Mit dem Wechsel auf Bring Your Own Device und der Einführung des papierlosen Studiums am Institut für Facility Management und dem Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen im Herbstsemester 2016 neigt sich das Pilotprojekt zum papierlosen Studium dem Ende zu.
Wir haben dies zum Anlass genommen, das Projekt nochmals grossflächig zu evaluieren. In Unterschied zur Evaluation im 2014, wo wir versucht haben, die Unterschiede zwischen papierlos und papierbasiert aufzuzeigen, handelt es sich diesmal um eine Evaluation, welche einen Gesamteindruck vermitteln soll. Wir haben sowohl die Zufriedenheit, wie auch technische und didaktische Aspekte evaluiert.
An der Umfrage haben 74% der total 169 Studierenden des Bachelorstudiengangs in Biotechnologie teilgenommen. Am besten vertreten ist der jüngste Studienjahrgang BT15. Die Geräte (iPad und Dell) sind ungefähr gleichmässig verteilt, hinzu kamen einige wenige Nutzer mit dem Microsoft Surface Pro und privaten Tablets, die wir in der Auswertung jeweils unter “Anderes” zusammen gefasst haben.
Zufriedenheit und Anwendbarkeit
Die Studierenden konnten trotz technischer Probleme relativ oft papierlos arbeiten. Die Unterschiede zwischen den iPad NutzerInnen und den Dell NutzerInnen sind hier überraschend klein ausgefallen.
Die Kommentare zeigen, dass sich das papierlose Studium nicht für alle Fächer gleich gut eignet:
Für Berechnungen verwende ich immer Papier, das Tablet ist zu umständlich dafür.
In Praktika ist es immer noch besser, mit Papier zu arbeiten. Beim Tablet besteht die Gefahr, es mit Chemikalien oder Zellen zu kontaminieren.
Etwas anders sieht das Bild bei der Frage aus, wie gut sie die Unterlagen auf dem Tablet bearbeiten konnten. Obwohl die Mehrheit der NutzerInnen die Unterlagen relativ gut bearbeiten konnte, zeigt sich eine Diskrepanz zwischen den 41% der iPad NutzerInnen, die angaben, dass sie die Unterlagen auf dem Tablet sehr gut bearbeiten konnten und den 33% der Dell NutzerInnen, welche dies nur teilweise gut konnten.
Erfreulich ist, dass 76% der befragten Studierenden die Idee des papierlosen Studiums gut bis sehr gut finden.
Durch Paperless habe ich immer alles dabei und kann überall auf meine Daten zugreifen ohne Schleppen von Unmengen an Ordnern und Büchern.
+ viel Übersichtlicher
+ effizienterDefinitiv sehr viel Angenehmer als 2-4 Bundesordner den ganzen Tag mitzuschleppen. Jedoch nur sofern das Gerät auch funktioniert.
Eine Diskrepanz zweigt sich bei dieser Frage allerdings zwischen iPad und Dell NutzeInnen: 27% der Dell NutzerInnen stehen dem papierlosen Studium skeptisch gegenüber, während es bei den iPad NutzerInnen nur 6% sind.
Nicht überraschend äusserten sich die Dell NutzerInnen dann auch bedeutend kritischer zur Frage, ob sie das papierlose Studium gegenüber der Variante mit ausgedruckten Skripten bevorzugen. Hier werden die Folgen der technischen Probleme mit den Dell Venue 11 Pro sichtbar. Obwohl die Mehrheit der Studierenden (76%) die Idee des papierlosen Studiums unterstützt und gesamthaft 59% die papierlose Variante favorisieren, bevorzugen nur 23% der Dell NutzerInnen die papierlose Variante. Die übrigen 74% der Dell NutzerInnen stehen dem papierlosen Studium skeptisch gegenüber und äusserten sich auch entsprechend kritisch zum Gerät.
Definitiv, vorausgesetzt es ist ein leistungsstarkes Gerät.Das Prinzip ist sehr gut, nur sollte ein funktionierendes Tablet vorhanden sein.
Hat viele Vorteile, da auch nicht so viel Papierkram herumgeschleppt werden muss. Bei Problemen ist es allerdings umständlich.
