«Wir bieten in unseren Werkstätten Hilfe zur Selbsthilfe»

Hat man im Dorf kein Auto, lernt man Velos zu lieben. Zumindest war das bei Oliver Bieri so. In den offenen Velowerkstätten an der ZHAW begeistert er Studierende und Mitarbeitende und hilft ihnen beim Reparieren ihrer Velos. Der 29-Jährige hat bereits die meisten europäischen Länder mit seinem Tourenvelo bereist und erzählt uns, wo die schönsten Velowege Europas sind.

Von wo kommt deine Begeisterung fürs Velofahren?

Schon mit meiner Familie waren wir oft mit dem Velo in den Ferien oder ich benutzte es für den Schulweg. Wer im Dorf ohne Auto aufwächst, gewöhnt sich schnell an die Freiheit und Effizienz auf zwei Rädern. An den Bahnhof oder in die Hochschule zu laufen, käme mir nicht mehr in den Sinn.

Nach den Vorlesungen hilfst du den Studierenden und Mitarbeitenden, ihre Velos zu reparieren. Wie hast du dir dein Wissen dazu angeeignet?

Mit YouTube! Und natürlich mit dem kollektiven Wissen von allen Werkstatt-Mitarbeitenden und unserem Handbuch. Vor allem Lukas, der Werkstattchef, weiss einfach alles. Wir bieten in unseren Werkstätten Hilfe zur Selbsthilfe. Die meisten Leute brauchen nur ein bisschen Mut und unsere Werkzeuge, damit sie sich getrauen, etwas auszuprobieren und ihre Velos selbst zu reparieren. So konnten wir bis jetzt fast alle Probleme lösen und die meisten verliessen die Werkstatt nicht nur mit funktionstüchtigen Velos, sondern auch mit einem gestärkten Selbstvertrauen.

Die Benutzung der offenen Velo-Werkstätten an der ZHAW ist kostenlos.

In Wädenswil: jeden Dienstag und Donnerstag von 16:45 - 20:00 Uhr im Gebäude RS auf dem Campus Reidbach (https://www.instagram.com/velove_waedi/)

In Winterthur: jeden Mittwoch von 17:00 - 20:00 Uhr im Gebäude TR auf dem Campus Technikum (https://www.instagram.com/velove_winti/)

In Zürich: Velove betreibt auch eine Werkstatt an der Uni und am Hönggerberg – mehr Infos auf https://www.velovezh.ch/

Was gehört zu deinen eindrücklichsten Velo-Erlebnissen?

Meine Europa-Durchquerungen: Mit dem Velo fuhr ich zweimal von Belgien nach Griechenland – so schnell wie möglich – und danach wieder mit der Fähre zurück. Dabei radelte ich jeweils Tag und Nacht, kam vorbei an wunderschönen Orten, über Berg und Tal, entlang von Flüssen und Wäldern, durch unterschiedliche Klimazonen und prächtige Landschaften. Mit bis zu 300 km am Tag, war es sehr cool zu sehen, zu was man fähig ist, und wie weit man mit dem Velo in kürzester Zeit reisen kann.

Welche europäischen Länder hast du bereits auf diese Weise erkundet?

Es ist einfacher umgekehrt zu antworten: Ich war noch nie in Spanien, Portugal und nördlich von Polen.

Dann kennst du dich aus. Wo ist der beste Ort für eine Tour nächsten Sommer?

Slowenien und Norditalien. Etwa entlang der Soča, oder auf umfunktionierten ehemaligen Bahnlinien im Friaul, gibt es nicht nur gut ausgebaute Wege, sondern auch wunderschöne Natur. Oder Montenegro, Albanien, Bulgarien, ich kann mich nicht entscheiden, es gibt so viele coole Orte. Für gemütliche und nahe Touren kann ich auch die Schweiz empfehlen. Im Vergleich zu den sonst schrecklichen Velowegen innerhalb der Städte und entlang den Strassen, sind die Velotour-Routen gut ausgebaut und man entdeckt viele interessante Orte.

Die Blogserie «humans4sustainability@ZHAW» stellt Studierende und Mitarbeitende der ZHAW vor, die sich persönlich für nachhaltige Entwicklung engagieren.
Du hast einen Vorschlag? Dann schreib uns: sustainable@zhaw.ch

Fotos: Oliver Bieri


1 Kommentar

  • Meine eindrücklichste Velotour war Mitte der 1950er Jahre mit meinem Vater und meinem Bruder. Mein Velo hatte keine Uebersetzung, noch mit Rücktritt. In einer Woche fuhren wir von Rheinau an den Bodensee, durch das Rheintal , Chur, auf der rechten Fluss-Seite bis Ilanz, zum Oberalppass, nach Andermatt, Furkapass ins Goms, Brig, Sierre, Sion, Martigny, Montreux, Lausanne, Neuenburg. Von da mit der SBB nach Hause, da es von Lausanne weg regnete. Wir hatten unser Gepäck und Zelt auf den Gepackträgern verstaut. Im Unterschied zu den heutigen Velotouren fuhren wir eher gemütlich und natürlich auf den Autostrassen. Damals gab es noch keine Velowege.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert