Vision 2030 – ZHAW-MOOC zur nachhaltigen Entwicklung stärkt den ganzheitlichen Blick auf die globalen Herausforderungen

Ein Beitrag von Svenia Schneider-Wulf und Nico Frommherz

ZHAW sustainable hat in Zusammenarbeit mit ZHAW digital sowie Fachexpertinnen und -experten aus verschiedenen Departementen der ZHAW den Massive Open Online Course (MOOC) «Vision 2030» erstellt. Der MOOC wird erstmals im Frühjahrssemester 2022 über die Plattform edX angeboten und bietet Interessierten ohne Vorkenntnisse einen niedrigschwelligen Einstieg in das umfangreiche und komplexe Themenfeld der nachhaltigen Entwicklung.

Der Kurs möchte den ganzheitlichen Blick stärken und einen Gesamtüberblick über das System geben, indem er auf drei zentrale Felder – Ernährung, Stadtentwicklung und soziale Gerechtigkeit – fokussiert. Im MOOC «Vision 2030» werden die wichtigsten globalen Herausforderungen adressiert und mögliche Lösungen aufgezeigt, die dazu heute bereits existieren. Der Projektleiter Nico Frommherz spricht über die Entstehung des MOOC, das digitale Format und was er gerne schon vor dem Start des Projektes gewusst hätte.

Svenia Schneider-Wulf: Die «Agenda 2030» der UN bildet den globalen Referenzrahmen für nachhaltige Entwicklung. In welchem Bezug steht der MOOC «Vision 2030» dazu?

Nico Frommherz: Der MOOC «Vision 2030» ist eine Weiterentwicklung des ZHAW-Online-Kurses «SDG-Lerneinheiten», der 2019 veröffentlicht wurde und bereits einzelnen Themen der Sustainable Development Goals (SDG) getrennt voneinander behandelte, bspw. Gesundheit, Klimawandel oder Landverbrauch. Die fachlichen und Niveauunterschiede waren daher recht gross. Wo also anfangs noch einzelne Themen ohne Verbindung zueinander in einen Kurs eingebettet wurden, wollten wir dieses Mal die Themen miteinander verbinden. Wir wollten eine ganzheitliche Betrachtung der globalen Herausforderungen, die ja auch zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.

Orientiert haben wir uns an den drei Schwerpunktthemen der Strategie für Nachhaltige Entwicklung des Bundesrats: Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion; Klima, Energie und Biodiversität; Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt. In dieser Strategie zeigt der Bundesrat auf, welche Schwerpunkte er für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den nächsten zehn Jahren in der Schweiz setzen will. Geleitet von der Expertise der ZHAW Mitarbeitenden ergaben sich daraus wiederum die drei Schwerpunktthemen für unseren MOOC: Nachhaltige Lebensmittelwertschöpfungsketten, Nachhaltige Stadtentwicklung und Soziale Gerechtigkeit.

Warum habt ihr euch dafür entschieden, das Thema «Nachhaltige Entwicklung» als MOOC-Format aufzubereiten und was erhofft ihr euch davon?

In diesem Kurs geben wir den Teilnehmenden mit, was wichtige globale Herausforderungen sind und wie wir diese gemeinsam meistern können. Der MOOC ist für alle frei zugänglich, auch für Menschen ausserhalb der ZHAW. Vorausgesetzt man besitzt ein internetfähiges Gerät. Diese Zugänglichkeit war für uns ein wichtiges Kriterium, denn nachhaltige Entwicklung schaffen wir nur gemeinsam. Das hat unsere Entscheidung zu Gunsten des digitalen Formates auf jeden Fall beeinflusst.