Die Unterschiede zu den iPad NutzerInnen sind frappant; hier bevorzugen 71% die papierlose Variante.
Bei den Kommentaren der iPad NutzerInnen zeigt sich, wie wichtig didaktische Aspekte für den langfristigen Erfolg des papierlosen Studiums sind:
Einige Dozenten müssen Ihren Unterricht noch besser auf das papierlose Studium abstimmen.
Einige wenige Kommentare deuten sowohl beim den Dell als auch bei den iPad NutzerInnen auf eine generelle, negative Einstellung gegenüber dem Lernen mit digitalen Hilfsmitteln hin:
Tablets ersetzen Papier leider nicht, generell lernt man Sachen besser, wenn sie fass und greifbar sind. So kann man noch so fest auf papierlos umsteigen wollen, der Grund neben den technischen Problemen wieso es nicht funktioniert, ist dass es digital ist.
Zum Lernen ist das Tablet weniger geeignet. Da bevorzuge ich Gedrucktes. Dies wegen den Augen und man ist schneller müde bzw. kann sich nicht mehr gut konzentrieren.
BYOD Geräte schneiden gut ab
Beachtenswert ist die hohe Zufriedenheit der 9 Studierenden, die mit einem anderen Gerät (Microsoft Surface Pro oder anderes, selbst gekauftes Gerät) arbeiteten. Diese stimmten der papierlosen Variante zu 66% zu. Dies weist darauf hin, dass das Betriebssystem nicht die Ursache der tiefen Zufriedenheit bei den Dell NutzerInnen ist, sondern vielmehr die technischen Probleme mit dem Dell Venue 11 Pro. Ausserdem bestätigen Aussagen, wie die unten stehenden, unsere Entscheidung, auf Bring Your Own Device zu wechseln:
Letztes Semester hatte ich ein Dell Tablet, mit dem ich sehr unzufrieden war (Handhabung, Probleme mit dem WLAN usw.) Seit diesem Semester benutze ich mein eigenes Microsoft Surface Pro 3 und seitdem bin ich absolut begeistert vom papierlosem Studium.
Mein Lenovo-Yoga-Modell eignet sich um Welten besser als das Dell-Tablet.
OpenBook Prüfungen mit Zusammenfassungen
Anlass zu Kommentaren gab die Thematik der OpenBook Prüfungen, welche wir in einem der nächsten Beträge noch genauer anschauen werden. Wenn das Studium papierlos ist, erwarten die Studierenden verständlicherweise, dass sie an einer OpenBook Prüfung ihr digitalen Unterlagen nutzen können. Ein/e Dell Nutzer/in schrieb dazu:
Paperless ist zwar eine gute Idee, funktioniert aber nicht! Für Prüfungen (insbesondere einige “OpenBook” Prüfungen) oder zum Lernen gewisser Fächer muss man die Skripts trotzdem ausdrucken. Es sollte also nicht Paperless sondern papierarmes Studium heissen.
Auf die technischen Möglichkeiten, die Funkverbindungen während einer OpenBook Prüfung zu unterbinden, werden wir später noch eingehen. Viele scheinen beim Lernen auf die Prüfung Zusammenfassungen auf Papier zu schreiben. Man könnte sich daher überlegen, Prüfungen zu erlauben, bei denen z.B. 4-seitige Zusammenfassungen verwendet werden dürfen:
Wie schon erwähnt ist das Tablet handlich und sehr leicht. Ich muss sehr viel weniger Gewicht mit mir in der Tasche herumtragen, als wenn ich die ausgedruckten Skripte mit mir herumtragen muss. Auf dem Tablet sind auch alle Dokumente gespeichert und ich kann jederzeit die Dokumente der verschiedensten Fächer anschauen. Hilft teilweise in den Vorlesungen, wenn ich etwas nachschlagen möchte, dass ich in einem anderen Fach schon angeschaut habe. Ganz ohne Papier geht das Studium aber bei mir nicht. Am besten bereite ich mich auf eine Prüfung vor, indem ich handschriftliche Notizen/Zusammenfassungen mache.
Technische Aspekte
Um den zukünftigen Studierenden möglichst geeignete Geräte zu empfehlen, haben wir die Studierenden gebeten, einige technische Aspekte ihrer Geräte zu bewerten.
Bewertet wurden das iPad, das Dell und privat gekaufte Geräte, deren Typ wir nur bedingt kennen.
Beim iPad handelt es sich je nach Studienjahrgang um das iPad 4, iPad Air oder das iPad Air 2. Beim Dell wurde das Dell Venue 11 Pro und die Nachfolgeversion Dell Venue 11 Pro 7410 bewertet. Die NutzerInnen unter «Andere» haben teilweise ein Microsoft Surface Pro oder ein Lenovo Yoga.
iPad überzeugt beim Akku
Das iPad sticht durch seine hervorragende Akkukapazität hervor. Der Akku reicht für einen ganzen Tag und entlastet damit die Infrastruktur in den Räumen, da es aufgrund beschränkter Zuleitungen nicht in allen Räumen möglich ist, beliebig viele Steckdosen zur Verfügung zu stellen. Bemängelt wurde einzig die Länge des Ladekabels, das oft nicht bis zur nächsten Steckdose reicht und dass der Akku des iPads sich sehr langsam auflädt.
Beim Dell Venue 11 Pro scheint das Phänomen aufgetaucht zu sein, dass die angeschlossene Tastatur das Gerät entlädt, auch wenn das Gerät ausgeschalten ist. Problematisch für den Einsatz im papierlosen Studium ist, dass der Akku nur knapp 4 Stunden durchhält und man auf eine Steckdose angewiesen ist. Wir empfehlen beim Kauf eines Gerätes auf eine möglichst lange Akkulaufzeit zu achten. Wo dies nicht möglich ist kann die Akkulaufzeit durch eine Tastatur mit integriertem Akku verlängert werden.
Verbindungsprobleme beim WLAN
Auch bei der WLAN Konnektivität ist das iPad der klare Gewinner. Wobei man hier darauf hinweisen muss, dass die WLAN Konnektivität nicht nur vom Gerät, sondern auch vom Netz der Hochschule abhängig ist. Bei den Dell Venue 11 Pro scheint es ein Problem mit den Accesspoints zu geben, so dass die WLAN Verbindung mehrmals täglich unterbrochen wird und sich die Studierenden dann wieder neu mit dem WLAN verbinden müssen.
Uneinheitliches Bild bei den Tastaturen
Die Bewertungen der Tastaturen beim iPad beziehen sich auf das Logitech Ultrathin Keyboard Cover und das Keyboard Folio. Wobei wir viele der Keyboard Folios bereits nach wenigen Wochen austauschen mussten, weil die Halterung für das iPad abgebrochen war. Das Logitech Ultrathin Keyboard Cover hat sich hingegen bewährt und muss auch im Dauergebrauch nur selten aufgeladen werden. Einigen Studierenden waren allerdings die Tasten zu klein und sie vermissten Sonderzeichen wie z.B. Wurzeln oder griechische Buchstaben.
Beim Dell Venue 11 Pro hatten zu Beginn alle ein Dell Tablet Keyboard Slim, dieses wurde von der Mehrheit der NutzerInnen klar als ungenügend bewertet. Bei vielen funktionierte das Touchpad nicht und die Tastatur verlor immer wieder die Verbindung zum Tablet, so dass sie manuell entfernt und wieder neu verbunden werden musste. Ausserdem wurde bemängelt, dass die Tastatur teilweise zu sensibel war und Buchstaben doppelt tippte oder man sehr stark drücken musste, damit ein Buchstabe getippt wurde. Im Laufe des letzten Semesters konnten wir einige der Dell Tastaturen durch ein Modell mit integriertem Akku ersetzen. Mit dieser neuen Tastatur konnten einige der Probleme mit dem Dell Venue 11 Pro beheben werden, leider hat Dell die Tastatur nun aber aus dem Sortiment genommen und sie wird nicht mehr produziert.
Bei den NutzerInnen mit privaten Tablets gibt es ein sehr uneinheitliches Bild: 22% bewerteten die externe Tastatur als sehr gut und 33% als mangelhaft. Hier müssen wir noch etwas genauer nachfragen, welche Tastaturen benutzt wurden.
