Strategische Themenförderung Digitale Transformation @ Departement LSFM – eine Zwischenbilanz

Ein Beitrag von Miriam Fischer

Digitale Transformation formt neue Kompetenzen: Digital Literacy, Kollaboration, Komplexität navigieren, Kreativität, kritisches Hinterfragen, selbstgesteuertes Lernen und Self-Leadership, und auch die Multidimensionalität wird spürbar, bei der Menschen, Räume und Prozesse auf vielfältige Art miteinander verwoben sind. Als Zwischenbilanz nach der dreijährigen strategischen Initiative «Digitale Transformation @LSFM» wurden die Ergebnisse nun vor der nächsten Etappe in einem Booklet festgehalten.

2021 ging die dreijährige strategische Themenförderung «Digitale Transformation @LSFM» zu Ende. Im Fokus stand die Vision, Mitarbeitende, Studierende und Weiterbildungsteilnehmende zu befähigen, mit den digitalen Herausforderungen gesellschaftlicher und beruflicher Natur umzugehen, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten und kritisch zu reflektieren. Die Covid-19 Pandemie beschleunigte die angeregten Prozesse, doch fiel nun deutlich auf, wo verstärkt Handlungsbedarf bestand. 2022 war es Zeit, die Erkenntnisse aufzuarbeiten und eine Standortbestimmung vorzunehmen: Wo stehen wir und wie könnte es weiter gehen? Nun liegt diese Standortbestimmung in Form eines Booklets vor, das die Ergebnisse – sowohl digital wie auch auf Papier! – spiegelt. Im Rahmen der Themenförderung konnten zwischen 2019 und 2021 insgesamt 25 Projekte unterstützt werden.

Zu Beginn wurde mit internen und externen Beteiligten untersucht, welche Fähigkeiten und Kompetenzen im Kontext der digitalen Transformation künftig mehr Bedeutung bekämen. Anschliessend wurde eruiert, welche Prozesse und Anpassungen nötig würden, um die neuen Fähigkeiten in den Dimensionen «Menschen», «Orte» und «Prozesse» zu fördern und die ZHAW als zukunftsweisende Bildungsinstitution zu positionieren.

3 – 5 – 7 : Drei Dimensionen, fünf Handlungsfelder und sieben Kompetenzen

Aus den genannten Analysen kristallisierten sich aus den drei Dimensionen «Menschen-Orte-Prozesse» fünf Handlungsfelder sowie sieben künftige Kompetenzen oder *Future Skills* (Ehlers, 2000) heraus, in die ein Grossteil des Budgets hineinfloss, um den Wandel am Departement anzuregen. Als Future Skills wurden in den fünf Handlungsfeldern Netzwerke und Kooperationen, Self-Leadership, Individualisierung, Coaching sowie Smart Campus und flexible Räume die sieben Kompetenzbereiche Digital Literacy, Kollaboration, Komplexität navigieren, Kreativität, Kritisches Hinterfragen, Selbstgesteuertes Lernen und Self-Leadership identifiziert. Über 100 Personen aus dem Departement LSFM wurden auf unterschiedliche Weise involviert, und eine aktive Community von etwa 50 Personen bildete sich heraus. 

In der Folge wird eine kleine Auswahl der realisierten Projekte beschrieben. Weitere Informationen und die Projektdokumentationen finden sich im Intranet.

Abb. 1: Darstellung der drei Dimensionen und fünf Handlungsfelder

Die drei Dimensionen: Menschen – Orte – Prozesse

Der Mensch im Mittelpunkt

In der Dimension “Menschen” sollte sichtbar gemacht werden, welche Veränderungen bezüglich Kompetenzen und Rollen bei Studierenden und Mitarbeitenden des Departements durch die digitale Transformation festzustellen sind. Innerhalb der Handlungsfelder Self-Leadership, Individualisierung und Coaching wurde in diversen Projekten verschiedenen Fragen nachgegangen.

Ein Projektteam befasste sich beispielsweise mit der veränderten Rolle der Lehrenden an der Hochschule. Der Paradigmenwechsel von der Lehrperson als Wissensvermittler:in hin zum Coach oder zum:r Lernbegleitenden im weiteren Sinn –  etwas salopp formuliert der Wandel vom Sage on the Stage zum Guide on the Side –  ist schon seit längerem ein Thema. Das Projektteam wollte es nun genauer wissen und entwickelte für ihre Module zwei Szenarien inklusive Coaching-Leitfaden für Studierende und Lehrende, welche diese Rolle im Lehrsetting einnehmen wollen.

Orte: Lernorte und Räume

Die Dimension «Orte» umfasste die veränderten Anforderungen an den Campus, an die Infrastruktur inklusive physischen und virtuellen Lern- und Arbeitsräumen sowie deren Schnittstellen.