Da der MOOC in eigenem Tempo absolviert werden kann, ist er zudem ideal für die Hochschulen der Zukunft, in denen Studierende individueller und unabhängiger lernen können. Die Inhalte des Kurses können ausserdem wiederverwendet werden, da sie sich an der «Open-Educational-Resources-Policy» der ZHAW orientiert und offen lizensiert sind, was wiederum sehr nachhaltig ist. Damit trägt der MOOC nicht nur zur Umsetzung der ZHAW-Strategie «Nachhaltige Entwicklung» bei, sondern leistet auch einen Beitrag im Rahmen der Lifelong-Learning-Strategie und der Strategie «Bildung und digitale Transformation».

Der MOOC leistet einen spannenden Beitrag zur Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens an der ZHAW. Was erscheint dir besonders erwähnenswert?

Meines Wissens ist dies der erste Kurs der ZHAW, an welchem alle Departemente vertreten waren. Gerade für übergreifende Themen wie Nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und Entrepreneurship ist dies daher ein weiterer wichtiger Meilenstein. Auch wenn bis jetzt nicht alle Departemente gleich stark involviert waren, zeigt es, dass eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der ZHAW möglich, nützlich und auch erwünscht ist. Für die Vernetzung der verschiedenen Wissensbestände, um den interdisziplinären MOOC zu entwickeln, war der intensive Austausch und die Zusammenarbeit der Lehrenden im Rahmen des Pilotprojektes unerlässlich.

Wichtig finde ich auch, dass die einzelnen MOOC-Kapitel auch für die grundständige Lehre oder Weiterbildungsangebote der ZHAW genutzt werden können. Lehrende können kostenfrei die einzelnen Teile des MOOC oder auch den ganzen MOOC in ihr Lehrangebote an der ZHAW integrieren. Seit dem Start von «Vision 2030» im Februar 2022 wurden wir auch schon von Kolleginnen und Kollegen auf die Möglichkeit angesprochen, den MOOC im Rahmen eines CAS-Angebots und eines Lehrmoduls zu nutzen. Wir unterstützen und beraten gerne dabei, wie man den MOOC oder einzelne Kapitel des MOOC in andere ZHAW-Bildungsangebote einbetten kann.

Was hättest du rückblickend gern gewusst, bevor ihr in das Projekt eingestiegen seid?

Die Zusammenarbeit über die fachlichen und departementalen Grenzen hinweg war eine spannende Erfahrung. Mir wurde wieder einmal vor Augen geführt, wie wichtig, und in unserem Fall auch fruchtbar, die interdisziplinäre Zusammenarbeit an einer Hochschule ist. Nicht nur verbinden wir durch die gemeinsame Arbeit getrennte Wissensbestände, sondern auch im Sinne der Hochschule als einer lernenden Organisation.

Gleichzeitig sollte man sich allerdings bewusst sein, wenn man in ein solches Projekt geht, dass es Zeit braucht, bis alle sich in einem neuen, fachlich gemischten Team zurechtgefunden haben und ein gemeinsames Verständnis und Vokabular, in unserem Fall für Nachhaltige Entwicklung, erarbeitet haben. Der «interdisziplinäre Arbeitsmodus» hat mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen. Das betrifft auch die fachlichen Arbeitsmaterialien. Viele mussten für den interdisziplinären MOOC überarbeitet werden. Auch die Suche nach frei-lizenzierten Materialien war aufwendiger als gedacht. Wahrscheinlich wären wir das Projekt etwas anders angegangen, wenn wir das vorher gewusst hätten. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass alle Beteiligten in dem gemeinsamen Pilotprojekt MOOC «Vision 2030» sehr viel gelernt haben. Mir persönlich hilft das bestimmt für kommende Projekte bei ZHAW-sustainable.

ZHAW sustainable koordiniert als strategisches Programm die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie an der ZHAW in Zusammenarbeit mit den Departementen, Rektorat, Finanzen & Services und Studierenden.

ZHAW digital schafft ermutigende Rahmenbedingungen für ZHAW-Expert:innen, die sich in allen Facetten mit der digitalen Transformation befassen und an innovativen Projekten in Bildung und Forschung arbeiten.


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