Optimierungsbedarf beim Stift für das iPad
Die Dell NutzerInnen nutzen den Dell Aktiv Stylus und die iPad NutzerInnen arbeiteten mit einem Bamboo Stylus oder mit dem Adonit Jot Pro. Auffallend ist hier die sehr hohe Zufriedenheit der Studierenden, die sich selber ein Tablet gekauft haben, was wir teilweise auf den sehr guten Stift des Microsoft Surface Pro zurückführen.
Einigen iPad NutzerInnen war die Spitze des Bamboo Stylus zu dick und wiederum anderen war jene des Adonit Jot Pro zu dünn. Die Stiftspitzen gaben allgemein Anlass zur Diskussion, da sie relativ schnell lädiert waren oder verloren gingen. Umständlich fanden einige auch, dass man die Hand beim Schreiben nicht auf den Bildschirm ablegen kann. Einige gaben an, dass Sie den Stift nicht mehr nutzen und die Bedienung mit dem Finger immer noch am besten funktioniert.
Die Stifterkennung des Dell Venue 11 Pro war zu Beginn für BT13 und BT14 ein Fiasko, da kaum ein Stift korrekt funktionierte. Mittlerweile konnten einige der Probleme durch diverse Updates und den mehrfachen Ersatz der Stifte behoben werden. Der Stift bleibt jedoch unzuverlässig und reagiert teilweise nicht. Ein Problem ist die nicht handelsübliche AAAA-Batterie, die viel zu schnell leer ist und ständig ersetzt werden muss. Mehrere Studienrede schrieben, dass Sie den Stift deshalb nicht mehr nutzen. Wir empfehlen beim Kauf des Stiftes auf einen batterielosen Stift zu setzen.
Fazit
Gesamthaft würden 59% der Studierenden zum Kauf eines Tablets raten.
Für mich ist das Studium mit dem Tablet erleichternd. Ich muss nicht jeden Tag den Laptop mittragen, da das Tablet (ausser für den Informatikunterricht) bis jetzt immer ausreichend war. Auch muss ich nicht alle Skripte mittragen und spare sehr an Gewicht. Das Lesen und Lernen ist mit Tablet auch kein Problem. Ganz das Papier kann es aber doch nicht ersetzten. Manchmal benötige ich dann doch Papier um Notizen zu machen.
Finde ich eine sehr gute Idee. Die Scripts können viel besser geordnet werden, lassen sich gut bearbeiten, bei Bedarf mehrmals drucken und im Allgemeinen macht es den Vorlesungsstoff übersichtlicher.
Mit genügend Angaben bei den Anforderungen könnte der Student selbst sich ein Gerät anschaffen das eher funktioniert Angaben sollten Speicherplatz, RAM und etliche andere technische Daten.
82% der iPad NutzerInnen würden sich wieder für ein iPad entscheiden und immerhin überraschende 40% der Dell NutzerInnen würden sich erneut für ein Dell Venue 11 Pro entscheiden.
Wobei einige Dell NutzerInnen kommentierten, dass sie ein anderes Windows Tablet bevorzugen würden, aber explizit kein iPad möchten:
Ich würde mich nur für ein anderes Gerät entscheiden, welches nicht ein Apple iPad wäre und mit dem Windows System ausgestattet ist. Das Gerät von Dell hat zu viele Umstände verursacht.
Eher nicht. Würde das nächste mal lieber selbst eins kaufen.
Einige Studierende gaben an, dass sich das Tablet Ihrer Meinung nach nicht für die Prüfungsvorbereitung eignet, da sie einen Teil der Unterlagen für das Lernen ausdrucken:
Für Unterricht ja, Vorteil man hat immer alles dabei. Für Prüfungsvorbereitung aber ungeeignet.
Das ist nicht unbedingt negativ aufzufassen, da es absolut legitim ist, Zusammenfassungen auszudrucken, wenn einem dies beim Lernen hilft. Zudem kann sich z.B. gerade das Schreiben von handschriftlichen Zusammenfassungen und das überarbeiten von Notizen aus dem Unterricht positiv auf das Lernen auswirken, weil die Informationen besser gespeichert werden können, je intensiver wir mit dem Lerninhalt (z.B. dem Skript) interagieren. Wir werden diese und ähnliche Aspekte in den nächsten Beiträgen noch etwas genauer anschauen.