten Projekt haben ZHAW-Forschende untersucht, wie die Schulkommunikation mit fremdsprachigen Eltern verbessert werden kann.

Chancengleichheit und Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung sind für die Lebenswege von Kindern entscheidend. Gleichzeitig spielt die Integration von Familien mit einem anderen sprachlichen und kulturellen Hintergrund eine immer bedeutendere Rolle für ein nachhaltig gestaltetes Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Für Kinder mit einem Migrationshintergrund ist es daher besonders wichtig, dass sie sich in Schweizer Schulen gut integrieren und gute Bedingungen zum Lernen haben. Doch für Schulen stellt gerade die Kommunikation mit fremdsprachigen Erziehungsberechtigten oft eine grosse Herausforderung dar. Beispielsweise ist für Lehrpersonen in vielen Fällen nicht klar, über welche Kanäle sie Eltern am besten erreichen können. Über Briefe, die Schulapp oder telefonisch? Auch stellt sich ihnen häufig die Frage, wie sie mit geringen Deutschkenntnissen der Eltern am besten umgehen können.

Ein interdisziplinäres Team erarbeitet Handlungsempfehlungen für Schulen

In einem von ZHAW sustainable geförderten Projekt hat ein interdisziplinäres Team aus ZHAW-Forscherinnen des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft, des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen und des Instituts für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe untersucht, wie die Schulkommunikation mit fremdsprachigen Eltern verbessert werden kann. Ziel des Projekts war es, Handlungsempfehlungen für Schulen zu entwickeln, die kulturelle Diversität berücksichtigen und wertschätzen, gleichzeitig aber auch das Potential digitaler Tools und neuerer Technologien, wie automatische Übersetzung, ausschöpfen. Schulleitungen, fremdsprachige Eltern, Lehrpersonen und Dolmetscherinnen wurden zu ihren Sichtweisen auf die interkulturelle Schulkommunikation und den Herausforderungen, denen sie begegnen, befragt. So konnten möglichst viele Perspektiven berücksichtigt und Erfahrungen unterschiedlicher Gruppen in die Auswertung einbezogen werden. Entscheidend für diese Perspektivenvielfalt war zudem, dass die Eltern in ihrer Erstsprache interviewt worden sind. Caritas Zürich hat die ZAHW bei der Rekrutierung von Eltern für die Interviews aus ihrem Netzwerk des Mentoring-Programms Copilot zusätzlich unterstützt. 

Übersetzungs-Apps und digitale Lösungen können unterstützen

Wie sollten Schulen nun die Kommunikation mit fremdsprachigen Eltern gestalten? Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass für eine erfolgreiche Schulkommunikation mit fremdsprachigen Eltern drei Bereichen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte: der Verwendung von digitalen Tools, dem Umgang mit Sprachbarrieren und der Sensibilisierung für interkulturelle Unterschiede. Digitale Tools, wie Schulapps oder automatische Übersetzungstools, sollten gezielt aber differenziert eingesetzt werden. Schul-Apps bieten beispielsweise eine Fülle an Funktionen, die nicht immer ausgeschöpft werden und die es sich oft lohnt, genauer anzuschauen. Automatische Übersetzungsfunktionen können bei einfacheren Inhalten eine wertvolle Unterstützung sein, um Sprachbarrieren und etwaige Hemmungen zu überwinden. Dennoch können Apps nicht als alleinigen Ersatz für bisherige Kommunikationskanäle betrachtet werden.

Es braucht zwischenmenschliches Vertrauen und informellen Austausch

Wie in jeder Form der interkulturellen Kommunikation ist es auch in der Schule von zentraler Bedeutung, zwischenmenschliches Vertrauen aufzubauen. Fremdsprachige Eltern treten an die Schulen oftmals mit anderen Erwartungen und Empfindungen heran. Hier ist es wichtig, Verständnis und Wertschätzung für ihre Perspektive aufzubringen und gleichzeitig die Erwartungen, welche die Schule an die Eltern stellt, klar und explizit zu kommunizieren. Auch können beispielsweise relevante Informationen zum Schweizer Schulsystem, einfach aufbereitet und in häufige Fremdsprachen übersetzt, helfen, interkulturelle Unterschiede zu überbrücken und Verständnis zu fördern. Letzteres entsteht laut den Befragten insbesondere auch im informellen Austausch zwischen Lehrpersonen und Eltern und wenn es hierzu regelmässige Gelegenheiten gibt.

Alle Handlungsempfehlungen im Überblick
Weitere im Rahmen des Projekts ausgearbeitete Handlungsempfehlungen sind im Detail unter folgendem Link zu finden: L_dok_DE (zhaw.ch). Sie sollen einen Beitrag dazu leisten, die Kommunikation zwischen Schulen und fremdsprachigen Erziehungsberechtigten zu verbessern, damit Eltern die schulische Entwicklung ihrer Kinder und deren Start ins Leben in der Schweiz noch stärker fördern können.

Text und Projektteam: Nicole Rosenberger, Caroline Lehr, Angelica Hüsser, Carmen Koch, Andrea Hunziker Heeb, Daniela Sager


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