Das Projekt «Smart Learning Spaces» ging der Frage nach, wie multifunktionale Räume aussehen, die einfach umfunktioniert werden können und das aktive Lernen und soziale Interaktion unterstützen. Die Räume an Hochschulen sind oft auf Frontalunterricht ausgerichtet, so auch bei uns. Mit der zunehmenden Digitalität der Lehre und der Weiterbildung mit neuen interaktiven virtuellen Räumen ist dieses Format aber nicht mehr so geeignet, um das zunehmend selbstgesteuerte Lernen in den verschiedenen Ausgestaltungen zu unterstützen.  Lernräume müssen also neugestaltet und für andere Lehr- und Lernformate umfunktioniert werden können. Für Studierende, die sich physisch vor Ort treffen, ist es zudem nicht immer ersichtlich, in welchen Räumen sie Platz zum Arbeiten finden, ob einzeln oder in Gruppen. Das Projektteam hat deshalb einen Prototyp entwickelt, der es erlaubt, mittels Kamera und Sensoren die Anzahl anwesender Personen im Raum zu eruieren und auf einer App anzuzeigen. Auf diese Weise können Studierende im Gebäude über ihre App auf dem Smartphone freie Arbeitsplätze finden. Wie dies geht, zeigt das folgende Video.

Smart Learning Spaces - Institut für Facility Management @ZHAW, Wädenswil

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Prozesse im Wandel

In der Dimension «Prozesse» befassten sich die Projekte mit der Veränderung der Art und Weise, wie gelernt, gelehrt, geforscht und begleitet wird, und wie sich die Arbeitswelten generell transformieren. Hierbei wurde das Hauptaugenmerk auf die Handlungsfelder Netzwerke und Kooperationen gelegt.

Ein Beispiel, welches die digitale Zusammenarbeit unter Studierenden international fördert, ist die COIL-Methode. Ein Ansatz, der von der State University in New York entwickelt und für mehrere Studiengänge am Departements LSFM adaptiert wurde. Zentral ist hier die Verbindung von Internationalität und Digitalität, zwei Dimensionen, die nach der Pandemie für die Arbeitswelt, für Forschung und Lehre nicht mehr voneinander getrennt werden können.

Im Video beschreibt der Projektleitende, wie die internationale Zusammenarbeit mit der Methode Sprint-COIL (Collaborative Online International Learning) mit einer Gruppe von BSc Studierenden im Modul «Räumliche Entwicklung» des Bachelor-Studiengangs Umweltingenieurwesen und Studierendengruppen aus Iran, Pakistan und Kirgisistan im Herbst 2021 durchgeführt wurde.

Nur wenige Projekte sind hier erwähnt, dennoch gab es weitere sehr spannende Ansätze und Konzepte, mit denen der Wandel in die Digitalität bearbeitet wurde. Es wurden vielversprechende Erkenntnisse gewonnen, die es in die Zukunft mitzutragen und weiterzuverfolgen gilt. Denn wenn eines sich nicht ändert, dann ist es der Wandel, die Veränderung selbst. Eine vollständige Liste mit Dokumentationen, Postern und vielem mehr findet sich im Intranet.

Vorläufiges Fazit aus drei Jahren Transformation@Departement LSFM

Nach drei Jahren ist der Transformationsprozess noch nicht abgeschlossen, noch stehen die einzelnen Projektergebnisse isoliert wie kleine Inseln in der Landschaft, die es zu verbinden gilt. Es stellt sich die Frage, wie sich die gewonnen Erkenntnisse aus den Projekten zusammenfügen lassen. Folgende Überlegungen stehen nun am Anfang einer weiteren Etappe.

Bottom-Up und Top-Down

Mit der Initiative ist eine Basis für eine multiperspektivische Community am Departement entstanden, die das Potenzial hat, skalierbare und nachhaltige Innovation voranzutreiben. Doch genügt der Bottom-Ansatz nicht, es braucht strategische Weichenstellungen und damit die Unterstützung der Departementsleitung. Die Future Skills wurden zwar identifiziert, aber erst teilweise nachhaltig in bestehende Studiengänge integriert.

Vernetzung von Menschen, Orten und Prozessen

Dank den definierten Handlungsfeldern konnten erste Schritte in Richtung digital transformiertes Departement erfolgen. Es fehlt noch die systematische Vernetzung der einzelnen Projektergebnisse.

Community rules

Eine besondere Herausforderung wird es sein, die Mitarbeitenden und Studierenden zu motivieren, sich aktiv zu engagieren und den Wandel mitzutragen. Der Aufbau und die Pflege einer Community erfordern Zeit und Engagement.

Prozesse und Infrastruktur sind relativ starr, es braucht Zeit, Grenzen durchlässiger und flexibler zu gestalten. Ein agiles Vorgehen, bei dem stets aus dem aktuellen Stand heraus agiert werden kann, ist vielversprechend für eine erfolgreiche Transformation.

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Erneut gilt es in die Zukunft zu schauen! Die nächste Transformationsetappe steht an. Mit dem Booklet zur strategischen Initiative am Departement LSFM liegt nun ein Zwischenbericht vor. Auf dem Hintergrund der dargelegten Ergebnisse aus dieser Transformationsetappe werden nun weitere Schritte vorbereitet, die es weiterhin erlauben, den Wandel zu gestalten und Akteure zu begleiten.

Zunächst sollen die Departementsziele hinsichtlich der digitalen Transformation überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Im Fokus steht dabei der digitale Reifegrad des Departements, die kundenorientierte Organisation und der Student Life Cycle. Dabei soll auch die bereichsübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden. Wir können auf weitere Entwicklungen gespannt sein!


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